Drei Jahre nach der Einführung kostenloser Menstruationsartikel an Basler Schulen hat sich die Praxis nicht wie ursprünglich vorgesehen etabliert. SP-Grossrätin Jessica Brandenburger kritisiert, dass Schülerinnen Tampons und Binden teilweise immer noch im Sekretariat abholen müssen. Dies widerspricht dem Ziel eines niedrigschwelligen und diskreten Zugangs, das der damalige Beschluss des Regierungsrates verfolgte.
Wichtige Erkenntnisse
- Basler Schulen sollen seit drei Jahren kostenlose Menstruationsartikel auf Toiletten anbieten.
- Die Umsetzung erfolgt oft über das Sekretariat, was den Zugang erschwert.
- SP-Grossrätin Jessica Brandenburger fordert eine Verbesserung des Zugangs.
- Ein niedrigschwelliges Angebot soll die Würde und den diskreten Zugang sicherstellen.
Hintergrund des Beschlusses
Im Jahr 2022 fasste die Basler Regierung einen wichtigen Beschluss: Alle Schulen im Kanton sollten kostenlose Hygieneartikel wie Tampons und Binden auf den Schultoiletten zur Verfügung stellen. Ziel war es, die Chancengleichheit zu fördern und die Menstruationsarmut zu bekämpfen. Der Vorstoss für diese Regelung kam ursprünglich von Jessica Brandenburger, die sich für eine unkomplizierte Versorgung starkmachte.
Der Beschluss wurde als wichtiger Schritt für die Gesundheit und das Wohlbefinden von Schülerinnen gefeiert. Er sollte sicherstellen, dass Menstruation kein Hindernis für den Schulbesuch darstellt und dass Mädchen und junge Frauen während ihrer Periode nicht auf den Unterricht verzichten müssen, weil ihnen die notwendigen Produkte fehlen.
Faktencheck
- 2022: Beschluss des Regierungsrates zur Bereitstellung kostenloser Menstruationsartikel.
- Ziel: Förderung der Chancengleichheit und Bekämpfung von Menstruationsarmut.
- Umfang: Tampons und Binden sollen kostenlos verfügbar sein.
Aktuelle Situation an den Schulen
Drei Jahre nach der Einführung zeigt sich, dass die Umsetzung nicht überall reibungslos verläuft. Jessica Brandenburger hat eine schriftliche Anfrage an den Regierungsrat gerichtet, um die aktuelle Situation zu klären. Sie stellt fest, dass der Zugang zu den Hygieneartikeln oft nicht direkt auf den Toiletten, sondern nur über das Sekretariat möglich ist.
Diese Praxis widerspricht der ursprünglichen Intention des Vorstosses. Ein Gang zum Sekretariat kann für Schülerinnen mit Schamgefühlen verbunden sein und stellt eine unnötige Hürde dar. Der niedrigschwellige Ansatz, der eine diskrete und unkomplizierte Verfügbarkeit vorsah, wird dadurch untergraben.
"Mit dieser Handhabung entfällt natürlich der niederschwellige Ansatz, den der ursprüngliche Anzug gefordert hatte", so Jessica Brandenburger.
Niederschwelliger Zugang als Kernanliegen
Der Begriff "niederschwellig" bedeutet in diesem Kontext, dass die Artikel ohne grosse Anstrengung, ohne Nachfrage und ohne potenzielle Peinlichkeit zugänglich sein sollten. Dies ist besonders wichtig für junge Menschen, die sich in der Pubertät befinden und oft empfindlich auf solche Situationen reagieren. Wenn Schülerinnen das Sekretariat aufsuchen müssen, um einen Tampon zu erhalten, kann dies zu Unbehagen führen und sie davon abhalten, das Angebot zu nutzen.
Die ursprüngliche Idee war, dass die Artikel in den Toilettenräumen selbst bereitgestellt werden, ähnlich wie Seife oder Toilettenpapier. Dies würde eine maximale Diskretion und einen einfachen Zugang gewährleisten, wann immer sie benötigt werden.
