Das Parterre One in Basel, einst bekannt für seine Live-Konzerte, hat eine grundlegende Neuausrichtung vorgenommen. Seit Juni dieses Jahres stehen Clubnächte, Partys und Comedy-Shows im Vordergrund, während Konzerte nur noch selten stattfinden. Diese strategische Änderung wirft Fragen zur Zukunft der Basler Kulturszene auf und wie Veranstaltungsorte auf veränderte Marktbedingungen reagieren.
Wichtige Erkenntnisse
- Parterre One fokussiert sich neu auf Partys und Comedy-Shows.
- Konzertbucher Robert Vilim hat das Unternehmen im Juni verlassen.
- Konzerte finden nun hauptsächlich im Atlantis statt, das ebenfalls zur Parterre Gruppe gehört.
- Die Parterre Gruppe kämpft seit Jahren mit finanziellen Herausforderungen und Betreibungen.
- Trotz Umbau bietet das Parterre One nicht mehr die ideale Umgebung für rentable Konzerte.
Neuausrichtung im Parterre One
Das Parterre One auf dem Basler Kasernenareal war lange Zeit ein fester Bestandteil der lokalen Musikszene. Gitarrenklänge und wummernde Bässe prägten die Abende. Diese Ära ist nun beendet. Mit dem Weggang des Konzertbookers Robert Vilim im Juni verschob sich der Fokus des Betriebs deutlich.
Heute dominieren Clubnächte und Partys das Programm. Ergänzt wird dies durch andere kulturelle Formate wie Comedy-Shows. Diese Entwicklung ist bemerkenswert, da die Location erst vor acht Jahren umfassend umgebaut und erweitert wurde, um ideale Bedingungen für Live-Musik zu schaffen. Die Investitionen zielten damals darauf ab, einen modernen Konzertort zu etablieren.
Faktencheck
- Umbaujahr: Vor acht Jahren wurde das Parterre One komplett umgebaut.
- Konzertbucher: Robert Vilim verliess das Unternehmen im Juni.
- Neue Programmleitung Parterre One: Davide Macri ist nun für Partys und Clubstrategie verantwortlich.
- Neue Programmleitung Atlantis: Alessandro Zarola bleibt zuständig.
Atlantis übernimmt Konzertangebot
Konzerte finden innerhalb der Parterre Gruppe nun fast ausschliesslich im Atlantis statt, dem zweiten Kulturlokal des Unternehmens. Das Atlantis ist traditionell für ein älteres Publikum bekannt. Kritiker sprechen von einem «Boomer-Programm», obwohl die Stammkundschaft aus den 1970er- und 1980er-Jahren langsam kleiner wird.
Im November-Programm des Atlantis sticht die Zürcher Indie-Pop-Sängerin Eileen Alister hervor. Sie plant eine Frühlingstournee mit Stopps in London, Berlin und Barcelona, was auf ein gewisses internationales Renommee hindeutet. Solche Acts sollen das Atlantis für ein breiteres Publikum attraktiver machen.
«Die Fokussierung auf Konzerte im Atlantis und auf Club- und Eventformate im Parterre One entspricht einer klaren und nachvollziehbaren Programmstrategie.»
Peter Sterli, CEO der Parterre Gruppe
Hintergrund der Basler Kulturszene
Die Basler Kultur- und Gastronomielandschaft befindet sich in einem Wandel. Mehrere Betriebe mussten in letzter Zeit schliessen oder ihr Konzept grundlegend ändern. Beispiele hierfür sind die Friends Bar, die geschlossen wurde, oder das Rouine und das Sääli des Goldenen Fasses, die ihre Konzepte angepasst haben. Diese Veränderungen zeigen den Druck, unter dem viele lokale Kulturinstitutionen stehen.
Wirtschaftliche Herausforderungen
Peter Sterli, CEO der Parterre Gruppe, bestätigt die Veränderungen der letzten Jahre. Er sieht die Neuausrichtung als notwendige Reaktion auf den Markt. Die gezielte Weiterentwicklung der kulturellen Aktivitäten an den jeweiligen Standorten und die Abstimmung auf deren spezifische Stärken sei entscheidend für das Überleben.
Die finanzielle Lage der Parterre Gruppe ist seit Längerem angespannt. Berichte aus dem Jahr 2023 sprachen von Betreibungen in Millionenhöhe. Auch im Jahr 2024 hat sich die Situation nicht wesentlich verbessert. Ein grosser privater Geldgeber, die Zürcher Mäzenin Yvonne Hürlimann, hat sich von der Gruppe zurückgezogen, was den finanziellen Druck weiter erhöht.
Keine staatliche Unterstützung
Weder das Parterre One noch das Atlantis haben Fördermittel aus der Trinkgeld-Initiative erhalten. Obwohl man davon ausgeht, dass diese Gelder die grundlegenden Probleme kaum gelöst hätten, war die Absage der Fördergelder für 2024 für das Parterre One ein Rückschlag. Mehrere involvierte Personen bestätigten, dass man fest mit dieser Unterstützung gerechnet hatte.
Das Betreiben eines Konzertortes ist oft kostspielig und rechnet sich nur in seltenen Fällen, besonders wenn die Location, wie das Parterre One, keinen grossen Publikumsraum bietet. Hohe Ticketpreise können dies nur bedingt ausgleichen. Ohne private oder staatliche Investitionen wird ein Überleben schwierig.
Optimismus trotz Wandel
Trotz aller Herausforderungen zeigt sich Peter Sterli optimistisch. Er betont, dass beide Standorte weiterhin im Basler Kulturleben etabliert seien. Er spricht von durchschnittlich drei bis vier gut besuchten Konzerten sowie zwei bis drei Partys pro Woche, die einen kontinuierlichen Beitrag zur kulturellen Vielfalt der Stadt leisten würden.
Die ursprünglichen Versprechen, sieben Tage die Woche Kultur anzubieten, seien im aktuellen Marktumfeld nicht mehr umsetzbar. Es bleibt abzuwarten, wie das neue, stärker auf Partys und Clubs ausgerichtete Konzept des Parterre One von der Basler Bevölkerung angenommen wird. Möglicherweise kann das Atlantis, das früher als Sorgenkind galt, von der neuen Strategie profitieren und eine Revitalisierung erfahren.
Die Zukunft der Kulturorte
Die Veränderungen im Parterre One sind ein Spiegelbild der gesamten Kulturlandschaft. Veranstaltungsorte müssen flexibel auf neue Trends und wirtschaftliche Realitäten reagieren. Die Konzentration auf spezifische Stärken und die Anpassung des Angebots könnten ein Weg sein, um auch in schwierigen Zeiten erfolgreich zu bleiben und einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Vielfalt einer Stadt zu leisten.





