Die Gemeinde Muttenz im Kanton Basel-Landschaft treibt die Energiewende voran. Bis spätestens 2050 sollen alle Haushalte in Muttenz unabhängig von fossilen Brennstoffen beheizt werden. Eine Absichtserklärung mit Energieversorgern wurde unterzeichnet. Die Nutzung von Abwärme aus der Schweizerhalle spielt dabei eine zentrale Rolle.
Wichtige Punkte
- Muttenz plant vollständige Umstellung auf fossilfreie Wärme bis 2050.
- Das Gasnetz der IWB wird schrittweise stillgelegt und rückgebaut.
- Abwärme aus der Schweizerhalle soll 45'000 Haushalte versorgen können.
- Das Verbot von Gas- und Ölheizungen ab 2026 beschleunigt die Transformation.
- Primeo Energie und Adev Energiegenossenschaft bauen Fernwärmenetze aus.
Muttenz setzt auf fossilfreie Wärme
Die Gemeinde Muttenz hat einen detaillierten Energieplan erarbeitet. Dieser Plan sieht vor, dass die Wärmeversorgung der Haushalte bis zum Jahr 2050 komplett ohne fossile Energieträger auskommt. Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung Klimaneutralität und Unabhängigkeit von importierten Brennstoffen. Die Verantwortlichen der Gemeinde haben eine Absichtserklärung mit den lokalen Energieversorgungsunternehmen unterzeichnet, um dieses Ziel zu erreichen.
Aktuell wird ein Grossteil der Gebäude in Muttenz mit Heizöl oder Erdgas beheizt. Mehr als die Hälfte der benötigten Wärme wird über das Gasnetz der Industriellen Werke Basel (IWB) bereitgestellt. Diese Abhängigkeit soll in den kommenden Jahrzehnten systematisch reduziert werden.
Faktencheck
- Ziel: Fossilfreie Wärme in Muttenz bis 2050.
- Aktueller Stand: Über 50% der Wärmeversorgung durch IWB-Gasnetz.
- Rechtlicher Rahmen: Gas- und Ölheizungsverbot im Baselbiet ab 2026.
Gasnetz wird schrittweise stillgelegt
Die detaillierte Umsetzung der Energiewende muss noch festgelegt werden, wie Gemeinderätin Salome Lüdi erklärt. Sie betont, dass der Energieplan die Potenziale aufzeigt. Die tatsächliche Nutzung hängt stark vom Interesse der zukünftigen Wärmeabnehmer ab. Das Anfang 2026 im Baselbiet in Kraft tretende Verbot von Gas- und Ölheizungen wird den Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme beschleunigen.
Die Gemeinde erwartet, dass sich immer mehr Hausbesitzer von Gasheizungen abwenden. Dies führt dazu, dass weniger Gaskunden die Netzkosten tragen müssen. Daher ist eine rechtzeitige Redimensionierung und teilweise Stilllegung des Gasnetzes notwendig. Konkrete Zeitpläne für diese Massnahmen wurden von Muttenz bisher nicht genannt.
„Die Energieplanung zeigt insbesondere auf, wo welche Potenziale vorhanden sind. Ob und wann diese genutzt und erschlossen werden, hängt massgeblich vom Interesse der potenziellen Wärmebezügerinnen und -bezüger ab.“
Salome Lüdi, Gemeinderätin Muttenz
Abwärme aus Schweizerhalle als Schlüssel
Muttenz profitiert von einer vorteilhaften Ausgangslage. Das nahegelegene Industriegebiet Schweizerhalle bietet grosse Mengen an Abwärme. Diese Abwärme soll zukünftig zur Beheizung von Haushalten genutzt werden. Die Nutzung dieser industriellen Abwärme ist ein Eckpfeiler der Strategie.
Die Gemeinde räumt ein, dass die Nutzung der Abwärme hohe Investitionen erfordert und daher eine anspruchsvolle Aufgabe darstellt. Das Potenzial ist jedoch enorm. Eine im Jahr 2024 vom Kanton sowie den Gemeinden Muttenz, Pratteln und Birsfelden durchgeführte Studie bestätigte dies. Die Studie ergab, dass die Schweizerhalle ein ungenutztes Abwärmepotenzial von 700 Gigawattstunden pro Jahr aufweist. Diese Menge könnte theoretisch rund 45'000 Haushalte mit Wärme versorgen.
Hintergrund der Energiewende
Die Energiewende in Schweizer Gemeinden gewinnt an Fahrt. Projekte zur Umstellung auf erneuerbare Energien entstehen vielerorts. Dies ist eine direkte Reaktion auf politische Vorgaben und das wachsende Bewusstsein für Klimaschutz. Das Baselbiet ist hierbei ein Vorreiter mit dem Verbot neuer fossiler Heizungen ab 2026. Andere Gemeinden wie Münchenstein und die Region Leimental informieren ebenfalls über ihre Pläne zum Ausbau der Fernwärme.
Ausbau der Fernwärme durch Energieversorger
Während die IWB ihr Gasnetz über die nächsten zwei Jahrzehnte sukzessive abbauen wird, planen andere Energieversorger den Ausbau ihrer Fernwärmeverbünde. Insbesondere Primeo Energie und die Adev Energiegenossenschaft haben angekündigt, ihre Fernwärmenetzwerke zu erweitern. Diese Entwicklung ist entscheidend für die Umstellung der Haushalte auf eine fossilfreie Wärmeversorgung.
Die Zusammenarbeit zwischen Gemeinde und Energieversorgern ist hierbei essenziell. Die gemeinsame Absichtserklärung bildet die Grundlage für die koordinierte Umsetzung der ehrgeizigen Klimaziele. Die Bevölkerung wird in den kommenden Jahren schrittweise von den fossilen Heizsystemen auf umweltfreundlichere Alternativen umsteigen können.
Zukunftsaussichten und Herausforderungen
Die Umstellung auf fossilfreie Wärme ist ein komplexes Vorhaben. Es erfordert nicht nur technische Infrastruktur, sondern auch die Akzeptanz und Mitwirkung der Bevölkerung. Informationskampagnen und Beratungsangebote für Hausbesitzer werden wichtig sein, um den Übergang reibungslos zu gestalten. Die Nutzung von Abwärme, Wärmepumpen und anderen erneuerbaren Energien wird die Landschaft der Wärmeversorgung in Muttenz nachhaltig verändern.
Die Herausforderungen liegen in der Finanzierung der neuen Infrastruktur und der Koordination der verschiedenen Projekte. Dennoch bietet die Umstellung eine Chance, die Energieeffizienz zu steigern und die lokale Wertschöpfung zu erhöhen. Muttenz positioniert sich damit als Vorreiter in der regionalen Energiewende.