Die französische Regierung hat ihre finanzielle Beteiligung am geplanten Bahnanschluss zum Euroairport Basel-Mulhouse überraschend gestoppt. Dieser Entscheid sorgt in der Region Basel für grosse Enttäuschung und lässt die Zukunft des wichtigen Infrastrukturprojekts ungewiss.
Die Gründe für den Rückzug Frankreichs sind die stark gestiegenen Projektkosten, die nun rund 475 Millionen Euro betragen, sowie eine angespannte Haushaltslage auf nationaler und regionaler Ebene. Das Projekt, das den Euroairport direkt an das regionale Bahnnetz anbinden sollte, liegt damit vorerst auf Eis.
Wichtige Punkte
- Frankreich zieht sich aus der Finanzierung des Bahnanschlusses Euroairport zurück.
- Die Projektkosten sind auf etwa 475 Millionen Euro gestiegen.
- Der Baustart war ursprünglich für 2027, die Inbetriebnahme für 2034 geplant.
- Die Region Basel und der Euroairport zeigen sich enttäuscht.
- Das Projekt gilt als zentral für die Dekarbonisierung und die trinationalen S-Bahn Basel.
Finanzierungsstopp aus Paris
Die Entscheidung aus Paris kam für viele Akteure in der Schweiz und der Region unerwartet. Trotz einer im vergangenen Jahr geschlossenen Finanzierungsvereinbarung zwischen Frankreich, der Schweiz, Deutschland und regionalen Partnern wurde das Projekt vorläufig gestoppt.
Frankreich strebt nun eine Beteiligung der Europäischen Union an, um die hohen Kosten zu senken. Dieser Schritt könnte das Projekt weiter verzögern.
Faktencheck: Euroairport Passagiere
- Im Jahr 2024 nutzten knapp neun Millionen Passagiere den Euroairport Basel-Mulhouse.
- Die meisten Reisenden kamen mit dem Auto, Taxi oder Bus an.
- Eine Bahnverbindung sollte den Verkehr entlasten und die Umwelt schonen.
Thibaut Philipps, Beauftragter für Bahnverkehr der Region Grand Est, zeigte sich angesichts der allgemeinen Budgetlage weniger überrascht. Er betonte jedoch:
„Angesichts der Budgetlage waren Verzögerungen absehbar. Trotzdem wollen wir am Projekt festhalten.“
Ein neuer Zeitplan für Baubeginn und Inbetriebnahme existiert derzeit nicht. Ursprünglich war der Baustart für 2027 und die Inbetriebnahme für 2034 oder 2035 vorgesehen.
Enttäuschung in Basel
Der Euroairport selbst reagierte überrascht und enttäuscht auf die Mitteilung. In einer Stellungnahme gegenüber SRF betonte der Flughafen die Wichtigkeit des Bahnanschlusses für die Dekarbonisierung der An- und Abreise von Passagieren und Mitarbeitenden.
Auch der Kanton Basel-Stadt äusserte sein Bedauern über die Entwicklung. Nicole Ryf, Mediensprecherin des Bau- und Verkehrsdepartements Basel-Stadt, unterstrich die Bedeutung des Vorhabens:
„Für die Region ist die Bahnanbindung an den Euroairport enorm wichtig. Es ist ein zwingendes Projekt, und wir müssen jetzt schauen, wie es weitergehen kann.“
Die Direktverbindung vom Flughafen zum Bahnhof SBB und weiter nach Liestal und Mulhouse wäre ein grosser Vorteil für Pendler und Reisende.
Der Euroairport: Ein binationales Unikum
Der Euroairport Basel-Mulhouse (EAP) wurde 1946 eröffnet und liegt vollständig auf französischem Staatsgebiet. Seit 1949 regelt ein Staatsvertrag die gemeinsame Nutzung und Verwaltung durch Frankreich und die Schweiz. Er ist der einzige binationale Flughafen der Welt.
Er entstand als Ersatz für den Flughafen Sternenfeld bei Birsfelden BL. Die binationalen Strukturen prägen den Betrieb bis heute, mit zwei Zollämtern und zwei Ausgängen – je auf Schweizer und französischer Seite.
Schlüsselprojekt für die Region
Der Bahnanschluss gilt als entscheidendes Element für den Ausbau der trinationalen S-Bahn Basel. Eine direkte Verbindung würde über 6000 Arbeitnehmenden sowie zahlreichen Passagieren aus der Nordwestschweiz, dem Elsass und Südbaden eine bequeme und umweltfreundliche Anreise ermöglichen. Dies würde Wartezeiten und Umsteigen überflüssig machen.
Thomas Noack, SP-Landrat und Präsident der IG ÖV Nordwestschweiz, hob die regionale Bedeutung hervor:
„Der Ausbau wäre für die Region extrem wichtig. Er bietet eine direkte Verbindung vom Airport zum Bahnhof SBB und darüber hinaus bis nach Liestal und Mulhouse.“
Die geplante 6 Kilometer lange Doppelspurstrecke würde nicht nur den Flughafen anbinden, sondern auch die Kapazität der Bahnlinie Basel–Mulhouse erheblich steigern. Dies würde das gesamte regionale Bahnnetz stärken.
Zukunft des Projekts ungewiss
Emanuel Barth, Leiter der trinationalen S-Bahn TriReno, zeigte sich überrascht vom Zeitpunkt des Rückzugs Frankreichs. Er betonte, dass es ein gutes Einvernehmen mit den Projektpartnern gab, die Finanzierung jedoch immer unter Vorbehalt stand.
„Wir haben ein gutes Einvernehmen mit den Projektpartnern. Aber die Finanzierung stand immer unter Vorbehalt – jetzt müssen wir neu verhandeln.“
Trotz des Rückschlags bleibt die Hoffnung auf eine Fortsetzung des Projekts bestehen. Die Beteiligung der Europäischen Union könnte eine neue Perspektive eröffnen.
Die Frage ist nun, unter welchen Bedingungen und in welchem Zeitrahmen das Projekt weitergeführt werden kann. Die Akteure in der Region Basel sind entschlossen, eine Lösung zu finden, um dieses wichtige Infrastrukturprojekt doch noch zu realisieren.
Die direkte Bahnanbindung des Euroairports ist nicht nur eine Frage der Verkehrsentlastung, sondern auch ein Symbol für die trinationale Zusammenarbeit in der Region Basel. Der aktuelle Stopp stellt diese Zusammenarbeit vor eine grosse Herausforderung.
Die Entwicklung wird von den lokalen Behörden und der Bevölkerung genau beobachtet. Eine schnelle Klärung der Finanzierungsfragen und ein neuer Zeitplan sind dringend erforderlich, um das Vertrauen in die Realisierung des Projekts wiederherzustellen.