Starbucks reduziert seine Präsenz in der Schweiz. Filialen am Zürcher Stauffacher und an der Basler Schifflände wurden überraschend geschlossen. Diese Massnahmen sind Teil einer globalen Strategie des Kaffeeriesen, unrentable Standorte aufzugeben. Die Schliessungen treffen auch den Schweizer Kaffeemaschinenhersteller Thermoplan, der ein Drittel seines Umsatzes mit Starbucks erwirtschaftet und zusätzlich unter hohen US-Zöllen leidet.
Wichtige Punkte
- Starbucks schliesst Filialen in Zürich (Stauffacher) und Basel (Schifflände).
- Die Schliessungen sind Teil einer weltweiten Strategie zur Aufgabe unrentabler Standorte.
- Der Schweizer Zulieferer Thermoplan ist stark betroffen, da Starbucks ein Drittel seines Umsatzes ausmacht.
- Thermoplan kämpft zusätzlich mit hohen US-Zöllen von 39 Prozent und plant eine Produktionsverlagerung nach Deutschland.
- Die genaue Anzahl weiterer möglicher Schliessungen in der Schweiz ist unklar.
Starbucks zieht sich aus Schweizer Standorten zurück
Die Schliessungen erfolgten abrupt. Bereits am Freitag blieben erste Starbucks-Filialen geschlossen, nachdem die Sparankündigung am Donnerstag bekannt wurde. Über Nacht wurden die bekannten grünen Logos entfernt. Am Freitagnachmittag lag das abgeschraubte Logo am Stauffacher in Zürich am Boden. Ein einfacher Zettel mit der Aufschrift «We’re closed» und einem QR-Code verweist auf die elf verbleibenden Standorte in Zürich.
In Basel betrifft die Schliessung die Filiale an der Schifflände. Dies war die jüngste von insgesamt fünf Starbucks-Lokalen in der Stadt. Die Kaffeekette reduziert damit ihre Präsenz in der Schweiz. Seit 2001 hatte Starbucks über Jahre hinweg expandiert, insbesondere in grösseren Städten, an Bahnhöfen und Flughäfen. Eine Sprecherin von Starbucks konnte keine Angaben zu weiteren möglichen Schliessungen in der Schweiz machen. Sie bezeichnete den Prozess als «laufend».
Faktencheck
- Erste Schliessungen: Zürich Stauffacher und Basel Schifflände.
- Verbleibende Filialen Zürich: Elf Standorte nach der Schliessung.
- Schweizweite Filialen: Bislang 57, weitere Schliessungen sind möglich.
- Frühere Schliessungswellen: Bereits in Biel, Olten und Winterthur.
Globale Krise zwingt zu Umstrukturierungen
Der Grund für die aktuellen Massnahmen ist eine globale Krise des Konzerns. Schlechte Geschäftszahlen zwingen Starbucks zu grundlegenden Veränderungen. Neben den Schliessungen von Filialen werden auch am Hauptsitz in Seattle Stellen abgebaut. Das Unternehmen streicht erneut 900 Bürojobs, nachdem bereits im Februar 1100 Stellen betroffen waren. Über Kündigungen in der Schweiz ist bisher nichts bekannt.
"Wir nehmen die Neuigkeiten mit Besorgnis zur Kenntnis, doch sie kommen nicht überraschend." - Adrian Steiner, CEO Thermoplan
Diese Aussage von Adrian Steiner, dem CEO von Thermoplan, verdeutlicht die angespannte Lage. Die weltweiten Umstrukturierungen sind eine Reaktion auf wirtschaftliche Herausforderungen, die sich über verschiedene Märkte erstrecken.
Thermoplan stark betroffen: Ein Drittel des Umsatzes durch Starbucks
Die Sparmassnahmen von Starbucks haben weitreichende Folgen, insbesondere für Zulieferer wie die Schweizer Firma Thermoplan. Das Familienunternehmen aus Weggis, Luzern, stellt seit 1999 exklusiv alle Kaffeemaschinen für Starbucks her. Dieser Auftrag macht rund ein Drittel des Gesamtumsatzes von Thermoplan aus. Die Zukunft dieses Geschäftsverhältnisses ist nun unsicher.
