Frankreich hat seine Beteiligung an der Finanzierung des geplanten Bahnanschlusses zum Euro-Airport Basel-Mulhouse-Freiburg vorläufig eingestellt. Diese Entscheidung, die aus finanziellen Gründen getroffen wurde, führt zu einer erneuten Verzögerung des seit über 70 Jahren diskutierten Projekts. Die Gesamtkosten für das Vorhaben sind von ursprünglich 100 Millionen Euro auf 436 Millionen Euro gestiegen.
Wichtige Punkte
- Frankreich setzt Finanzierung des Bahnanschlusses vorläufig aus.
- Projektkosten stiegen von 100 Millionen auf 436 Millionen Euro.
- Die Inbetriebnahme des Bahnanschlusses verzögert sich voraussichtlich über 2034/35 hinaus.
- Basel-Stadt betont weiterhin die Notwendigkeit des Projekts für die Region.
Finanzielle Engpässe und die Suche nach EU-Mitteln
Die französische Regierung begründet ihren Rückzug mit der angespannten Haushaltslage auf nationaler und lokaler Ebene. Samuel Bouju, Generalsekretär für regionale und europäische Angelegenheiten der Präfektur Grand Est, erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, dass Frankreich nun eine Kofinanzierung durch die Europäische Union anstrebe. Ziel ist es, die hohen Projektkosten zu optimieren.
Die Kostenexplosion ist erheblich: Das Projekt verteuerte sich von geschätzten 100 Millionen Euro auf aktuell 436 Millionen Euro. Diese Steigerung um mehr als das Vierfache stellt eine grosse Herausforderung dar und zwingt Frankreich zur Neubeurteilung seiner finanziellen Verpflichtungen.
Faktencheck
- Ursprüngliche Projektkosten: 100 Millionen Euro.
- Aktuelle Projektkosten: 436 Millionen Euro.
- Kostensteigerung: 336 Millionen Euro (336%).
Erneute Verzögerung und regionale Auswirkungen
Die Entscheidung Frankreichs wird das Projekt voraussichtlich erneut verzögern. Ursprünglich war die Inbetriebnahme des Bahnanschlusses für die Jahre 2034/35 vorgesehen. Dieser Zeitplan ist nun in Frage gestellt. Luc Gaillet, Vorstandsvorsitzender des Euro-Airports, äusserte sich gegenüber der «Dernières Nouvelles d’Alsace (DNA)» gelassen, räumte jedoch ein, dass sich das Projekt verzögern könnte. Er betonte, der Bahnanschluss sei «nicht vom Tisch».
Für die Region Basel und das Dreiländereck ist der Bahnanschluss von hoher Bedeutung. Er soll die Anbindung des Flughafens für Passagiere und die über 6000 Arbeitnehmenden aus der Nordwestschweiz, dem Elsass und Südbaden verbessern. Eine direkte Zugverbindung würde Umstiege überflüssig machen und die Reisezeiten verkürzen.
«So ist das Leben bei Grossprojekten», sagte Luc Gaillet, Vorstandsvorsitzender des EAP, gegenüber der DNA.
Basler Perspektive: Ein Schlüsselprojekt für die trinationalen S-Bahn
In Basel-Stadt wird die Notwendigkeit des Bahnanschlusses weiterhin stark betont. Baudirektorin Esther Keller hatte bereits ein Jahr nach ihrem Amtsantritt die Dringlichkeit eines Bahnanschlusses an den Euro-Airport hervorgehoben. Sie sah darin eine Chance, viele Grenzgänger auf die Schiene zu bringen.
Das Bau- und Verkehrsdepartement des Kantons Basel-Stadt erklärte, es sei noch zu früh, um Detailfragen zu beantworten. Man müsse nun die nächsten Schritte im Angesicht der französischen Entscheidung ausloten. Für Basel-Stadt bleibt die Position jedoch klar.
«Die Bahnanbindung an den Euro-Airport ist zwingend. Sie ist ein Schlüsselprojekt für die trinationale S-Bahn Basel», so Baudirektorin Esther Keller.
Hintergrund des Projekts
Die Idee eines Bahnanschlusses für den Euro-Airport ist über 70 Jahre alt. Immer wieder gab es Verzögerungen und Planänderungen. Das Projekt ist als wesentlicher Bestandteil der trinationalen S-Bahn Basel geplant. Es soll die Linien S2 und S4 zwischen der Schweiz und Frankreich durchbinden und damit eine direkte Verbindung zum Flughafen ermöglichen.
Wirtschaftliche und ökologische Vorteile
Die Befürworter des Projekts heben die wirtschaftlichen und ökologischen Vorteile hervor. Eine effiziente Bahnanbindung würde den Individualverkehr reduzieren und damit einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Zudem würde die Attraktivität des Euro-Airports als Wirtschaftsstandort und Verkehrsknotenpunkt weiter gestärkt.
Die Anbindung soll nicht nur Reisenden, sondern auch den täglich pendelnden Mitarbeitern des Flughafens zugutekommen. Über 6.000 Menschen arbeiten am Euro-Airport. Für sie würde eine direkte Zugverbindung den Arbeitsweg erheblich erleichtern und die Abhängigkeit vom Auto verringern.
Die Verzögerung wirft nun Fragen zur zukünftigen Projektentwicklung auf. Die Suche nach EU-Kofinanzierung wird entscheidend sein, um die finanzielle Lücke zu schliessen und das langjährige Vorhaben doch noch zu realisieren. Die regionalen Akteure hoffen auf eine baldige Lösung, um die Vision eines bahngebundenen Euro-Airports umzusetzen.