Die Fondation Beyeler in Riehen präsentiert die erste Retrospektive der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama in der Schweiz. Die Ausstellung, die bis zum 25. Januar 2026 läuft, zeigt über 130 Werke aus sieben Jahrzehnten. Kusama, bekannt für ihre Punkte und „Infinity Mirror Rooms“, wird als eine der umsatzstärksten lebenden Künstlerinnen weltweit gehandelt. Ihre Kunst reflektiert persönliche Erfahrungen und universelle Themen wie Unendlichkeit und Selbstauflösung.
Wichtige Punkte
- Erste Yayoi Kusama Retrospektive in der Schweiz.
- Über 130 Werke aus sieben Jahrzehnten, darunter neue Arbeiten.
- Ausstellung in der Fondation Beyeler bis 25. Januar 2026.
- Kusama ist 95 Jahre alt und lebt in einer psychiatrischen Klinik in Tokio.
- Bekannt für ihre Punkte, Kürbisse und „Infinity Mirror Rooms“.
Einblick in Kusamas Welt
Yayoi Kusama, geboren 1929 in Japan, ist eine Künstlerin, deren Leben und Werk eng miteinander verbunden sind. Sie lebt und arbeitet seit Jahrzehnten in einer psychiatrischen Klinik in Tokio. Diese Umgebung hat ihre künstlerische Praxis jedoch nicht eingeschränkt, sondern beeinflusst. Ihre Kunst bietet einen Weg zur Heilung und Existenz.
Schon in ihrer Kindheit erlebte Kusama auditive und visuelle Halluzinationen. Sie sah Pflanzen sprechen und Punkte ihren Körper bedecken. Diese Wahrnehmungen wurden später als Zwangsstörungen diagnostiziert. Die Künstlerin verarbeitet diese Erfahrungen in ihren Werken, die oft von unzähligen Punkten und Wiederholungen geprägt sind.
Interessanter Fakt
Ein grosser punktierter Metall-Kürbis von Yayoi Kusama erzielte auf dem Kunstmarkt einen Preis von 10,5 Millionen US-Dollar. Der Punkt, auch Polka-Dot genannt, ist ihr unverkennbares Markenzeichen.
Das Werk und seine Wirkung
Die Retrospektive in der Fondation Beyeler präsentiert Kusamas umfassendes Schaffen. Dazu gehören frühe Gemälde und Aquarelle aus den 1940er und 1950er Jahren. Diese Werke spiegeln oft eine dunkle Stimmung wider, die den Zeitgeist ihrer Jugendjahre einfängt. Später wurde Kusama zu einer Vorreiterin des Minimalismus und der Pop-Art.
Ihre berühmten „Infinity Mirror Rooms“ sind ein zentraler Bestandteil der Ausstellung. Einer davon ist im Untergeschoss der Fondation Beyeler zu sehen. In diesem Raum schaffen gelb-schwarz gepunktete, phallusartige Tentakel und Spiegelwände den Eindruck von Unendlichkeit. Besucher sollen dort ihr „Ich abstreifen“ und sich befreit fühlen.
In ihrer Autobiografie «Infinity Net» schreibt Kusama: «Malen war für mich die einzige Möglichkeit, auf dieser Welt zu existieren, oder anders gesagt, war Malen eine aus der Not geborene Leidenschaft.»
Kusamas Kunst thematisiert Unendlichkeit, Wiederholung, Selbstauflösung und den Tod. Gleichzeitig zeigt sie die Widerstandskraft des Lebens. Für sie ist im Universum alles miteinander verbunden, vom Sternenhimmel bis in die tiefsten inneren Abgründe.
Der Punkt als zentrales Motiv
Der Punkt ist das verbindende Element in Kusamas Werk. Während Punkte den Blick oft unscharf machen, empfindet Kusama sie anders. Sie sagt: «Wenn ich Punkte sehe, werden meine Augen klarer.» Für sie ist die Welt eine Ansammlung von Punkten. Sie selbst sieht sich als einen dieser Punkte.
Indem sie Punkte malt, belebt sie die Aussenwelt. Sie ist der Punkt und setzt ihn zugleich. Kusamas Schaffen ist vielseitig. Sie war Dichterin, Romanautorin, Malerin, Bildhauerin, Aktivistin und Modedesignerin mit eigenem Label. Ihr unermüdlicher Schaffensdrang ist bemerkenswert.
Hintergrundinformationen
Yayoi Kusama zog 1958 nach New York, nachdem sie von der Malerin Georgia O’Keeffe ermutigt wurde. Dort wurde sie zu einer wichtigen Figur der Avantgarde. Sie kannte Andy Warhol und inspirierte ihn möglicherweise zu seiner Idee, sich selbst als Marke zu inszenieren. Trotz ihres Einflusses lebte sie in New York oft in Armut und Einsamkeit.
Die Ausstellung im Garten
Die Retrospektive in Riehen erstreckt sich nicht nur über zehn Innenräume des Museums. Sie bezieht auch den herbstlichen Garten der Fondation Beyeler mit ein. Im Teich zwischen Seerosenblättern schwimmen 1200 reflektierende Plastikkugeln. Diese Installation mit dem Titel «Narcissus Garden» schafft einen poetischen Unendlichkeitsraum.
«Narcissus Garden» wurde ursprünglich 1966 von Kusama für die Biennale in Venedig geschaffen. Damals war sie nicht offiziell eingeladen. Aus finanzieller Not verkaufte sie die Spiegelkugeln an Passanten. Diese Aktion sorgte für Aufsehen und ist heute ein legendäres Beispiel ihrer frühen Performancekunst.
- 1929: Geburt in Matsumoto, Japan.
- 1958: Umzug nach New York, USA.
- 1973: Rückkehr nach Japan, Tokio.
- Heute: Lebt und arbeitet in einer Klinik in Tokio.
Ein Leben für die Kunst
Die Ausstellung folgt chronologisch Kusamas Lebensweg und künstlerischer Entwicklung. Sie beginnt mit ihrer Zeit in Matsumoto (1929-1958), führt über ihre prägenden Jahre in New York (1958-1973) und endet mit ihrem heutigen Schaffen in Tokio. Besucher entdecken eine Universalkünstlerin, für die Kunst so essenziell ist wie das Atmen.
In New York erlangte Kusama mit ihren Performances und Happenings Bekanntheit. Ihre Anti-Kriegs- und Gleichstellungshappenings riefen sogar die Polizei auf den Plan. Trotz aller Schwierigkeiten malte sie wie besessen ihre heute millionenschweren «Infinity Nets» – unzählige kleine Kreise auf grossen Leinwänden.
Mit 95 Jahren ist Kusamas künstlerische Produktion weiterhin aktiv. Ihre jüngsten Bilder sind zwar rudimentärer und ihre Motive simpler geworden. Doch sie sind auch expliziter in ihrer Botschaft. Ein neues Gemälde trägt den Titel «Every Day Pray For Love». Dies zeigt ihre ungebrochene Hoffnung und Widerstandskraft. Kusama blickt dem Tod tröstlich entgegen und glaubt, dass das Beste noch kommt.