Der international bekannte Komponist und Dirigent Eric Whitacre hat am Freitagabend in der voll besetzten Pauluskirche in Basel ein tief bewegendes Konzert geleitet. Im Mittelpunkt stand sein Werk „The Sacred Veil“, das den Kampf und den Verlust durch eine Krebserkrankung thematisiert. Die Veranstaltung fand in Zusammenarbeit mit der Krebsliga beider Basel statt.
Drei Chöre standen gemeinsam auf der Bühne, um unter der Leitung des Grammy-Preisträgers aufzutreten. Der Dichter Tony Silvestri, dessen persönliche Geschichte die Grundlage für das Hauptwerk des Abends bildete, war ebenfalls anwesend und sprach zum Publikum.
Das Wichtigste in Kürze
- Der amerikanische Komponist Eric Whitacre dirigierte ein ausverkauftes Konzert in der Basler Pauluskirche.
- Das Hauptwerk des Abends war „The Sacred Veil“, basierend auf der wahren Geschichte des Krebstodes von Julie Silvestri.
- Drei Chöre traten gemeinsam auf: Vocalino Wettingen, der Chor der Kantonsschule Wettingen und das Basler Ensemble Voces Suaves.
- Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit der Krebsliga beider Basel durchgeführt, um auf das Thema Krebs aufmerksam zu machen.
Ein Abend im Zeichen der Musik und des Gedenkens
Die Pauluskirche in Basel war am Freitag bis auf den letzten Platz gefüllt, als Eric Whitacre, eine der prägendsten Figuren der modernen Chormusik, zum zweiten Mal die Stadt besuchte. Nach seinem Auftritt im Stadtcasino im Jahr 2023 kehrte der amerikanische Komponist zurück, um ein Programm ausschliesslich mit eigenen Werken zu präsentieren.
Der Abend wurde mit „Lux Aurumque“ eröffnet, einem Stück, das vor 20 Jahren durch Whitacres innovatives „Virtual Choir“-Projekt weltweite Bekanntheit erlangte. Dieses Projekt brachte Sänger aus der ganzen Welt online zusammen und war damals ein revolutionärer Ansatz in der Chormusik.
Die persönliche Geschichte hinter „The Sacred Veil“
Das Herzstück des Konzerts war die Aufführung von „The Sacred Veil“, einem zwölfteiligen Werk für Chor, Cello und Klavier. Die Texte stammen vom amerikanischen Dichter Charles Anthony Silvestri, einem langjährigen Freund und künstlerischen Partner von Whitacre.
Silvestri war persönlich anwesend und trat vor Beginn des Stücks vor das Publikum. Mit einem akzentfreien „Guete-n-Obe“ begrüsste er die Zuhörer und teilte die tief persönliche Entstehungsgeschichte des Werkes. Er erzählte vom Tod seiner Frau Julie, die kurz vor ihrem 36. Geburtstag an Eierstockkrebs verstarb.
„Es dauerte fast ein Jahrzehnt, bis ich die Kraft fand, über diesen Verlust zu schreiben“, erklärte ein sichtlich bewegter Silvestri. „Dieses Werk ist nicht nur eine Erinnerung an Julie, sondern auch eine Hommage an ihre Stärke und ihren Lebenswillen.“
Das Werk verarbeitet Gedichte von Silvestri sowie Auszüge aus Julies eigenen Tagebüchern. Es zeichnet ihren Weg von der Diagnose über die Behandlung bis hin zum Abschied nach und schafft so eine intime und zugleich universelle Erzählung über Liebe, Verlust und Hoffnung.
Whitacres Virtueller Chor
Eric Whitacres „Virtual Choir“ ist ein globales Phänomen. Sein Projekt „Sing Gently“, das während des Lockdowns 2020 entstand, vereinte 17.572 Sängerinnen und Sänger aus 129 Ländern in einer einzigen digitalen Aufführung. Es wurde zu einem Symbol für Verbundenheit in einer Zeit der Isolation.
Drei Chöre vereint unter Whitacres Leitung
Für diesen besonderen Abend schlossen sich drei renommierte Gesangsensembles zusammen. Das Ensemble Vocalino Wettingen, das an diesem Abend sein 20-jähriges Bestehen feierte, der Chor der Kantonsschule Wettingen sowie das professionelle Basler Vokalensemble Voces Suaves bildeten einen beeindruckenden Klangkörper.
Die musikalische Begleitung übernahmen Lysiane Salzmann am Klavier und Martin Merker am Cello, deren einfühlsames Spiel die emotionalen Nuancen der Komposition unterstrich. Die sorgfältige Einstudierung der Chöre lag in den Händen von David Rossel, der die Sängerinnen und Sänger präzise auf die anspruchsvolle Aufführung vorbereitet hatte.
Musikalische Meisterschaft und emotionale Tiefe
Unter Whitacres präzisem und zugleich gefühlvollem Dirigat entfalteten die drei Chöre die komplexe Schönheit seiner Musik. Whitacres Klangsprache ist bekannt für ihre schwebenden Harmonien, ihre feinen Nuancen und ihre direkte emotionale Zugänglichkeit.
Die Aufführung von „The Sacred Veil“ war technisch makellos und von grosser Sorgfalt geprägt. Die Sängerinnen und Sänger meisterten die anspruchsvollen Passagen mit beeindruckender Sicherheit und schufen eine dichte Atmosphäre, die das Publikum tief berührte.
Wer ist Eric Whitacre?
Eric Whitacre, geboren 1970 in Nevada, USA, ist ein Grammy-prämierter Komponist und Dirigent. Er gilt als einer der meistaufgeführten Komponisten seiner Generation. Seine Werke werden von Millionen Menschen weltweit gehört und von führenden Chören und Orchestern aufgeführt. Er ist besonders bekannt für seine innovativen „Virtual Choir“-Projekte, die die Chormusik für das digitale Zeitalter neu definiert haben.
Am Ende des Konzerts herrschte für einen Moment ergriffene Stille, bevor das Publikum die Musikerinnen und Musiker sowie den Komponisten mit langanhaltenden stehenden Ovationen feierte. Viele Zuhörer zeigten sich sichtlich bewegt von der intensiven Darbietung.
Kooperation mit der Krebsliga beider Basel
Das Konzert war mehr als nur ein musikalisches Ereignis. Es war eine bewusste Zusammenarbeit mit der Krebsliga beider Basel, um das Bewusstsein für die Krankheit und die Unterstützung für Betroffene und ihre Angehörigen zu stärken. Die Organisation war mit einem Informationsstand in der Pauluskirche vertreten, um über ihre Arbeit und Hilfsangebote zu informieren.
Die Verbindung von Kunst und sozialem Engagement verlieh dem Abend eine zusätzliche Dimension. Die Musik von Eric Whitacre bot einen Raum für Trauer und Erinnerung, aber auch für Trost und Gemeinschaft. Sie zeigte auf eindrückliche Weise, wie Kunst helfen kann, schwierige Themen anzusprechen und Menschen zusammenzubringen.