Das Theater Basel hat seine neue Spielzeit mit einer tiefgründigen Inszenierung von William Shakespeares Tragödie «Hamlet» eröffnet. Unter der Regie von Schauspieldirektor Antú Romero Nunes präsentierte das Ensemble eine Aufführung, die zwischen abgrundtiefem Schmerz und verspielter Verrücktheit changiert. Die Premiere markiert einen wichtigen Startpunkt für die kommende Theatersaison und zieht bereits großes Interesse auf sich.
Wichtige Punkte
- Antú Romero Nunes inszeniert «Hamlet» als Saisonauftakt.
- Die Aufführung zeichnet sich durch eine düstere Ästhetik aus.
- Eine Neuübersetzung von Lucien Haug kommt zum Einsatz.
- Die Inszenierung beleuchtet Themen wie Krieg, Verrat und Rache.
- Der leere Bühnenraum und schwarze Kostüme prägen das Bild.
Ein düsteres Bühnenbild für eine zerrissene Welt
Die Inszenierung von «Hamlet» am Theater Basel ist visuell stark geprägt. Der Bühnenraum, gestaltet von Matthias Koch, ist abgrundtief schwarz und leer. Diese Leere verstärkt das Gefühl der Isolation und Verzweiflung, das die Figuren umgibt. Auch die Kostüme, entworfen von Lena Schön und Helen Stein, sind überwiegend in Schwarz gehalten. Sie spiegeln die innere Zerrissenheit und die düstere Atmosphäre der Tragödie wider. Die Wahl dieser Farben und des minimalistischen Bühnenbildes unterstreicht die Schwere der Handlung und die psychologische Tiefe der Charaktere.
Der Regisseur Antú Romero Nunes betont mit dieser Ästhetik die grundlegende Verwirrung und Verderbtheit der Welt, in der Hamlet lebt. Es ist eine Welt, in der die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen und in der moralische Prinzipien kaum noch Bestand haben. Diese visuelle Gestaltung ist ein Schlüsselelement, um die Botschaft des Stücks zu transportieren und das Publikum in Hamlets innere Konflikte hineinzuziehen.
Faktencheck
- Bühnenbild: Matthias Koch
- Kostüme: Lena Schön, Helen Stein
- Regie: Antú Romero Nunes
- Stück: «Hamlet» von William Shakespeare
Shakespeares Zeitlosigkeit durch Neuübersetzung
Ein besonderes Merkmal dieser Basler Produktion ist die Verwendung einer neuen Übersetzung von Lucien Haug. Diese Neuübersetzung verleiht dem klassischen Text eine frische und zeitgemäße Note, ohne Shakespeares ursprüngliche Sprachgewalt zu verlieren. Sie ermöglicht es dem Publikum, die komplexen Dialoge und Monologe Hamlets auf eine neue Weise zu erleben und die Relevanz der Themen für die heutige Zeit zu erkennen.
«Die Zeit hat ihr Gelenk verlassen. Das ist nun mein Los: sie einzurenken.»
Dieser berühmte Satz aus Hamlets Monolog fasst das zentrale Dilemma des Stücks zusammen: Eine Welt, die aus den Fugen geraten ist, und die schwere Bürde, die Ordnung wiederherzustellen. Die Übersetzung von Haug fängt diese existenzielle Verzweiflung präzise ein. Sie macht deutlich, dass die Themen von Krieg, Mord, Heuchelei, Verrat und Rachelust, die im Stück behandelt werden, auch Jahrhunderte später noch aktuell sind und das menschliche Dasein prägen.
Haugs Ansatz zur Sprache
Lucien Haug ist bekannt für seine präzisen und oft unkonventionellen Übersetzungen klassischer Werke. Sein Ziel ist es, die Originaltexte für ein modernes Publikum zugänglich zu machen, ohne ihre poetische Qualität zu opfern. Dies gelingt ihm in der neuen «Hamlet»-Fassung, indem er eine Sprache wählt, die klar und direkt ist, aber dennoch die emotionale Tiefe des Originals bewahrt. Die Klarheit der Sprache trägt dazu bei, dass die Zuschauer die komplexen Handlungsstränge und moralischen Fragen des Stücks besser nachvollziehen können.
