Die Verkehrsliga beider Basel hat eine Petition lanciert, um den Bau eines Rheintunnels erneut auf die politische Agenda zu setzen. Angesichts des täglichen Dauerstaus auf der Autobahn A2 fordern die Verbände eine wirksame Entlastung für die gesamte Region. Der Vorstoss kommt, nachdem ein ähnliches Projekt im vergangenen November an der Urne scheiterte.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Verkehrsliga beider Basel hat eine Petition für den Bau eines Rheintunnels gestartet.
- Ziel ist die Entlastung der chronisch überlasteten Autobahn A2 (Osttangente).
- Die Infrastruktur aus den 1970er-Jahren kann das heutige Verkehrsaufkommen nicht mehr bewältigen.
- Ein nationaler Ausbauplan, der den Tunnel umfasste, wurde im November 2023 von der Schweizer Stimmbevölkerung abgelehnt.
Ein Verkehrssystem am Rande des Kollapses
Die Situation auf der Osttangente in Basel ist seit Jahren kritisch. Nach Angaben der Verkehrsliga gibt es keine klassischen Stosszeiten mehr. Stattdessen herrscht ein permanenter Stau, der den Verkehrsfluss morgens, mittags und abends lähmt. Pendler, der internationale Transitverkehr und der städtische Lieferverkehr teilen sich dieselbe überlastete Route.
Ein zentrales Problem ist die Verengung der Autobahn von drei auf zwei Spuren im Bereich der Schwarzwaldbrücke. Diese Engstelle führt unweigerlich zu Rückstau, der sich oft über Kilometer erstreckt und wertvolle Zeit kostet. Die bestehende Infrastruktur stammt grösstenteils aus den 1970er-Jahren und ist für das heutige und zukünftige Verkehrsaufkommen nicht ausgelegt.
Langfristige Belastung durch Sanierungsarbeiten
Die laufenden Sanierungsarbeiten an der Osttangente haben die Verkehrsprobleme zusätzlich verschärft. Diese notwendigen Instandhaltungsmassnahmen werden noch mehrere Jahre andauern und die Kapazität der Strecke weiter einschränken. Laut Experten wird das Verkehrsaufkommen in der Region in den kommenden Jahren weiter zunehmen, was den Druck auf die bestehende Infrastruktur erhöht.
Die Forderung nach einer unterirdischen Lösung
Die von der Verkehrsliga initiierte Petition fordert eine Neuauflage der Pläne für einen Rheintunnel. Dieser soll eine direkte Verbindung zwischen Birsfelden und der Nordtangente schaffen. Die Idee dahinter ist, den Transit- und einen Grossteil des Pendlerverkehrs unter die Erde zu verlegen.
Durch diese Massnahme würde der Verkehr geräuschlos und effizient an der Stadt vorbeigeführt. Die Initianten versprechen sich davon eine massive Entlastung der städtischen Strassen und der Osttangente. Die freiwerdenden Kapazitäten an der Oberfläche könnten die Lebensqualität für die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt Basel erheblich verbessern.
„Mit dem Bau des Rheintunnels kann der Transit- und Pendlerverkehr unterirdisch und geräuschlos an Basel vorbeigeführt werden. Das schafft an der Oberfläche Platz und erhöht die Lebensqualität für alle Menschen in und um Basel.“
Wer steht hinter der Petition?
Die Verkehrsliga beider Basel ist ein Zusammenschluss mehrerer einflussreicher Organisationen. Dazu gehören unter anderem:
- Automobil Club der Schweiz (ACS), Sektion beider Basel
- Touring Club Schweiz (TCS), Sektion beider Basel
- ASTAG Nordwestschweiz (Schweizerischer Nutzfahrzeugverband)
- Weitere Verbände aus Wirtschaft und Verkehr
Dieser breite Rückhalt zeigt, dass die Forderung nach einer nachhaltigen Verkehrslösung von vielen Seiten geteilt wird. Der Appell richtet sich direkt an die Parlamente der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft, um eine „endlich wirksame Entlastung“ zu schaffen.
Politischer Gegenwind und geteilte Meinungen
Der Vorstoss für den Rheintunnel erfolgt trotz eines klaren nationalen Verdikts. Im November 2023 lehnte die Schweizer Stimmbevölkerung den Autobahn-Ausbauschritt 2023 mit 52,7 Prozent der Stimmen ab. Dieses Paket beinhaltete auch die Finanzierung für den Basler Rheintunnel.
Die Ablehnung in der Region war jedoch nicht einheitlich. Während der Kanton Basel-Stadt das Projekt mit 56,4 Prozent Nein-Stimmen klar verwarf, sprach sich der Kanton Basel-Landschaft mit 53,5 Prozent Ja-Stimmen dafür aus. Diese unterschiedlichen Ergebnisse spiegeln die verschiedenen Interessen und Betroffenheiten in der Region wider.
Abstimmungsergebnisse im Detail (November 2023)
- Schweiz: 52,7 % Nein
- Kanton Basel-Stadt: 56,4 % Nein
- Kanton Basel-Landschaft: 53,5 % Ja
Die Initianten der Petition hoffen, dass der anhaltende Verkehrskollaps die politische Stimmung gedreht hat. Sie argumentieren, dass die täglichen Staus nicht nur ein Ärgernis für Autofahrer sind, sondern auch einen erheblichen wirtschaftlichen Schaden verursachen und die Umwelt unnötig belasten. Ob die neue Initiative erfolgreich sein wird, hängt davon ab, ob sie eine neue politische Mehrheit für das Grossprojekt gewinnen kann.