Die finanzielle Zukunft der Universität Basel stand im Mittelpunkt einer Diskussion, die von Bajour organisiert wurde. Politiker und Universitätsvertreter waren sich einig: Es braucht mehr Geld vom Bund und eine nationale Strategie für die Hochschulfinanzierung. Die Trägerkantone Basel-Stadt und Baselland fordern zudem mehr Unterstützung von den Nachbarkantonen, um die Last gerechter zu verteilen.
Wichtige Punkte
- Eine nationale Strategie zur Universitätsfinanzierung ist notwendig.
- Der Bund soll die Schweizer Universitäten finanziell stärker unterstützen.
- Die Trägerkantone Basel-Stadt und Baselland benötigen Hilfe von Nachbarkantonen.
- Die Universität Basel soll als Volluniversität erhalten bleiben.
- Negative Stimmung schadet dem Ruf der Universität im internationalen Wettbewerb.
Finanzieller Druck auf die Universität Basel wächst
Die Universität Basel steht unter finanziellem Druck. Dies wird durch eine Gemeindeinitiative aus Baselland verstärkt, die eine Kündigung des Universitätsvertrags fordert. Auch die Haushalte der Kantone Basel-Stadt und Baselland sind angespannt. Diese Situation führt zu einer dringenden Debatte über die zukünftige Finanzierung der Hochschule.
FDP-Landrätin Nadine Jermann betonte am Podium, dass der finanzielle Druck der Hauptgrund für die Initiative sei. Sie erklärte: «Es ist nicht wegen der Uni, sondern primär wegen der Finanzen.» SP-Grossrätin Amina Trevisan sieht die Initiative dennoch als «Angriff auf die Uni».
Hintergrund der Finanzierungsdebatte
Die Universität Basel wird von den Kantonen Basel-Stadt und Baselland gemeinsam getragen. Diese tragen den überwiegenden Teil des Defizits. Andere Kantone, wie Aargau und Solothurn, schicken viele Studierende nach Basel, leisten aber vergleichsweise geringe Beiträge. Dies führt zu einer Ungleichverteilung der finanziellen Last.
Forderung nach nationaler Lösung und Bundesbeteiligung
Die Diskussionsteilnehmer waren sich einig, dass eine Lösung gefunden werden muss, die über die Kantonsgrenzen hinausgeht. Universitätsratspräsident Beat Oberlin sprach von einem «Konstruktionsfehler» in der schweizweiten Universitätsfinanzierung. Er betonte, dass es ungewöhnlich sei, dass das Restdefizit allein von den Trägerkantonen getragen werden müsse.
«Die Finanzen auf Bundesebene anzuschauen, ist im Interesse der ganzen Schweiz und aller Universitäten, nicht nur der Uni Basel.»
Nadine Jermann, FDP-Landrätin BL
Nadine Jermann unterstützt ein Postulat von GLP-Nationalrätin Katja Christ. Dieses fordert eine nationale Strategie für die Unifinanzierung und höhere Beiträge von Nicht-Trägerkantonen. Jermann ist überzeugt: «Steter Tropfen höhlt den Stein.» Sie sieht die Bildungsfinanzierung als nationale Aufgabe. «Bildung ist eins unserer wichtigsten Güter, das müssen wir hochhalten.»
Ideen für neue Finanzierungsquellen
Beat Oberlin brachte eine innovative Idee ins Spiel: Die Schweizer Nationalbank könnte ihre jährlichen Überschüsse in einen Bildungsfonds einzahlen. Dieser Fonds könnte dann gezielt die Bildung in der Schweiz fördern. Oberlin argumentierte: «Die Schweiz hat keine Rohstoffe, sie hat nur Bildung als Rohstoff.» Dies verdeutlicht die Notwendigkeit, in Bildung zu investieren.
