Markus Eigenmann, aktueller Gemeindepräsident von Arlesheim, kandidiert für das Amt des Bildungsdirektors im Kanton Basel-Landschaft. Der FDP-Politiker äusserte sich in einem Interview zu seinen politischen Vorstellungen für den Kanton, insbesondere im Bildungsbereich sowie zu Fragen des Finanzausgleichs und der Standortattraktivität. Er möchte Monica Gschwind als Regierungsrat nachfolgen.
Wichtigste Punkte
- Markus Eigenmann bewirbt sich als Bildungsdirektor für das Baselbiet.
- Er kritisiert die "Verakademisierung" der Lehrerausbildung und fordert praxisnähere Vorbereitung.
- Eigenmann setzt sich für mehr Föderalismus in der Bildung und einen fairereren Finanzausgleich ein.
- Die Ansiedlung von Straumann in Arlesheim ist ein Erfolg, der die Gemeindefinanzen entlasten soll.
- Er strebt eine Verbesserung der atmosphärischen Beziehungen zu Basel an, ohne die grundsätzliche Haltung des Kantons zu ändern.
Arlesheim: Erfolge und Herausforderungen
Markus Eigenmann hat Arlesheim in den letzten neun Jahren als Gemeindepräsident geprägt. Seine Amtszeit war von wichtigen Entwicklungen und Herausforderungen gekennzeichnet. Dazu gehörte ein langwieriger Streit um die Zonenplanung im Ortskern. Die Gemeinde wollte das historische Zentrum vor Baufehlern schützen. Dies führte zu Widerstand von Hauseigentümern, die Wertverluste und Einschränkungen befürchteten.
Zwei Anläufe, viele Gespräche und Anpassungen waren nötig, bis der Gemeinderat unter Eigenmanns Führung die Zustimmung der Bevölkerung erhielt. Dieser Prozess zeigte Eigenmanns Fähigkeit, auch bei kontroversen Themen Lösungen zu finden und die Bevölkerung zu überzeugen.
Fakt
Arlesheim war zeitweise so beliebt für Hochzeiten, dass die Gemeinde einen besonderen Ansturm erlebte. Die Entspannung trat ein, als auch Binningen Trauungen für Baselbieter Paare erlaubte.
Uptown Basel und Straumann-Ansiedlung
Ein grosser Erfolg für Arlesheim ist die Entwicklung des Areals Uptown Basel. Hier entstand einer der leistungsfähigsten Quantencomputer weltweit. Eigenmann ist besonders stolz auf diese Entwicklung. Ein weiteres Highlight ist die geplante Ansiedlung des Medizintechnikkonzerns Straumann.
Straumann wird seinen Hauptsitz von Basel nach Arlesheim verlegen. Eigenmann war massgeblich an diesem Projekt beteiligt. Die Gemeinde hat die erwarteten Steuereinnahmen berechnet. Diese Ansiedlung soll die Finanzsorgen der letzten Jahre in Arlesheim beenden. Obwohl die Euphorie gross ist, mahnt Eigenmann zur Vorsicht: "Zuerst müssen wir noch Schulden abbauen", sagte er in einem Interview.
Kantonale Finanzen und Finanzausgleich
Trotz der positiven Entwicklung in Arlesheim ärgert sich Eigenmann über die finanzielle Lage seiner Gemeinde. Arlesheim, eine wohlhabende Gemeinde, geriet in den letzten Jahren in die roten Zahlen. Dies führt er auf die hohe Steuerbelastung im Vergleich zum Kanton Solothurn zurück. Einige reiche Einwohner wechselten deshalb nach Dornach.
Ein weiterer Grund für das Defizit ist der innerkantonale Finanzausgleich. Eigenmann hält diesen für unfair. Als Präsident der Interessengemeinschaft der Gebergemeinden lancierte er eine Gemeindeinitiative. Ziel ist es, die Belastung für die Nettozahler zu reduzieren. Er betont, dass es sich um eine "breit abgestützte" und "legitime" Forderung der stadtnahen Gemeinden handelt.
"Das wird immer viel zu verkürzt dargestellt", so Eigenmann zum Finanzausgleich. "Am Ende profitieren alle, wenn es den finanzstarken Gemeinden besser geht."
Hintergrund
Der innerkantonale Finanzausgleich soll die finanziellen Unterschiede zwischen den Gemeinden ausgleichen. Gebergemeinden zahlen in diesen Topf ein, Nehmergemeinden erhalten daraus Mittel. Eigenmanns Initiative zielt darauf ab, die Beiträge der Gebergemeinden zu senken.
