In den vergangenen Nächten sorgte ein ungewöhnliches Phänomen für Aufsehen in Basel und Umgebung. Der Himmel färbte sich in ein intensives Lila, was bei vielen Anwohnern zu Spekulationen führte. Während einige ein seltenes Naturspektakel wie Polarlichter vermuteten, deutet die wahrscheinlichste Ursache auf eine menschengemachte Lichtquelle hin: die Rasenbeleuchtung des St.-Jakob-Park-Stadions.
Das Wichtigste in Kürze
- Über Basel wurde ein grossflächiges, lila leuchtendes Himmelsphänomen beobachtet.
- Zwei Haupttheorien werden diskutiert: seltene Polarlichter oder künstliche Beleuchtung.
- Experten halten die Reflexion der Wachstumslampen für den Rasen des St.-Jakob-Park-Stadions für die plausibelste Erklärung.
- Polarlichter sind in der Schweiz zwar möglich, aber sehr selten und sehen meist anders aus.
Ein nächtliches Rätsel über der Stadt
Mehrere besorgte und faszinierte Bürger meldeten sich mit Fotos bei den lokalen Medien. Die Bilder zeigten übereinstimmend einen Himmel, dessen Wolkendecke in einem kräftigen Violett erstrahlte. „Was könnte das sein?“, fragte ein Leser und spiegelte damit die Neugier vieler wider, die das Schauspiel beobachteten. Die Sichtungen konzentrierten sich auf den Raum Basel-Stadt und die angrenzenden Gemeinden.
Die ungewöhnliche Farbe am Nachthimmel löste sofort eine Welle von Diskussionen in den sozialen Medien aus. Die Vermutungen reichten von seltenen Wetterphänomenen bis hin zu aussergewöhnlichen astronomischen Ereignissen. Eine Leserin äusserte eine populäre Theorie: „Ich glaube, dass das Polarlichter sind.“
Theorie 1: Polarlichter in der Schweiz?
Die Idee von Polarlichtern, auch Aurora Borealis genannt, über der Schweiz ist nicht völlig abwegig, aber äusserst selten. Normalerweise sind diese beeindruckenden Lichterscheinungen auf die Polarregionen beschränkt, wie Island, Norwegen oder Schweden. Sie entstehen, wenn elektrisch geladene Teilchen des Sonnenwindes auf die oberen Schichten der Erdatmosphäre treffen und dort Gasmoleküle zum Leuchten anregen.
Der Sonnenzyklus und seine Auswirkungen
Die Sonne durchläuft einen etwa elfjährigen Zyklus von hoher und niedriger Aktivität. Während eines Sonnenmaximums, wie wir es derzeit erleben, kommt es vermehrt zu starken Sonneneruptionen. Diese können so energiereich sein, dass die Polarlichter auch in südlicheren Breitengraden wie der Schweiz sichtbar werden. Zuletzt gab es bestätigte Sichtungen in der Schweiz im November 2023.
Laut der US-Raumfahrtbehörde Nasa befindet sich die Sonne aktuell in einer Phase maximaler Aktivität, die voraussichtlich noch bis Ende 2025 andauern wird. Dies erhöht die grundsätzliche Wahrscheinlichkeit für Aurora-Sichtungen in Mitteleuropa. Dennoch sprechen einige Faktoren gegen diese Theorie im aktuellen Basler Fall. Polarlichter erscheinen oft als tanzende Bänder oder Vorhänge in verschiedenen Farben, meist grünlich oder rötlich. Ein grossflächiges, statisches Lila ist eher untypisch.
Theorie 2: Die wahrscheinlichere Erklärung aus dem Joggeli
Die weitaus plausiblere und von Experten favorisierte Erklärung für den lila Himmel ist eine künstliche Lichtquelle am Boden. Im Zentrum der Vermutungen steht der St.-Jakob-Park, die Heimstätte des FC Basel. Dort kommen spezielle Wachstumslampen zum Einsatz, um den Rasen in perfektem Zustand zu halten.
Diese grossflächigen Beleuchtungsanlagen sind entscheidend für die Rasenpflege, besonders in den dunkleren und kälteren Monaten des Jahres. Sie simulieren Sonnenlicht und liefern dem Gras die notwendige Energie und Wärme für ein gesundes Wachstum, auch wenn die natürlichen Bedingungen nicht optimal sind. Dies stellt sicher, dass der Rasen auch bei hoher Belastung durch Spiele und Training widerstandsfähig bleibt.
Wie entsteht der lila Himmel?
Die Wachstumslampen verwenden ein spezifisches Lichtspektrum, das reich an roten und blauen Anteilen ist, da diese Wellenlängen für die Photosynthese der Pflanzen besonders wichtig sind. Für das menschliche Auge erscheint diese Lichtmischung oft violett oder lila. Bei niedriger, dichter Bewölkung wirken die Wolken wie eine riesige Leinwand. Sie reflektieren das vom Boden aufsteigende Licht und streuen es über ein grosses Gebiet. Dadurch entsteht der Eindruck, der gesamte Himmel würde leuchten.
Ein bekanntes Phänomen
Das Phänomen der Lichtverschmutzung durch künstliche Beleuchtung ist nicht neu. Ähnliche Beobachtungen werden regelmässig in der Nähe von grossen Gewächshausanlagen gemacht, die ebenfalls auf violettes Pflanzenlicht setzen, um beispielsweise den Anbau von Tomaten oder Gurken zu optimieren. Auch in der Nähe anderer grosser Fussballstadien in Europa wird gelegentlich über einen farbig leuchtenden Nachthimmel berichtet.
„Die Kombination aus starker, spezialisierter Beleuchtung am Boden und einer tiefen Wolkendecke ist die klassische Ursache für solche Himmelsfärbungen“, erklärt ein Meteorologe. „Es ist kein Naturspektakel, sondern ein direktes Resultat menschlicher Aktivität.“
Die Intensität des Leuchtens hängt stark von der Wetterlage ab. Eine klare Nacht würde das Licht einfach in den Weltraum entweichen lassen. Eine geschlossene Wolkendecke in geringer Höhe hingegen fängt das Licht ein und verteilt es sichtbar über der Stadt.
Fazit: Künstliches Licht statt kosmisches Ereignis
Obwohl die Vorstellung von Polarlichtern über Basel verlockend ist, deutet die Beweislage stark auf eine irdische Ursache hin. Die Farbe, die flächige Erscheinung und die Nähe zum St.-Jakob-Park machen die Rasenbeleuchtung zur bei weitem wahrscheinlichsten Erklärung für den lila Nachthimmel.
Das Phänomen ist somit weniger ein seltenes Naturschauspiel als vielmehr ein sichtbares Zeichen moderner Technologie im Profisport. Es zeigt eindrücklich, wie menschliche Aktivitäten das Erscheinungsbild unserer Umwelt beeinflussen können – in diesem Fall sogar den Himmel über unseren Köpfen. Für die Basler Bevölkerung bleibt die Erinnerung an einen ungewöhnlichen Anblick und die Gewissheit, dass der Rasen im Joggeli bestens gepflegt wird.