Eine auffällige Serie von Kellereinbrüchen beunruhigt seit Wochen die Bewohner des Kleinbasels. Die Täter haben es gezielt auf Wein abgesehen, lassen jedoch teure Flaschen und andere Spirituosen oft unberührt. Die Staatsanwaltschaft bestätigt mehrere Anzeigen, während die Anwohner Massnahmen ergreifen und auf verstärkte Polizeipräsenz hoffen.
Wichtigste Erkenntnisse
- Im Kleinbasel gab es mehrere Kellereinbrüche mit Fokus auf Wein.
- Die Diebe stehlen vor allem Aktionswein aus Supermärkten.
- Anwohner verstärken ihre Türen und fordern mehr Polizeipräsenz.
- Ein Gerichtsfall deutet auf Beschaffungskriminalität hin.
- Die Polizei setzt Zivilbeamte zur Beobachtung ein.
Gehäufte Einbrüche in Kleinbasler Kellern
Im Bereich der Bärenfelserstrasse im Kleinbasel häufen sich die Einbrüche in Kellerabteile. Ein Hauseigentümer, der anonym bleiben möchte, berichtet von gleich drei Einbrüchen in seinem Haus im Oktober. In der vergangenen Woche waren auch seine Nachbarn betroffen. Allein in einer einzigen Nacht wurden Spuren von Einbrüchen oder Versuchen in neun Häusern im Umkreis der Bärenfelserstrasse festgestellt. Diese Häufung von Vorfällen erzeugt bei den Bewohnern ein Gefühl der Unsicherheit.
Die Täter zeigen ein spezifisches Interesse an Wein. Aus einer grösseren Liegenschaft an der Offenburgerstrasse verschwanden Anfang Oktober über 100 Flaschen. Auffällig ist, dass es sich dabei vorwiegend um Aktionswein aus Supermärkten wie Coop und Denner handelt. Hochpreisige Weine, Grappa oder Champagner lassen die Diebe meist liegen. Dieses selektive Vorgehen wirft Fragen nach den Motiven und dem Verbleib der Beute auf.
Faktencheck: Weindiebstähle
- Zielobjekt: Vor allem Aktionswein.
- Uninteressant: Teure Flaschen, Grappa, Champagner.
- Betroffene Gebiete: Primär Bärenfelserstrasse und Offenburgerstrasse.
Staatsanwaltschaft bestätigt Anzeigen
Die Anwohner haben mehrere Anzeigen erstattet und wünschen sich eine stärkere Präsenz der Polizei. Die Basler Staatsanwaltschaft bestätigt auf Anfrage, dass in jüngster Zeit vermehrt Einbrüche im Kleinbasel gemeldet wurden, bei denen Wein gestohlen wurde. Eine solche Systematik der Diebstähle ist den Bewohnern neu und verstärkt das Gefühl der Beunruhigung in der Nachbarschaft.
Vor etwa einem Jahr, im August, gab es bereits einen plötzlichen Anstieg von Einbrüchen im Kleinbasel. Damals verzeichnete die Polizei innerhalb von zwei Wochen 87 Einbrüche, hauptsächlich in Wohnungen und Kellerabteile in den Quartieren Matthäus, Clara und Rosental. Bei diesen damaligen Vorfällen stand Wein jedoch nicht im Fokus.
"Es ist schon etwas unheimlich, wenn innert so kurzer Zeit mehrmals eingebrochen wird. Das Sicherheitsgefühl unter den Anwohnenden leidet."
Verdächtige Beobachtungen in der Dämmerung
Anwohner berichten von verdächtigen Beobachtungen. Kürzlich wurden zwei unbekannte Männer in der Bärenfelserstrasse dabei gesehen, wie sie in der Abenddämmerung, während die Strasse noch belebt war, Haustüren abgingen. Es wird vermutet, dass sie dabei leicht aufzubrechende Türen ausfindig machten, um spätere Einbrüche vorzubereiten. Solche Beobachtungen tragen zur erhöhten Wachsamkeit der Nachbarschaft bei.
Hintergrund: Beschaffungskriminalität
Beschaffungskriminalität bezeichnet Straftaten, die begangen werden, um Mittel für den Konsum von Suchtmitteln zu beschaffen. Dazu gehören Diebstahl, Einbruch oder Hehlerei. Die gestohlenen Güter werden oft schnell und unter Wert weiterverkauft oder gegen Drogen getauscht.
Was steckt hinter den Weindiebstählen?
Die Frage nach dem Verbleib des gestohlenen Weins und den Motiven der Täter beschäftigt die Anwohner. Ein Teil des Weins wird mutmasslich selbst konsumiert. Ein anderer Teil scheint jedoch zu Geld gemacht zu werden. Ein Mieter an der Peter-Rot-Strasse war selbst von einem Weindiebstahl betroffen und konnte einen Gerichtsfall mitverfolgen. Ihm wurden vor einem Jahr über 100 Flaschen Wein entwendet.
Der gefasste Dieb, ein in der Schweiz aufgewachsener Brasilianer, wurde wegen mehrfacher Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch, Diebstahl und weiterer Delikte zu einer 18-monatigen Freiheitsstrafe verurteilt. Das Urteil, das der Redaktion vorliegt, sieht eine Aufschiebung der Freiheitsstrafe zugunsten einer stationären Suchtbehandlung vor. Der Täter gab vor Gericht an, mit dem gestohlenen Wein seinen Drogenkonsum finanziert zu haben.
Weine als Tauschmittel für Drogen
Der Dieb behauptete vor Gericht, die Weine in einem Koffer zum Claraplatz gebracht und dort gegen Drogen getauscht zu haben. Diese Darstellung fand im Gerichtssaal jedoch wenig Glauben. Szenekenner erklären, dass Weinflaschen für Dealer als direktes Tauschmittel oft zu auffällig und uninteressant sind. Stattdessen würden Süchtige die gestohlenen Weinflaschen an kleine Geschäfte in der Stadt verkaufen, um mit dem Erlös ihre Drogen zu finanzieren. Die Staatsanwaltschaft führt zu dieser Art von Verkaufsstellen keine Statistik und kann daher keine weiteren Angaben machen.
Anwohner reagieren, Polizei ermittelt
Als Reaktion auf die Einbruchsserie haben viele Hauseigentümer an der Bärenfelserstrasse ihre Eingangstüren verstärkt. Die Polizei versucht der mutmasslichen Weinbande nun mit einer Beobachtertruppe auf die Spur zu kommen, die aus Zivilpolizisten besteht. Auf Anfrage äussert sich die Polizei vage und betont, dass sie ihre Präsenz stets der aktuellen Lage vor Ort anpasse. Die Ermittlungen laufen, um die Täter zu fassen und die Sicherheit im Quartier wiederherzustellen.
Die Bewohner des Kleinbasels bleiben wachsam und hoffen auf schnelle Erfolge der polizeilichen Massnahmen, um der Einbruchsserie ein Ende zu setzen.