Oberlin zeigte sich optimistisch, dass eine Lösung für die Finanzen gefunden wird und die Gemeindeinitiative scheitern wird. Er äusserte jedoch Sorge über die negative Stimmung. Universitäten seien ein globaler Markt. «Die besten Leute kommen nur, wenn sie Sicherheit und das Gefühl haben, dass die Uni stabil ist.»
Wichtige Zahlen zur Uni Basel
- Rund 13.000 Studierende sind an der Universität Basel eingeschrieben.
- Die Universität zählt etwa 3.000 Mitarbeitende.
- Sie ist die älteste Universität der Schweiz, gegründet 1460.
Wirtschaftliche Bedeutung und Studiengebühren
Christof Klöpper, CEO von Area Basel Business & Innovation, vertrat die Interessen der Wirtschaft. Er hilft Unternehmen, sich in der Region Basel anzusiedeln. Für ihn gehört die Universität zum Gesamtpaket, das Basel attraktiv macht. Er sieht keine unmittelbare Gefahr, dass Unternehmen sich wegen der aktuellen Finanzdiskussion abwenden könnten. «Die Firmen schauen auf das Gesamtkonstrukt und nehmen die aktuelle Diskussion nicht unbedingt wahr.»
«Die besten Leute kommen nur, wenn sie Sicherheit und das Gefühl haben, dass die Uni stabil ist.»
Beat Oberlin, Universitätsratspräsident Basel
Die Erhöhung der Studiengebühren wurde ebenfalls diskutiert. SP-Vertreterin Amina Trevisan lehnte dies kategorisch ab. Sie befürchtet eine Ungleichbehandlung zwischen in- und ausländischen Studierenden und eine Schwächung der Chancengerechtigkeit. Nadine Jermann hielt eine Erhöhung für prüfenswert, allerdings für alle Studierenden gleich. Beat Oberlin warnte vor den Auswirkungen auf den Wettbewerb unter den Universitäten. Eine Gebührenerhöhung müsste schweizweit koordiniert werden, um Verschiebungen bei den Studierenden zu vermeiden.
Vision für die Universität Basel 2040
Die Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass die Universität Basel auch in Zukunft exzellent und herausragend sein muss. Sie soll als Volluniversität erhalten bleiben. Insbesondere die Geisteswissenschaften dürfen nicht von Sparmassnahmen betroffen sein. Alle sehen den Bund in der Pflicht, die Trägerkantone finanziell zu entlasten.
Moderatorin Valerie Wendenburg fragte nach der Vision für die Universität im Jahr 2040. Christof Klöpper wünschte sich, dass die Universität weiterhin grosse Projekte angeht, ähnlich dem Biozentrum. Nadine Jermann hofft auf ein neues Leuchtturmprojekt, zum Beispiel im Bereich Quantencomputing. Sie wünschte sich auch, dass Basel-Stadt und Baselland weiterhin stolze Trägerkantone bleiben, die Finanzierung aber als schweizweite Aufgabe verstanden wird.
Arbeitsbedingungen und Startup-Kultur
Amina Trevisan betonte die Bedeutung der Arbeitsbedingungen für den Mittelbau der Universität. Dies sei ein wichtiger Aspekt für die Zukunftsfähigkeit der Hochschule. Beat Oberlin, der sein Amt Ende des Jahres abgibt, sprach sich für die weitere Förderung der Startup-Kultur aus. Er verwies auf den Innovation Park in Allschwil, wo entsprechende Cluster bereits entwickelt werden. Der wichtigste Punkt, dem alle zustimmten: Es braucht mehr Geld aus Bern.
Die Diskussion zeigte, dass die Universität Basel vor grossen Herausforderungen steht. Eine gemeinsame Anstrengung von Bund, Kantonen und der Universität selbst ist notwendig, um die langfristige Stabilität und Exzellenz zu sichern. Die Bildung wird als entscheidender Rohstoff der Schweiz gesehen, in den weiterhin investiert werden muss.