Firmenchef Adrian Steiner betonte, dass die neue Starbucks-Strategie auch Investitionen in zusätzliche und neu gestaltete Filialen vorsehe. Daher seien die genauen Auswirkungen auf Thermoplan und seine 540 Angestellten noch schwer abzuschätzen. Die erneuten Sparmassnahmen seien bedauerlich und schwierig für die betroffenen Starbucks-Mitarbeitenden, so Steiner.
Hintergrundinformationen
Thermoplan AG, gegründet 1974, ist ein führender Hersteller von professionellen Kaffeemaschinen mit Sitz in Weggis, Schweiz. Das Unternehmen ist bekannt für seine Innovationen und die hohe Qualität seiner Produkte. Die exklusive Partnerschaft mit Starbucks seit 1999 unterstreicht die Bedeutung des Unternehmens im globalen Kaffeemarkt. Diese langjährige Beziehung ist nun durch die weltweiten Umstrukturierungen bei Starbucks auf die Probe gestellt.
Zusätzlicher Druck durch US-Zölle
Für Thermoplan verschärft sich die Situation zusätzlich durch die US-Handelspolitik. Seit Donald Trumps erneuter Präsidentschaftskandidatur und der damit verbundenen Unsicherheit sowie Teuerung in den USA sind die Absätze in den Vereinigten Staaten eingebrochen. Das Unternehmen ist von hohen US-Zöllen von 39 Prozent betroffen. Um diese Zölle zu umgehen und von dem günstigeren Zollsatz der EU von 15 Prozent zu profitieren, plante Thermoplan eine Verlagerung der Produktion für den US-Export nach Deutschland.
Der Plan sieht vor, die Module weiterhin in Weggis zu montieren. Der Einbau in das Gehäuse der Kaffeemaschine soll dann in Hockenheim, Deutschland, erfolgen, wo Thermoplan bereits ein Vertriebszentrum betreibt. Dieser Plan wurde zuerst von der NZZ berichtet. Allerdings ist die Zustimmung der US-Zollbehörde noch ausstehend. Adrian Steiner wartet auf eine offizielle Zusicherung, dass die Maschinen mit dem EU-Zoll geliefert werden können und nicht im Zoll hängen bleiben.
Herausforderungen bei Produktionsverlagerung
Die US-Zollbehörde signalisierte, dass sie eine Verlagerung der Produktion direkt in die USA bevorzugen würde. Dies ist für Thermoplan derzeit jedoch undenkbar. Eine solche Verlagerung würde viel Zeit in Anspruch nehmen. Zudem ist unklar, ob das Unternehmen in den USA die nötigen Fachkräfte und Zulieferpartner finden könnte. Die aktuelle wirtschaftspolitische Unsicherheit ist ebenfalls ein grosser Faktor.
"Wer weiss, was die Regierung in den nächsten Wochen alles ankündigt, und dann vielleicht doch nicht durchsetzt." - Adrian Steiner, CEO Thermoplan
Steiner äussert Bedenken hinsichtlich der kurzfristigen Planbarkeit und der Beständigkeit politischer Entscheidungen. Kurzfristig könne sich das Unternehmen mit der aktuellen Situation arrangieren, doch langfristig werde sie zu einem "grossen Problem". Diese Unsicherheit erschwert strategische Entscheidungen und Investitionen erheblich.
Ausblick für Starbucks und Thermoplan
Die Schliessungen von Starbucks-Filialen in der Schweiz sind ein deutliches Zeichen für die globalen Herausforderungen, denen sich der Kaffeeriese gegenübersieht. Die Auswirkungen auf langjährige Partner wie Thermoplan zeigen, wie eng die globalen Lieferketten miteinander verbunden sind. Während Starbucks versucht, durch Restrukturierungen wieder auf Erfolgskurs zu kommen, muss Thermoplan Lösungen finden, um die Auswirkungen der Zölle und der veränderten Geschäftsbeziehung abzufedern.
Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich die Situation für beide Unternehmen entwickelt. Die Entscheidungen der US-Zollbehörde werden für Thermoplan von entscheidender Bedeutung sein. Gleichzeitig bleibt abzuwarten, ob Starbucks weitere Filialen in der Schweiz schliessen wird und wie sich die globale Strategie auf das lokale Geschäft auswirkt.