Die 25-jährige Schweizer Musikerin Zoë Më, die durch ihre Teilnahme am Eurovision Song Contest internationale Bekanntheit erlangte, eröffnet die diesjährige Baloise Session. In einem Gespräch erläutert die Künstlerin mit Basler Wurzeln ihre Pläne für den Auftritt, ihre enge Verbindung zur Stadt und ihre kreativen Prozesse, die sie manchmal nachts auf den Badezimmerboden führen.
Das Wichtigste in Kürze
- Zoë Më eröffnet die Baloise Session mit einer fünfköpfigen Band, bestehend aus klassischen Instrumenten und Streichern.
- Die Einladung zum Festival erfolgte bereits vor ihrer Teilnahme am Eurovision Song Contest.
- Die Musikerin hat starke familiäre Wurzeln in Basel und wird während ihres Aufenthalts Songwriting-Workshops an lokalen Schulen leiten.
- Neben ihrer Pop- und Chanson-Karriere schreibt sie unter dem Pseudonym "Rue More" auch Techno-Musik für DJs.
- Ihre neue EP trägt den Titel "Loup Garou" (Werwolf) und symbolisiert ihre musikalische Vielseitigkeit.
Ein Jahr voller Höhepunkte
Für Zoë Më war das vergangene Jahr eine Zeit, in der viele ihrer Wünsche in Erfüllung gingen. Der Auftritt an der Baloise Session war einer davon. „Ich habe es gehofft“, sagt die 25-Jährige. „Es ist sehr schön, wenn es wirklich passiert.“
Obwohl ihre Teilnahme am Eurovision Song Contest (ESC) ihren Bekanntheitsgrad erheblich steigerte, war dies nicht der ausschlaggebende Grund für die Einladung nach Basel. „Tatsächlich kam die Anfrage von Festivaldirektorin Beatrice Stirnimann schon vor dem ESC“, stellt Zoë Më klar. Frühere Erfolge, wie ein Auftritt am Montreux Jazz Festival und Auszeichnungen als „SRF 3 Best Talent“ sowie „Artiste Radar“ bei RTS, hatten bereits die Aufmerksamkeit der Veranstalter geweckt.
Aufstieg in der Schweizer Musikszene
Vor ihrem internationalen Durchbruch beim ESC hatte sich Zoë Më bereits einen Namen in der Schweiz gemacht. Plattformen wie das Montreux Jazz Festival und Förderprogramme der nationalen Radiosender SRF und RTS waren wichtige Meilensteine, die ihr den Weg zu grossen Bühnen wie der Baloise Session ebneten.
Die Performance an der Baloise Session
Das Publikum in der Eventhalle der Messe Schweiz erwartet ein vielseitiges Programm. Anders als bei ihrem Solo-Auftritt bei der Programmvorstellung wird Zoë Më mit ihrer kompletten Band auf der Bühne stehen. „Mit fünf Musikerinnen und Musikern an meiner Seite“, kündigt sie an. Die Besetzung umfasst klassische Bandinstrumente wie Schlagzeug, Bass und Klavier, die durch Cello und Geige ergänzt werden.
Trotz der grossen Besetzung wird es auch intime Momente geben. „Es wird auch Songs geben, die ich solo am Klavier spiele“, erklärt sie. „An der Baloise Session will ich meine ganze Bandbreite zeigen.“ Das Set wird sowohl bekannte Stücke wie ihren ESC-Song „Voyage“ in voller Besetzung als auch neue, poppigere Lieder enthalten.
Vom Fan zur Vorband
Zoë Më tritt am selben Abend wie die schottische Sängerin Amy Macdonald auf. Eine besondere Konstellation für die junge Musikerin: „Ich habe als Jugendliche in Begleitung meiner Schwester ihre Lieder gesungen. Vor allem ‚This Is the Life‘.“ Sie hofft, ihr musikalisches Vorbild hinter der Bühne persönlich kennenzulernen.
Starke Verbindung zu Basel
Obwohl Zoë Më in Freiburg lebt, ist ihre Verbindung zu Basel tief verwurzelt. Sie wurde in der Stadt geboren und ein grosser Teil ihrer Familie, darunter ihre Grosseltern, Onkel und ihr Götti, lebt hier. „Ich habe schon immer Heimat vor allem mit Menschen verbunden“, sagt sie. Regelmässige Besuche gehören zu ihrem Alltag.
Der Auftritt in Basel ist daher auch ein Familienereignis. „Auf meiner Gästeliste an der Baloise Session steht meine ganze Familie“, verrät sie. Dies sei eine besondere Situation, da sie nervöser ist, wenn bekannte Gesichter im Publikum sitzen.
Mehr als nur ein Konzert
Ihr Aufenthalt in der Stadt geht über den reinen Konzertauftritt hinaus. Ab dem 25. Oktober wird sie mehrere Tage bei ihren Grosseltern wohnen und ihre Expertise weitergeben. Als ausgebildete Lehrperson wird sie Songwriting-Workshops an Basler Schulen leiten. „Ich will die Jugendlichen motivieren, selbst kreativ zu werden“, erklärt sie ihr Engagement. Es ist nicht das erste Mal, dass sie ein solches Projekt durchführt; bereits vor drei Jahren schrieb sie mit einer Schulklasse ein komplettes Lied.
Der kreative Prozess einer Musikerin
Die intensive Zeit während des ESC in Basel hat auch Spuren in ihrem kreativen Schaffen hinterlassen. Zwar hat sie noch keinen Song komplett in der Stadt fertiggestellt, aber sie hat „ein paar Ideen für mich eingesungen“, meist per Sprachnachricht an sich selbst. Die meisten ihrer Lieder entstehen jedoch in Studios in Zürich oder Berlin.
„Am kreativsten bin ich in der Nacht. Und, das mag jetzt merkwürdig klingen: Ich schreibe oft im Badezimmer auf dem Boden sitzend.“
Ihre Musik bleibt eine Mischung aus Pop und Chansons, gesungen auf Deutsch und Französisch. Der ESC hat sie darin bestärkt, Geschichten zu erzählen und Harmonien in den Vordergrund zu stellen. Eine wichtige Erkenntnis war zudem der Wunsch, live immer mit Streichern aufzutreten.
Die zwei Seiten der Zoë Më
Neben ihrer bekannten musikalischen Identität gibt es auch eine verborgene Seite. Unter dem Pseudonym Rue More produziert sie Techno-Musik für DJs. „Das ist eine Art Nebenprojekt“, erklärt sie lachend. „Wenn man wirklich von der Musik leben will, ist es gut, verschiedene Standbeine zu haben.“
Dieses Projekt bietet ihr eine weitere kreative Ausdrucksmöglichkeit in einer anderen Sprache – Englisch. Auch wenn die Stile unterschiedlich sind, befruchten sich die Projekte gegenseitig, da beide ihr grosse Freude bereiten.
Diese Dualität spiegelt sich auch im Titel ihrer kommenden EP wider: „Loup Garou“, das französische Wort für Werwolf. „Mit dem Bild des Werwolfs will ich zeigen, dass ich zwei Gesichter habe. Aber nicht negativ konnotiert“, erklärt sie. Die neue Single „Clair de Lune“ erscheint am 24. Oktober und wird das Veröffentlichungsdatum der EP enthüllen.