Eigenmann argumentiert, dass nur wenige Gemeinden effektiv schlechtergestellt würden. Die Differenz ginge zulasten des Kantons. Er sieht das Birstal als den Motor des Kantons. Diesen gelte es am Laufen zu halten. Als Ingenieur, der Diagnosegeräte für Schiffsmotoren baut, kennt er sich mit Motoren aus. Er reist regelmässig zu grossen Seehäfen wie Rotterdam oder Hamburg. Diese pulsierende Welt möchte er nun gegen einen Sitz in der Kantonsregierung eintauschen. "Das Loslassen wird auch ein wenig wehtun", bemerkt er.
Bildungspolitik: Eine Rückkehr zu den Wurzeln
Sollte Eigenmann die Wahl gewinnen, wäre seine neue Aufgabe eine Rückkehr zu seinen politischen Wurzeln. Im Jahr 2009 wurde er in den Schulrat von Arlesheim gewählt. Ein Freund hatte ihn damals zur Kandidatur ermutigt. Seine vier Kinder – drei Töchter und ein Sohn – waren zu dieser Zeit noch im Schulbetrieb. 2012 wurde Eigenmann in den Gemeinderat gewählt. Vier Jahre lang leitete er das Ressort Bildung, bevor er Gemeindepräsident wurde.
Kritik an der Lehrerausbildung
Eigenmann kritisiert die aktuelle Lehrerausbildung. Er stört sich an der "Verakademisierung" der Ausbildung. "Die Ansprüche der Eltern gegenüber der Schule sind deutlich gestiegen – gleichzeitig ist die Elternarbeit in der Ausbildung junger Lehrerinnen und Lehrer so gut wie gar kein Thema", beklagt er. Er ist der Meinung, dass Berufseinsteiger nicht ausreichend auf diese Herausforderungen vorbereitet werden.
- Problem: Junge Lehrer verlassen den Beruf frühzeitig.
- Eigenmanns Sorge: "Die Kantone können es sich aber nicht leisten, dass junge Lehrer nach einer teuren Ausbildung bereits nach wenigen Jahren den Beruf wieder an den Nagel hängen."
Er plädiert für mehr Föderalismus im Schulbereich. Mehr Wettbewerb in der Bildung befürwortet er. "Warum nicht?", fragt Eigenmann. "Nicht alles muss vereinheitlicht werden." Er beobachtet die Diskussion um nationale Vorschriften mit Sorge. Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider drohte mit neuen Regeln, falls der Kanton Zürich den Französischunterricht in der Primarschule abschafft.
Sprachenkonzept und Schüleraustausch
Eigenmann war bei der Einführung des Sprachenkonzepts überzeugt. Er stellt aber fest, dass es die Ziele nicht erreicht hat. Trotz Frühfranzösisch bleiben die Sprachkompetenzen vieler Schüler in der Zweitsprache bescheiden. Er schlägt vor, mehr Schüleraustausche mit der Westschweiz zu organisieren. Eigenmann selbst lernte erst richtig Französisch, als er fünf Jahre in Lausanne lebte.
Beziehungen zu Basel und Kompromissbereitschaft
Eigenmann fordert mehr Fairness bei der Universitätsfinanzierung. Er teilt das Ziel der Gemeindeinitiative, dass Kantone ohne Universität die vollen Kosten für ihre Studierenden übernehmen sollen. Er will aber nicht, dass das Baselbiet aus der Uniträgerschaft aussteigt. Er glaubt, dass sich die grundsätzliche Haltung des Baselbiets in vielen Streitpunkten mit Basel nicht ändern würde, sollte er in die Regierung gewählt werden.
Dennoch sieht er Potenzial für Verbesserungen: "Im Atmosphärischen gibt es schon noch Luft nach oben." Eigenmann gilt als jemand, der gerne Kompromisse sucht. Peter Vetter, ein Gemeinderatskollege der SP, beschreibt ihn als "sehr engagiert" und "stets dossierfest". Vetter, der Eigenmann seit vielen Jahren kennt, betont dessen vermittelnde Art. "Dort würde er mit seiner vermittelnden Art hervorragend hineinpassen", sagt Vetter über Eigenmanns Eignung für die Kantonsregierung.
Eigenmanns Vision
Ab 2026, im Falle einer Wahl, wäre Eigenmann täglich in Liestal. Er hat bereits eine Idee zur Verkürzung des Weges nach Arlesheim: ein neuer Strassentunnel, der die beiden Kantonsteile verbindet und den täglichen Stau vor Basel umgeht.