Die Basler Innenstadt erlebte Ende September eine ungewöhnliche Transformation: Die Kunstaktion «Bignik» der Künstler Frank und Patrik Riklin verwandelte 24.000 Quadratmeter öffentlichen Raums in einen riesigen rot-weissen Picknickteppich. Diese temporäre Installation regte Bürger und Besucher zu einem Dialog über die Nutzung und Wahrnehmung städtischer Freiräume an und lieferte dabei spektakuläre Bilder.
Wichtige Erkenntnisse
- Die Kunstaktion «Bignik» belegte 24.000 Quadratmeter der Basler Innenstadt.
- Öffentliche Plätze wurden temporär zu einem riesigen rot-weissen Picknickteppich.
- Die Aktion zielte darauf ab, einen Dialog über die Nutzung und Gestaltung von Freiräumen anzuregen.
- «Bignik» ist Teil des Jahresthemas «Transformation» des BSLA-Jubiläums.
- Die Langzeitperformance soll bis 2053 schweizweit wachsen.
Ein roter Teppich für die Stadt
Am 28. September 2024 wurde die Basler Altstadt zu einer grossen, zusammenhängenden Fläche. Graue Pflastersteine und Asphalt verschwanden unter einem Meer von rot-weissen Tüchern. Diese ungewöhnliche Inszenierung, von den Künstlern Frank und Patrik Riklin als «Bignik» bezeichnet, lud die Bevölkerung ein, den urbanen Raum neu zu erleben.
Die Aktion war eine Initiative der Regionalgruppe Nordwestschweiz des Bundes Schweizer Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten (BSLA). Sie fand im Rahmen des hundertjährigen Jubiläums des BSLA statt, dessen Jahresthema «Transformation» lautet. Hierbei ging es nicht nur um bauliche Veränderungen, sondern auch um eine Transformation in der gesellschaftlichen Wahrnehmung.
Faktencheck: Bignik in Zahlen
- Fläche: 24.000 Quadratmeter der Basler Innenstadt wurden abgedeckt.
- Farben: Rot-weisse Picknicktücher prägten das Bild.
- Dauer: Die temporäre Aktion fand an einem Wochenende im September statt.
- Ursprung: Die Performance startete 2012 in der Ostschweiz.
- Ziel: Bis 2053 soll das Projekt die gesamte Schweiz umfassen.
Dialog über Freiräume
Sara Rickenbacher von der BSLA-Regionalgruppe Nordwestschweiz betonte die Intention hinter dem Projekt. Sie erklärte: «Wir wollten durch die kollektive Aktion im Basler Stadtraum einen Dialog über die Wahrnehmung und Gestaltung von Freiräumen anregen.» Die Installation bot eine einzigartige Gelegenheit, über die Nutzung und die Zukunft öffentlicher Flächen zu sprechen.
Die weichen Stoffe der Picknicktücher legten sich über verschiedene Untergründe und Kanten. Dadurch veränderten sie die gewohnte Ästhetik der Stadt. Kalte Materialien wurden zu einem einladenden Teppich, der Menschen zum Verweilen und Austauschen einlud. Die Dimensionen des Raumes wurden anders wahrgenommen, wenn man sah, wie schnell knapp sieben Quadratmeter mit einem einzigen Tuch eingenommen werden konnten.
«Das Kunstwerk schafft eine passende Analogie zu unserem Beruf: Landschaften verweben (coudre le paysage) können beide.»
Jan Forster, Vorstandsmitglied des BSLA, zog am Rande der Aktion einen Vergleich zum Beruf des Landschaftsarchitekten. Er hob hervor, dass sowohl die Kunst als auch die Landschaftsarchitektur das Potenzial haben, «Landschaften zu verweben» und neue Verbindungen zu schaffen. Diese Analogie verdeutlicht die tiefere Bedeutung der Aktion.
Bignik: Eine Langzeitperformance
Das Konzept des «Bignik» ist nicht neu. Die Langzeitperformance der Riklin-Brüder begann bereits im Jahr 2012. Seitdem tourt das Projekt durch verschiedene Regionen der Ostschweiz. Das ehrgeizige Ziel ist es, das Picknicktuch bis ins Jahr 2053 über das gesamte Land wachsen zu lassen. Dies erfordert kontinuierliches Engagement und die Beteiligung vieler Menschen.
Für die Durchführung einer solchen Performance sind engagierte Mitwirkende entscheidend. In Basel kamen Menschen unterschiedlichster Herkunft zusammen, um gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Sie verfolgten für kurze Zeit ein gemeinsames Ziel: die Transformation des öffentlichen Raums. Dies war besonders bemerkenswert, da der Basler Münsterplatz nur an wenigen Tagen im Jahr nicht für andere Veranstaltungen belegt ist.
Hintergrund: Der BSLA
Der Bund Schweizer Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten (BSLA) wurde 1925 gegründet. Er zählt heute fast 900 Mitglieder. Der BSLA versteht sich als Sprachrohr der Landschaftsarchitektur-Fachleute. Diese sind als Selbstständige, in privaten Büros, in der Verwaltung sowie in Forschung und Lehre tätig.
Der Verband vertritt die berufsständischen Interessen in regionalen, nationalen und internationalen Gremien. Er trägt dazu bei, die Qualität der gestalteten Umwelt in der Schweiz nachhaltig zu sichern und weiterzuentwickeln. Das Jubiläumsthema «Transformation» passt somit ideal zur Mission des Verbandes.
Denkanstösse für die Gesellschaft
Die Riklin-Brüder verfolgen mit «Bignik» ein klares Ziel: «‹Bignik› liefert Denkanstösse. Es verfolgt das Ziel, grosskariertes Denken und Handeln in die Gesellschaft zu bringen und scheinbar unüberwindbare Grenzen in den Köpfen der Menschen zu sprengen – in einer Zeit, in der das Kleinkarierte an seine Grenzen stösst», so ihre Botschaft.
Die Aktion in Basel zeigte, wie wichtig der Diskurs über die Nutzung von Freiräumen ist. In den Gesprächen auf dem grossen Picknicktuch wurde deutlich, dass öffentliche Räume nicht immer durch offizielle Veranstaltungen belegt sein müssen, um lebendig zu sein. Manchmal müssen sie einfach «frei bleiben dürfen», damit sich spontane Begegnungen und Diskussionen entwickeln können.
Die temporäre Verwandlung der Basler Innenstadt durch «Bignik» war mehr als nur eine optische Veränderung. Sie war ein Experiment im öffentlichen Raum, das aufzeigte, wie eine einfache Idee die Wahrnehmung von Stadtlandschaften und die Interaktion zwischen Menschen nachhaltig beeinflussen kann. Die Aktion lieferte wertvolle Impulse für die zukünftige Gestaltung und Nutzung unserer Städte.





