Zwölf junge Menschen aus der Region Basel bereiten sich auf ein aussergewöhnliches Abenteuer vor. Sie planen, für acht Monate auf einem Katamaran den Atlantischen Ozean zu überqueren. Die Reise, die Mitte Oktober beginnen soll, ist für die Teilnehmenden eine bewusste Entscheidung, den gewohnten Alltag hinter sich zu lassen und persönliche Grenzen zu testen.
Ein lang gehegter Traum wird Wirklichkeit
Die Idee für dieses anspruchsvolle Projekt entstand vor drei Jahren während eines Aufenthalts in Sardinien. Dshamiljo (24), einer der Initiatoren, erinnert sich an den Moment, als der Plan Form annahm. „Der Atlantik ist der Traum eines jeden Seglers“, erklärt er. An einem Abend mit Freunden sei die Entscheidung gefallen: „Das machen wir!“
Nach unzähligen Stunden der Planung steht die Gruppe nun kurz vor der Abreise. Die Route ist ambitioniert: Von Sardinien aus segelt die Crew zunächst zu den Kapverdischen Inseln. Von dort aus beginnt die eigentliche Atlantiküberquerung, die voraussichtlich drei Wochen dauern wird und sie in die Karibik führt. Nach der Erkundung der karibischen Inseln ist die Rückkehr über den Ozean nach Sardinien geplant.
Das Projekt im Überblick
- Teilnehmende: 12 junge Erwachsene aus der Region Basel.
- Dauer: Geplant sind insgesamt acht Monate auf See.
- Route: Sardinien – Kap Verde – Karibik – Sardinien.
- Herausforderung: Die dreiwöchige Non-Stop-Überquerung des Atlantiks.
- Finanzierung: Teilweise durch Crowdfunding und Eigenmittel.
Eine vielfältige Crew vor grossen Herausforderungen
Die Zusammensetzung der Gruppe ist ebenso vielfältig wie ihre Motivationen. Einige der Teilnehmenden sind Studierende, andere haben für die Reise ihre Jobs gekündigt oder arbeiten als Selbstständige. Nicht alle verfügten zu Beginn über umfassende Segelerfahrung. Einige mussten den erforderlichen Hochseeschein erst noch erwerben, was den vollen Einsatz jedes Einzelnen bereits vor dem Start erfordert.
Das Leben an Bord wird eine besondere Probe für die Gemeinschaft darstellen. Auf engstem Raum müssen zwölf Menschen miteinander auskommen und zusammenarbeiten. Léonie (23), eine der Teilnehmerinnen, betont die Wichtigkeit offener Kommunikation.
„Wir müssen auch in Extremsituationen miteinander funktionieren. Man kann nicht acht Monate lang Dinge, die einen stören, einfach herunterschlucken.“
Diese direkte Art des Austauschs sei bereits in der Planungsphase entscheidend gewesen, um ein starkes Fundament für die lange Zeit auf See zu schaffen.
Leben auf einem Katamaran
Ein Katamaran bietet im Vergleich zu einem Einrumpfboot mehr Stabilität und Platz, dennoch ist der Lebensraum für zwölf Personen begrenzt. Die Schlafplätze, Kojen genannt, sind klein und bieten wenig Privatsphäre. Die gemeinsame Verantwortung für Navigation, Kochen und Instandhaltung erfordert ein hohes Mass an Teamfähigkeit und Disziplin.
Minimalismus und mentale Stärke auf hoher See
Verzicht auf alltäglichen Luxus
Die Reise ist kein Luxusurlaub. Die Crew wird sich auf das Nötigste beschränken müssen. Geschlafen wird in kleinen Kojen, gekocht auf einem einfachen Gasherd. Der Speiseplan besteht hauptsächlich aus lange haltbaren Lebensmitteln.
„Auf den Tisch kommen Dinge wie Pasta, Couscous, Wurzelgemüse, Kohl oder Dosengerichte“, erläutert Léonie. Ein gewisser Grundkomfort ist jedoch vorhanden, darunter eine Toilette mit elektrischer Pumpe. Der Kontakt zur Aussenwelt wird stark eingeschränkt sein; eine Internetverbindung gibt es nur gelegentlich in Küstennähe.
Umgang mit Angst und Unsicherheit
Die Konfrontation mit den Naturgewalten des Ozeans gehört zu den grössten Herausforderungen. Hohe Wellen und unvorhersehbares Wetter können Ängste auslösen. Nicolas (22) sieht dem realistisch entgegen: „Ich glaube, dass man in gewissen Situationen schon Angst haben darf.“
Entscheidend sei jedoch, handlungsfähig zu bleiben. „Gerade bei hohem Wellengang ist es wichtig, dass man handelt. Wenn man so Angst hat, dass man nichts mehr machen kann, dann ist das nicht gut“, fügt er hinzu. Die Fähigkeit, trotz Furcht rational zu agieren, ist für die Sicherheit aller an Bord unerlässlich.
Fakten zur Atlantiküberquerung
- Distanz: Die Strecke von den Kanaren in die Karibik beträgt rund 2.700 Seemeilen (ca. 5.000 Kilometer).
- Dauer: Abhängig von Wind und Wetter dauert die Überquerung für Segelyachten typischerweise zwischen 14 und 21 Tagen.
- Navigation: Die Crew muss rund um die Uhr in Schichten arbeiten, um das Schiff zu steuern und Wache zu halten.
Mehr als nur eine Reise
Für die Teilnehmenden ist das Projekt weit mehr als nur ein Segeltörn. Es ist eine Chance, aus gewohnten Strukturen auszubrechen und wertvolle Lebenserfahrungen zu sammeln. „Ich will die Flexibilität, die man hat, wenn man jung ist, ausnutzen, um etwas zu machen, das man später nicht mehr kann“, sagt Nicolas. Dabei betont er, dass es sich nicht um eine Flucht handelt. „Ich komme sehr gerne in mein altes Leben zurück.“
Léonie findet im Segeln vor allem eine Form der Entschleunigung. „Segeln ist die entschleunigendste Beschäftigung, die ich kenne. Man darf einfach sein“, beschreibt sie ihre Faszination für das Leben auf dem Wasser. Es ist die Reduktion auf das Wesentliche, die den Reiz ausmacht.
Die Finanzierung des Abenteuers
Ein solch grosses Vorhaben ist auch mit erheblichen Kosten verbunden. Um das Budget zu decken, hat die Gruppe eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Bisher konnten sie über 8.000 Franken sammeln, benötigen aber noch rund 15.000 Franken für die vollständige Finanzierung von Verpflegung, Hafengebühren und Schiffsinstandhaltung.
Trotz der finanziellen Unsicherheit hält die Crew an ihrem Plan fest. Sie sind entschlossen, die Reise anzutreten, auch wenn das Budget knapp ist. Im Notfall, so die Gruppe, würden sie versuchen, unterwegs durch Gelegenheitsarbeiten Geld zu verdienen. Dieser Pragmatismus unterstreicht ihre Entschlossenheit, ihren Traum zu verwirklichen.