Das Theater Basel präsentiert mit grossem Erfolg die spanische Zarzuela «El Barberillo de Lavapiés». Die Inszenierung von Regisseur Christof Loy bringt ein in der deutschsprachigen Welt kaum bekanntes Genre mit überschäumender Energie, erstklassigem Gesang und mitreissenden Tänzen auf die Bühne der Grossen Bühne.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Theater Basel führt erfolgreich die spanische Zarzuela «El Barberillo de Lavapiés» von 1874 auf.
- Regisseur Christof Loy verfolgt das Ziel, das in Spanien populäre Genre einem neuen Publikum näherzubringen.
- Die Darsteller, insbesondere David Oller und Carmen Artaza, überzeugen mit herausragenden gesanglichen und tänzerischen Leistungen.
- Die Produktion zeichnet sich durch eine farbenfrohe Ausstattung, dynamische Choreografien und eine authentische musikalische Leitung aus.
Ein seltenes Juwel der Operette in Basel
Die Zarzuela, eine spanische Form des musikalischen Theaters, ist ausserhalb ihres Heimatlandes selten zu erleben. Mit «El Barberillo de Lavapiés» von Francisco Asenjo Barbieri wagt sich das Theater Basel an ein Werk, das in Spanien als Meisterstück gilt. Die Uraufführung fand bereits 1874 statt, doch im deutschsprachigen Raum blieb das Stück bisher weitgehend unentdeckt.
Regisseur Christof Loy, eine anerkannte Grösse der Opernwelt, hat es sich zur Aufgabe gemacht, dies zu ändern. In einer kurzen Ansprache vor Beginn der Vorstellung betonte er persönlich, wie sehr ihm dieses Projekt am Herzen liegt. Mit seinem neu gegründeten Ensemble «Los Paladines» möchte er die Zarzuela über die Grenzen Spaniens hinaustragen. Die Premiere in Basel stellt somit einen wichtigen Schritt in diesem Vorhaben dar.
Was ist eine Zarzuela?
Die Zarzuela ist eine spanische Gattung des Musiktheaters, die gesprochene Dialoge mit Gesang, Chören und Tänzen verbindet. Sie ähnelt der deutschen Operette oder dem französischen Opéra-comique, zeichnet sich aber durch typisch spanische Rhythmen und Melodien aus. Die Handlungen sind oft im spanischen Volksleben verankert.
Ein Ensemble voller Energie und Talent
Im Zentrum der Handlung stehen zwei Paare, die nach einigen Verwicklungen zueinanderfinden. Die eigentliche Stärke der Inszenierung liegt jedoch in der aussergewöhnlichen Leistung des gesamten Ensembles. Die Spielfreude der Darsteller überträgt sich unmittelbar auf das Publikum und sorgt für eine ansteckend gute Stimmung im Saal.
Die Hauptrollen überzeugen auf ganzer Linie
Besonders hervorzuheben sind die beiden Hauptdarsteller. David Oller brilliert als charmanter Barbier Lamparilla. Mit seinem nuancenreichen Bariton und seiner beeindruckenden tänzerischen Begabung verkörpert er die Figur mit einer Leichtigkeit, die begeistert. An seiner Seite steht Carmen Artaza als Paloma, die mit ihrem warmen Mezzosopran und ihrer schauspielerischen Präsenz überzeugt.
Die Chemie zwischen den Hauptdarstellern verwandelt die Bühne in einen Ort sprühender Lebenslust und theatralischer Perfektion.
Auch das zweite Paar, gespielt von Cristina Toledo als Marquesita Estrella und Santiago Sánchez als Don Luis de Haro, fügt sich nahtlos in das hohe Niveau ein. Ergänzt wird das Ensemble durch komödiantische Nebenrollen wie Don Pedro, dessen tollpatschige Soldaten für humorvolle Momente sorgen, ohne ins Alberne abzudriften.
Visuelle und musikalische Farbenpracht
Die Inszenierung ist ein Fest für die Sinne. Das helle und offene Bühnenbild von Manuel la Casta bietet den perfekten Rahmen für die farbenfrohen und stilvollen Kostüme von Robby Duiveman. Die visuellen Elemente schaffen eine Atmosphäre, die das Publikum direkt in ein idealisiertes Madrid entführt.
Fakten zur Produktion
- Komponist: Francisco Asenjo Barbieri (1823-1894)
- Regie: Christof Loy
- Musikalische Leitung: José-Miguel Pérez-Sierra
- Choreografie: Javier Pérez
- Chorleitung: Michael Clark
Ein wesentlicher Bestandteil des Abends sind die explosiven Tanzszenen, choreografiert von Javier Pérez. Der exzellent singende Theaterchor wird dabei von professionellen Tänzern unterstützt, was den spanischen Charakter der Aufführung unterstreicht. In ruhigeren Momenten sorgt die Gitarre von Marcelino Echeverría für authentische Klänge.
Ein Orchester in Hochform
Die musikalische Qualität der Aufführung findet ihre Entsprechung im Orchestergraben. Unter der Leitung von José-Miguel Pérez-Sierra, einem ausgewiesenen Experten für dieses Genre, spielt das Basler Sinfonieorchester mit viel Feuer und Klangschönheit. Die Partitur wechselt gekonnt zwischen eingängigen Melodien und traditionellen spanischen Tänzen wie Seguidilla, Fandango und Jota.
Die klassische Orchesterbesetzung wird durch spanische Instrumente wie Kastagnetten, Gitarre und Mandolinen erweitert. Dieser besondere Klang erzeugt eine fast urlaubsähnliche Stimmung. Die Musik ist nicht nur Begleitung, sondern ein treibendes Element, das die Handlung voranträgt und die Emotionen auf der Bühne verstärkt.
Obwohl die Dialoge auf Spanisch geführt werden, sorgen die deutschen Übertitel dafür, dass auch ein sprachunkundiges Publikum der Handlung problemlos folgen kann. Der Abend vergeht wie im Flug und hinterlässt ein Publikum, das zwar nicht als besserer, aber definitiv als besser gelaunter Mensch das Theater verlässt. Ein rundum gelungener Abend, der beweist, dass die Zarzuela auch in Basel ein Zuhause finden kann.