Baran Can, ein kurdischer Aktivist aus der Türkei, kämpft um sein Bleiberecht in der Schweiz. Er floh vor Repressionen und war kürzlich zwei Monate in Ausschaffungshaft. Seine Verlobte Anook unterstützt ihn in diesem Kampf, da sie befürchtet, er würde eine Rückkehr in die Türkei nicht überleben.
Wichtige Punkte
- Baran Can floh aus der Türkei wegen drohender Repressionen.
- Er verbrachte Juli bis September in Ausschaffungshaft in Zürich.
- Bei einer Rückkehr in die Türkei drohen ihm Gefängnis und Folter.
- Baran und Anook kämpfen gemeinsam für sein Bleiberecht.
- Der Fall wird im November weiter verhandelt.
Hintergrund der Flucht und Haft
Baran Can flüchtete im Jahr 2023 aus der Türkei in die Schweiz. Gegen ihn liegt ein Haftbefehl vor, der sich auf regimekritische Beiträge in sozialen Medien bezieht. Der Vorwurf lautet «Terrorpropaganda». Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch weisen darauf hin, dass dieser Vorwurf oft verwendet wird, um kurdische Aktivisten und andere Kritiker des Regimes zum Schweigen zu bringen.
Von Juli bis September dieses Jahres befand sich Baran im Zentrum für ausländerrechtliche Administrativhaft (ZAA) in Zürich. Seine Freunde und Anwältin Naomi Adotsang äusserten grosse Bedenken. Adotsang erklärte gegenüber 20 Minuten, dass eine «ungerechtfertigte Haftstrafe von siebeneinhalb Jahren» in der Türkei wahrscheinlich sei.
Faktencheck: Ausschaffungshaft
Die Ausschaffungshaft dient dazu, die Ausreise von Personen sicherzustellen, die zur Ausreise verpflichtet sind. Sie wird verhängt, wenn die Gefahr besteht, dass die Person untertauchen oder die Ausreise verunmöglichen könnte. Die Dauer ist gesetzlich begrenzt und wird regelmässig überprüft.
Die Rolle der Verlobten Anook
Während Barans Haftzeit besuchte ihn seine Verlobte Anook so oft wie möglich. Sie ist überzeugt, dass ihre regelmässigen Besuche ihn vor einer «anonymen Abschiebung im Schnellverfahren» bewahrt haben. Baran selbst bestätigt dies und berichtet von Mitinsassen, die mitten in der Nacht gefesselt und abgeschoben wurden.
«Die Direktion hat das genau beobachtet», sagt Baran über die Aufmerksamkeit, die seine Besuche erregten.
Anook äussert sich besorgt über die Zukunft. Sie sagt: «Ich glaube nicht, dass Baran die Türkei überleben würde.» Die Belastung durch die gesamte Situation ist für das Paar gross. Aktuell leben Anook und Baran gemeinsam im Jura, wo Baran offiziell gemeldet ist.
Narben als Zeugen der Vergangenheit
Baran zeigt Narben an seinen Armen, Händen und im Gesicht. Er erklärt, dass diese von einem Angriff im Jahr 2007 stammen. Eine Gruppe türkischer Nationalisten attackierte ihn damals mit Messern. Er erlitt schwere Blutungen, und der Vorfall löste Panik unter den Studierenden aus. Türkische Zeitungsartikel, die dem Journalisten vorliegen, belegen diesen Vorfall.
Nach dem Angriff wurde sein voller Name in türkischen Zeitungen veröffentlicht, was ihn zu einer noch grösseren Zielscheibe für Nationalisten machte. Trotzdem setzte er sein Studium fort. «Hätte ich das nicht gemacht, hätte ich sie gewinnen lassen. Ich wollte zeigen: Ihr könnt mich nicht brechen, ich stehe immer noch hier», betont er.
Kurden in der Türkei
Die kurdische Bevölkerung in der Türkei ist seit langem Ziel von Diskriminierung und Repressionen. Der Konflikt zwischen dem türkischen Staat und kurdischen Gruppen hat zu zahlreichen Menschenrechtsverletzungen geführt. Aktivisten, Journalisten und Politiker, die sich für kurdische Rechte einsetzen, werden oft unter dem Vorwurf der «Terrorpropaganda» verfolgt.
Zukunftspläne und rechtliche Lage
Baran träumt davon, seinen Archäologie-Master in Basel oder Berlin zu absolvieren und eines Tages mit Anook in Anatolien an Ausgrabungen mitzuarbeiten, falls sich die politische Lage dort beruhigt. Sein grösster Wunsch ist es, mit Anook in Frieden zu leben.
Die Zukunft des Paares ist jedoch ungewiss. Sie müssen ihre Beziehung erneut vor dem Standesamt beweisen. Moreno Casasola von der Freiplatzaktion erklärt die rechtliche Situation: «Schweizerinnen und Schweizer haben grundsätzlich Anspruch auf Familienzusammenführung und gemeinsames Eheleben.»
- Ein Verdacht auf Scheinehe kann dem entgegenstehen, ist aber schwer nachzuweisen.
- Paare mit längerer Beziehung bestehen das Verfahren in der Regel.
- Die finanzielle Situation ist oft entscheidend für eine erfolgreiche Zusammenführung.
Baran fühlt sich seit seiner Geburt als Kurde unterdrückt. «Seit ich geboren bin, leide ich als Kurde unter Unterdrückung», sagt er. Diese Aussage unterstreicht die tiefgreifenden Erfahrungen, die seine Entscheidung zur Flucht und sein Kampf um ein Bleiberecht prägen.
Herausforderungen für Geflüchtete
Baran berichtet auch von seinen belastenden Erfahrungen bei der Ankunft in der Schweiz. Er empfand den Empfang als nicht «mit offenen Armen» und kritisiert den Umgang mit Geflüchteten als unwürdig, einschliesslich der Unterbringung in Asylheimen ohne Tageslicht. Trotz dieser Schwierigkeiten fand er in Basel schnell einen Freundeskreis und lernte Anook kennen.
Das Paar traf sich durch gemeinsame Freunde, ging joggen und trank Tee. Aus diesen Begegnungen entwickelte sich ihre Beziehung. Als Baran im Juli verhaftet wurde, machte sich Anook Vorwürfe, weil sie die Gefahr unterschätzt hatte.
Der Fall von Baran Can wird im November weiter verhandelt. Der Ausgang ist für das Paar von entscheidender Bedeutung, da er über ihre gemeinsame Zukunft in der Schweiz entscheidet.