Hintergrund zu «Hamlet»
«Hamlet» ist eine der bekanntesten Tragödien von William Shakespeare, geschrieben um 1600. Das Stück erzählt die Geschichte von Prinz Hamlet von Dänemark, der den Tod seines Vaters rächen soll. Es behandelt universelle Themen wie Rache, Verrat, Moral, Korruption und Wahnsinn. Die Figur des Hamlet ist eine der komplexesten in der Literaturgeschichte und hat unzählige Interpretationen erfahren.
Die Verwirrung der Hauptfiguren
Die Inszenierung konzentriert sich stark auf die inneren Zustände der Hauptfiguren. Ihre Herzen und Seelen sind verwirrt und von den Geschehnissen gezeichnet. Hamlet selbst, gefangen zwischen Trauer, Zorn und dem Wunsch nach Gerechtigkeit, ringt mit der Last seiner Aufgabe. Seine scheinbare oder tatsächliche Verrücktheit wird als Ausdruck einer tiefen Verzweiflung und des Gefühls der Isolation dargestellt. Auch andere Charaktere wie Ophelia, Claudius und Gertrude zeigen deutliche Anzeichen innerer Konflikte und moralischer Ambivalenz.
Die Regie von Nunes beleuchtet, wie die Figuren in einem Netz aus Intrigen und Lügen gefangen sind. Jede Entscheidung, die sie treffen, hat weitreichende Konsequenzen. Die Produktion stellt die Frage, wie man in einer Welt, die von Kriegen, Mord und Totschlag, Heuchelei, Verrat und Rachelust beherrscht wird, noch einen Sinn finden oder gar die Ordnung wiederherstellen kann. Dies macht das Stück zu einer zeitlosen Reflexion über die menschliche Natur und die Herausforderungen des Lebens.
Statistik zur «Hamlet»-Rezeption
- «Hamlet» ist Shakespeares längstes Stück mit 4.042 Zeilen.
- Es wurde schätzungsweise über 300 Mal verfilmt oder für das Fernsehen adaptiert.
- Die erste bekannte Aufführung fand wahrscheinlich im Jahr 1602 statt.
Die Rolle des Theaters in der Gesellschaft
Die Eröffnung der Saison mit einem so gewichtigen Stück wie «Hamlet» unterstreicht die Rolle des Theaters als Ort der Reflexion und des Dialogs. Es bietet dem Publikum die Möglichkeit, sich mit komplexen gesellschaftlichen und existentiellen Fragen auseinanderzusetzen. Die düstere Ästhetik und die intensive Darstellung der menschlichen Abgründe in dieser Inszenierung laden dazu ein, über die eigene Zeit und die Herausforderungen der Gegenwart nachzudenken.
Antú Romero Nunes hat mit dieser Wahl ein starkes Signal gesetzt. Er zeigt, dass klassische Werke auch heute noch relevant sind und wichtige Impulse für die öffentliche Debatte liefern können. Die Produktion ist nicht nur eine künstlerische Leistung, sondern auch ein Beitrag zur kulturellen Landschaft Basels. Sie bietet dem Publikum eine Gelegenheit, sich mit den zeitlosen Themen von Moral, Macht und menschlicher Verantwortung auseinanderzusetzen.
Zukünftige Produktionen im Fokus
Nach diesem vielversprechenden Auftakt blickt das Theater Basel auf eine Saison voller spannender Produktionen. Die Auswahl von «Hamlet» als Eröffnungsstück deutet darauf hin, dass die Spielzeit von tiefgründigen und herausfordernden Themen geprägt sein wird. Es bleibt abzuwarten, welche weiteren Inszenierungen ähnliche Resonanz hervorrufen werden und wie das Basler Publikum auf die künstlerische Ausrichtung der neuen Saison reagiert.
Die Premiere von «Hamlet» hat gezeigt, dass das Theater Basel bereit ist, sich künstlerischen Herausforderungen zu stellen und dem Publikum Produktionen von hoher Qualität zu bieten. Die Kombination aus klassischem Text, moderner Übersetzung und einer starken Regie macht diese Aufführung zu einem bemerkenswerten Ereignis in der Schweizer Theaterlandschaft.





