Die spanische Künstlerin Eva Lootz, bekannt für ihre radikalen Skulpturen und Installationen, präsentiert ihre Werke im Kunsthaus Baselland. Im Alter von 85 Jahren zeigt sie eine Ausstellung, die sich kritisch mit der Beziehung zwischen Mensch, Natur und Industrie auseinandersetzt und dabei Materialien wie Metalle und Mineralien in den Mittelpunkt stellt.
Die Ausstellung bietet einen umfassenden Einblick in das über sechs Jahrzehnte reichende Schaffen der Künstlerin. Lootz' Arbeiten sind oft politisch und hinterfragen den kommerziellen Kunstbetrieb, wie ihre kritische Äusserung zur Art Basel verdeutlicht, bei der es ihrer Meinung nach «nur ums Geld ging».
Das Wichtigste in Kürze
- Die 85-jährige Künstlerin Eva Lootz stellt ihre Werke im Kunsthaus Baselland aus.
- Ihre Kunst thematisiert die Ausbeutung natürlicher Ressourcen und die verborgene Geschichte von Materialien.
- Lootz verwendet oft unkonventionelle Materialien wie Metalle, Mineralien und Teer.
- Sie äussert sich kritisch über die Kommerzialisierung der Kunstwelt, insbesondere der Art Basel.
Wer ist Eva Lootz
Eva Lootz wurde 1940 in Wien geboren, lebt und arbeitet aber seit den 1960er-Jahren in Madrid, Spanien. Sie gilt als eine der einflussreichsten Künstlerinnen ihrer Generation in Spanien und hat die Entwicklung der zeitgenössischen Skulptur massgeblich geprägt. Ihr Werk ist tief in philosophischen und ökologischen Fragestellungen verwurzelt.
Im Laufe ihrer Karriere hat Lootz zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter 1994 den Nationalen Preis für Bildende Künste in Spanien. Ihre Arbeiten wurden in renommierten Institutionen wie dem Museo Reina Sofía in Madrid und auf internationalen Biennalen ausgestellt. Trotz ihres Erfolgs hat sie sich stets eine kritische Distanz zum kommerziellen Kunstmarkt bewahrt.
Eine kritische Stimme in der Kunst
Lootz ist bekannt für ihre klare Haltung gegenüber der Kunstwelt. Sie kritisiert die zunehmende Fokussierung auf finanzielle Aspekte, die ihrer Ansicht nach den eigentlichen künstlerischen Wert in den Hintergrund drängen. Ihre Aussage, bei der Art Basel gehe es «nur ums Geld», unterstreicht diese Perspektive.
«Die Kunst darf nicht zu einem reinen Spekulationsobjekt verkommen. Sie muss ein Raum für kritisches Denken und die Auseinandersetzung mit der Welt bleiben.»
Diese Haltung spiegelt sich direkt in ihren Werken wider. Anstatt auf Hochglanz polierte Ästhetik zu setzen, wählt sie oft rohe, industrielle Materialien, die eine eigene Geschichte erzählen und den Betrachter zur Reflexion über Herkunft und Verarbeitung anregen.
Die «Unterwäsche der Geschichte»
Ein zentrales Motiv im Schaffen von Eva Lootz ist die Auseinandersetzung mit der Erde und ihren Ressourcen. Sie bezeichnet Bergwerke metaphorisch als die «Unterwäsche der Geschichte». Dieser Ausdruck verdeutlicht ihre Faszination für das, was unter der Oberfläche verborgen liegt und die Grundlage unserer Zivilisation bildet.
Ihre Skulpturen und Installationen machen die oft brutalen Prozesse der Rohstoffgewinnung sichtbar. Sie arbeitet mit Blei, Kupfer, Quecksilber und Kohle, um die verborgenen Spuren von Arbeit, Ausbeutung und ökologischen Eingriffen aufzuzeigen.
Material als Bedeutungsträger
Für Eva Lootz ist das Material nie nur ein Werkstoff, sondern immer auch ein Träger von Bedeutung. Jedes Metall, jedes Mineral hat eine eigene Geschichte, eine geologische Vergangenheit und eine soziale Gegenwart. Durch die künstlerische Bearbeitung legt sie diese Schichten frei und macht sie für das Publikum erfahrbar. Ihre Kunst ist somit eine Form der Archäologie der Gegenwart.
Fliessende Metalle und rohe Formen
In der Ausstellung im Kunsthaus Baselland sind Werke zu sehen, in denen Lootz Metalle fliessen lässt. Dieser Prozess symbolisiert für sie sowohl die formbare Natur der Materie als auch die unkontrollierbaren Kräfte der Industrie. Die flüssigen Metalle erstarren zu organischen, fast lebendig wirkenden Formen, die im Kontrast zur Kälte und Härte des Materials stehen.
Die Besucher können folgende Aspekte in ihren Arbeiten entdecken:
- Materialität: Die direkte, oft unverarbeitete Präsenz von industriellen und natürlichen Materialien.
- Prozesshaftigkeit: Spuren der Herstellung, wie Gussformen oder Erstarrungsprozesse, bleiben sichtbar.
- Raumbezug: Ihre Installationen beziehen sich oft direkt auf die Architektur des Ausstellungsraums und verändern dessen Wahrnehmung.
- Kritischer Inhalt: Die Werke regen zum Nachdenken über Umweltzerstörung, Globalisierung und Erinnerungskultur an.
Die Relevanz der Ausstellung für Basel
Die Präsentation der Werke von Eva Lootz im Kunsthaus Baselland ist von besonderer Bedeutung für die Region. In unmittelbarer Nähe zu einem der weltweit grössten Kunstmärkte, der Art Basel, bietet die Ausstellung einen wichtigen Gegenpol. Sie lenkt den Blick auf eine Kunst, die nicht primär für den Verkauf geschaffen wurde, sondern um gesellschaftliche Fragen aufzuwerfen.
Fakten zur Ausstellung
Künstlerin: Eva Lootz
Ort: Kunsthaus Baselland, Münchenstein
Themen: Ökologie, Materialgeschichte, Kritik am Kapitalismus
Besonderheit: Umfassende Werkschau einer der wichtigsten spanischen Künstlerinnen der Gegenwart.
Die Direktorin des Kunsthauses, Ines Goldbach, betont die Wichtigkeit, solche kritischen Positionen zu zeigen. Die Ausstellung soll ein Ort des Dialogs sein, der über rein ästhetische Fragen hinausgeht und die Rolle der Kunst in der Gesellschaft heute verhandelt.
Einblicke in ein radikales Lebenswerk
Die Ausstellung ist mehr als nur eine Retrospektive. Sie zeigt die ungebrochene Aktualität und die konsequente Haltung einer Künstlerin, die sich über Jahrzehnte hinweg treu geblieben ist. Ihre Arbeiten aus den 1970er-Jahren wirken heute im Kontext der Klimakrise und der Debatten über Ressourcenknappheit prophetisch.
Für das Publikum bietet sich die seltene Gelegenheit, das komplexe und vielschichtige Werk von Eva Lootz in einer sorgfältig kuratierten Schau zu erleben. Es ist eine Einladung, die Welt durch die Augen einer Künstlerin zu sehen, die das Verborgene sichtbar macht und die grundlegenden Materialflüsse unserer modernen Welt hinterfragt. Die Ausstellung im Kunsthaus Baselland ist somit nicht nur ein künstlerisches, sondern auch ein intellektuelles Ereignis.