Menstruationsarmut in der Schweiz
Obwohl die Schweiz ein reiches Land ist, sind auch hier Frauen und Mädchen von Menstruationsarmut betroffen. Dies bedeutet, dass sie sich aus finanziellen Gründen keine ausreichenden Menstruationsprodukte leisten können. Studien zeigen, dass dies zu gesundheitlichen Problemen, aber auch zu verminderter Teilnahme am sozialen Leben und in der Schule führen kann. Kostenlose Produkte an Schulen sind ein wichtiger Schritt, um dieses Problem zu lindern.
Forderungen an das Erziehungsdepartement
Brandenburger möchte vom Erziehungsdepartement wissen, wie die Umsetzung an den Schulen konkret aussieht und welche Massnahmen ergriffen werden, um den Zugang zu den Hygieneartikeln tatsächlich zu gewährleisten. Es geht darum, die Lücke zwischen dem politischen Beschluss und der praktischen Realität zu schliessen.
Die SP-Grossrätin fordert eine klare Strategie und konkrete Schritte, damit die Artikel dort verfügbar sind, wo sie benötigt werden: in den Toiletten. Dies könnte durch Spender, die regelmässig aufgefüllt werden, oder durch andere unkomplizierte Lösungen geschehen. Wichtig ist, dass die Schulen die Vorgaben ernst nehmen und im Sinne des Beschlusses handeln.
- Was passiert konkret? Brandenburger fragt nach der detaillierten Umsetzung.
- Welche Schritte unternimmt das Departement? Es sollen konkrete Massnahmen zur Verbesserung aufgezeigt werden.
- Wie wird Diskretion gewährleistet? Der Fokus liegt auf einem niedrigschwelligen Zugang.
Bedeutung für die Schülerinnen
Der Zugang zu kostenlosen Menstruationsartikeln hat weitreichende Auswirkungen auf das Leben der Schülerinnen. Es geht nicht nur um die physische Hygiene, sondern auch um die psychische Gesundheit und das Gefühl der Würde. Wenn Mädchen sich keine Sorgen um die Beschaffung von Hygieneartikeln machen müssen, können sie sich besser auf ihren Unterricht konzentrieren und am Schulleben teilnehmen.
Zudem trägt ein unkomplizierter Zugang zur Enttabuisierung der Menstruation bei. Es sendet die Botschaft aus, dass Menstruation ein normaler, natürlicher Vorgang ist, der keine Scham hervorrufen sollte. Dies ist ein wichtiger Beitrag zur modernen Aufklärung und zur Stärkung des Selbstbewusstseins junger Frauen.
Laut verschiedenen Studien führt der Mangel an Menstruationsprodukten bei 10 bis 20 Prozent der betroffenen Schülerinnen zu Fehlzeiten in der Schule. Ein funktionierendes System mit kostenlosen Produkten kann diese Zahl deutlich reduzieren und somit die Bildungschancen verbessern.
Ausblick und nächste Schritte
Die Antwort des Erziehungsdepartements auf Jessica Brandenburgers Anfrage wird Aufschluss darüber geben, wie die Situation bewertet wird und welche Schritte geplant sind. Es ist zu erwarten, dass das Departement Massnahmen vorschlagen wird, um die Umsetzung zu verbessern und den niedrigschwelligen Zugang, wie er ursprünglich intendiert war, sicherzustellen.
Diese Diskussion ist Teil einer breiteren gesellschaftlichen Bewegung, die sich weltweit für einen besseren Zugang zu Menstruationsprodukten einsetzt. Länder wie Schottland haben bereits Gesetze erlassen, die kostenlose Menstruationsartikel in öffentlichen Einrichtungen vorschreiben. Basel hat hier einen wichtigen Schritt getan, muss jedoch die praktische Umsetzung weiter optimieren.
Die Politik bleibt am Ball, um sicherzustellen, dass die Schülerinnen in Basel die Unterstützung erhalten, die sie benötigen. Der Fall zeigt, dass politische Beschlüsse eine kontinuierliche Überprüfung und Anpassung in der Praxis erfordern, um ihre volle Wirkung zu entfalten.