Die Stimmberechtigten in Allschwil haben bei den eidgenössischen Abstimmungen ein differenziertes Ergebnis geliefert. Während die Gemeinde die Abschaffung des Eigenmietwerts ablehnte und sich damit gegen den kantonalen und nationalen Trend stellte, befürwortete sie die Einführung der E-ID. Die Resultate zeigen deutliche Unterschiede im Vergleich zum Kanton Basel-Landschaft und der gesamten Schweiz.
Die wichtigsten Ergebnisse für Allschwil
- Eigenmietwert: Eine Mehrheit in Allschwil lehnte die Abschaffung ab, im Gegensatz zur Mehrheit im Kanton und in der Schweiz.
- E-ID: Die Gemeinde stimmte der Einführung der elektronischen Identität mit 52,5 Prozent zu.
- Stimmbeteiligung: Mit 46,9 Prozent lag die Beteiligung in Allschwil unter dem kantonalen und nationalen Durchschnitt.
- Kontraste: Die lokalen Ergebnisse weichen bei beiden Vorlagen von den kantonalen Mehrheitsentscheiden ab.
Eigenmietwert: Allschwil schwimmt gegen den Strom
Die nationale Vorlage zur Abschaffung des Eigenmietwerts fand in der Schweiz eine deutliche Mehrheit von 57,7 Prozent. Auch im Kanton Basel-Landschaft stimmten 60,5 Prozent der Stimmenden dafür. In Allschwil zeigte sich jedoch ein anderes Bild: Die Vorlage wurde abgelehnt, wenn auch knapp. Der Nein-Anteil betrug 54 Prozent, während 46 Prozent der Stimmenden ein Ja in die Urne legten.
Dieses Resultat platziert Allschwil unter den Gemeinden mit dem höchsten Nein-Anteil im Kanton Basel-Landschaft. Nur wenige andere Gemeinden im Kanton widersetzten sich dem klaren Ja-Trend so deutlich.
Was ist der Eigenmietwert?
Der Eigenmietwert ist ein fiktives Einkommen, das Immobilienbesitzer versteuern müssen, wenn sie ihre eigene Liegenschaft bewohnen. Er entspricht ungefähr dem Betrag, den sie bei einer Vermietung der Immobilie erzielen könnten. Die nun angenommene Reform sieht einen Systemwechsel vor, der weitreichende Folgen für das Schweizer Steuersystem haben wird.
Ein tiefer Graben durch die Schweiz
Das nationale Ergebnis zum Eigenmietwert offenbart einen ausgeprägten "Röstigraben". Die Zustimmung zur Vorlage war in der Deutschschweiz mit 63 Prozent sehr hoch. Im Gegensatz dazu lehnte die französischsprachige Romandie die Abschaffung mit ebenfalls 63 Prozent klar ab. Der Unterschied zwischen den beiden Sprachregionen beträgt somit rund 26 Prozentpunkte.
Die italienischsprachigen Gebiete der Schweiz wiederum stimmten der Vorlage mit 57 Prozent mehrheitlich zu und folgten damit dem nationalen Trend. Diese regionalen Unterschiede verdeutlichen die verschiedenen Perspektiven auf das Thema Wohneigentum und Besteuerung in der Schweiz.
Knappe Zustimmung zur E-ID in Allschwil
Bei der zweiten nationalen Vorlage, dem Bundesgesetz über die elektronische Identität (E-ID), stimmte Allschwil mit 52,5 Prozent Ja. Damit gehört die Gemeinde zu den zehn befürwortendsten im Kanton Basel-Landschaft. Dieses lokale Ergebnis steht im Kontrast zum kantonalen Resultat, wo die E-ID mit 50,8 Prozent knapp abgelehnt wurde.
Auf nationaler Ebene wurde die E-ID mit einer hauchdünnen Mehrheit von 50,4 Prozent angenommen. Der Entscheid fiel äusserst knapp aus und zeigt, wie gespalten die Meinungen zu diesem Thema sind.
Stadt-Land-Unterschiede bei der E-ID
Die Analyse der Abstimmungsergebnisse zur E-ID zeigt ein klares Stadt-Land-Gefälle. In städtischen Gebieten lag die Zustimmung bei 54 Prozent. In ländlichen Regionen hingegen wurde die Vorlage mit 58 Prozent Nein deutlich verworfen. Allschwil, das vom Bundesamt für Statistik als städtische Gemeinde klassifiziert wird, stimmte somit im Einklang mit der Mehrheit der Schweizer Städte.
Hintergründe der E-ID-Debatte
Die Debatte um die E-ID war von Beginn an intensiv. Befürworter betonten die Vorteile einer staatlich anerkannten digitalen Identität für sichere Online-Dienstleistungen und die Vereinfachung von Behördengängen. Sie argumentierten, dass eine solche Lösung die digitale Souveränität der Schweiz stärke.
Kritiker hingegen äusserten Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes und der Datensicherheit. Sie befürchteten eine zentrale Speicherung sensibler Daten und ein erhöhtes Missbrauchsrisiko. Diese gegensätzlichen Positionen spiegeln sich im knappen nationalen Ergebnis wider.
Stimmbeteiligung unter dem Durchschnitt
Die Stimmbeteiligung in Allschwil lag bei diesem Urnengang bei 46,9 Prozent. Dieser Wert liegt sowohl unter dem kantonalen Durchschnitt von 50 Prozent als auch unter dem schweizweiten Durchschnitt von 49,5 Prozent.
Eine tiefere Stimmbeteiligung kann verschiedene Gründe haben, etwa eine als gering empfundene persönliche Betroffenheit durch die Vorlagen oder eine generelle Politikmüdigkeit. Trotz der wichtigen Themen Eigenmietwert und E-ID konnte in Allschwil keine überdurchschnittliche Mobilisierung der Stimmberechtigten erreicht werden.
Wie geht es weiter?
Nach der Annahme beider Vorlagen auf nationaler Ebene beginnt nun die Umsetzungsphase. Bei der Abschaffung des Eigenmietwerts müssen die Kantone ihre Steuergesetze anpassen. Experten gehen davon aus, dass die Reform frühestens 2028 in Kraft treten wird. Bei der E-ID wird der Bund nun die technischen und rechtlichen Grundlagen für die Einführung schaffen, was ebenfalls mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird.