Die Universität Basel ist die einzige Schweizer Hochschule, die aktuell vier Forscher auf der prestigeträchtigen Liste potenzieller Nobelpreiskandidaten führt. Diese Wissenschaftler haben durch ihre bahnbrechenden Entdeckungen und langjährige Arbeit in den Bereichen Physik, Medizin und Chemie internationale Anerkennung gefunden. Ihre Forschung könnte in Zukunft weitreichende Auswirkungen auf unser Verständnis der Welt und die Entwicklung neuer Technologien und Therapien haben.
Wichtige Erkenntnisse
- Die Universität Basel hat vier Forscher auf der Liste der potenziellen Nobelpreiskandidaten.
- Daniel Loss forscht im Bereich Quantencomputing und Quantenphänomene.
- Christoph Gerber ist bekannt für die Entwicklung des Rasterkraftmikroskops.
- Michael Hall entdeckte das wichtige Zellwachstumsmolekül TOR.
- Bernd Giese hat Pionierarbeit in der bioorganischen Chemie geleistet.
Quantenphysik: Daniel Loss und das Quantencomputing
Daniel Loss, ein Professor für theoretische Physik an der Universität Basel, ist der neueste Zugang auf der Liste der potenziellen Physik-Nobelpreiskandidaten. Er wurde am 25. September neu aufgenommen. Loss, geboren 1958 in Winterthur, absolvierte seine Doktorarbeit in theoretischer Physik an der Universität Zürich.
Seine Karriere führte ihn nach Stationen am IBM Research Center in New York, USA, und an der Simon Fraser University in Vancouver, Kanada, 1996 zurück in die Schweiz. Seitdem ist er ordentlicher Professor in Basel. Aktuell leitet er das Basel Center for Quantum Computing and Quantum Coherence (QC2).
Loss' Forschung konzentriert sich auf die Quantenphysik, insbesondere auf Quantenphänomene in magnetischen und elektronischen Nanosystemen. Ein weiteres Kerngebiet seiner Arbeit ist das Quantencomputing, ein Feld mit enormem Potenzial für die Zukunft der Informationstechnologie.
"Die Quantenphysik bietet uns die Möglichkeit, Phänomene auf einer fundamentalen Ebene zu verstehen und neue Technologien zu entwickeln, die weit über das hinausgehen, was heute denkbar ist", so ein Experte für theoretische Physik.
Fakten zu Daniel Loss
- Geburtsjahr: 1958
- Forschungsgebiet: Quantenphysik, Quantencomputing
- Aktuelle Position: Direktor des Basel Center for Quantum Computing and Quantum Coherence (QC2)
Medizin: Christoph Gerber und die Nanowissenschaften
Christoph Gerber, geboren 1942 in Basel, ist ein Pionier der Nanowissenschaften. Seine Karriere begann 1966 bei IBM in Rüschlikon. Dort arbeitete er eng mit den späteren Nobelpreisträgern Heinrich Rohrer und Gerd Binnig zusammen. Gemeinsam trugen sie zur Entwicklung des Rastertunnelmikroskops bei.
Später entwickelte Gerber das Rasterkraftmikroskop. Für diese Errungenschaft steht er seit 2024 auf der Liste der Kandidaten für den Medizin-Nobelpreis. Dieses spezielle Mikroskop ermöglicht es, die Anordnung einzelner Atome auf einer Oberfläche sichtbar zu machen. Dies hat die Materialwissenschaft und Biologie revolutioniert.
Hintergrund: Rasterkraftmikroskop
Das Rasterkraftmikroskop (AFM) ist ein leistungsstarkes Werkzeug in der Nanotechnologie. Es tastet Oberflächen mit einer feinen Spitze ab, um topografische Informationen bis auf atomare Ebene zu gewinnen. Dies ermöglicht die Untersuchung von Materialien mit hoher Präzision.
Seit 2001 forscht Gerber am Departement für Physik der Universität Basel, wo er auch eine Professur innehatte. Er war zudem Gründungsmitglied und Direktor für Wissenschaftskommunikation des Nationalen Forschungsschwerpunkts (NFS) Nanowissenschaften. Über viele Jahre hinweg war er auch Vizedirektor im Vorstand des Schweizerischen Nanowissenschaftsinstituts (SNI) der Universität Basel. Obwohl Gerber mittlerweile emeritiert ist, unterhält er immer noch ein kleines Labor am Swiss Nanoscience Institute.
Medizin: Michael Hall und die Zellwachstumsforschung
Michael Hall, ein Molekularbiologe, wurde 1953 in Puerto Rico geboren. Er verbrachte seine Kindheit und Jugend in Südamerika. Seinen Doktortitel erwarb er an der Harvard University in den USA. Danach arbeitete er als Postdoktorand am Institut Pasteur in Paris und an der University of California in San Francisco.
Im Jahr 1987 wechselte Hall an das Biozentrum der Universität Basel. 1992 erhielt er dort eine ordentliche Professur. Seine entscheidende Entdeckung machte er 1991: Er identifizierte die Proteinkinase TOR (Target of Rapamycin).
TOR ist ein Molekül, das eine zentrale Rolle in zahlreichen Prozessen des Zellwachstums spielt. Diese Entdeckung hat weitreichende Implikationen für die medizinische Forschung. Wissenschaftler hoffen, auf Basis dieser Erkenntnisse neue Therapeutika für verschiedene Erkrankungen wie Krebs, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen entwickeln zu können. Der TOR-Signalweg ist auch für das Verständnis des Alterungsprozesses von grosser Bedeutung. Hall ist seit 2016 ein Anwärter für den Medizin-Nobelpreis.
Bedeutung der TOR-Entdeckung
Die Entdeckung der Proteinkinase TOR durch Michael Hall hat das Verständnis des Zellwachstums und Stoffwechsels grundlegend verändert. Sie eröffnet neue Wege für die Behandlung von Krankheiten und die Forschung zur Langlebigkeit.
Chemie: Bernd Giese als langjähriger Nobelpreiskandidat
Der "älteste" Nobelpreiskandidat der Universität Basel ist Bernd Giese. Er ist bereits seit 2009 Anwärter für den Chemie-Nobelpreis. Giese wurde 1940 in Hamburg geboren. Er studierte Chemie in Heidelberg, Hamburg und München. Seine Promotion erfolgte 1969 an der Universität München, die Habilitation 1976 an der Universität Freiburg.
1989 kam Giese an das Institut für organische Chemie der Universität Basel. Dort war er als ordentlicher Professor bis zu seiner Emeritierung tätig. Bernd Giese ist international bekannt für seine wegweisenden Arbeiten in der bioorganischen Chemie.
Seine Forschung hat wesentlich zum Verständnis von Radikalen in der organischen Synthese und in biologischen Systemen beigetragen. Diese Erkenntnisse sind fundamental für die Entwicklung neuer chemischer Reaktionen und das Verständnis biologischer Prozesse auf molekularer Ebene. Gieses Beiträge haben die moderne organische Chemie massgeblich geprägt.
Schweizer Nobelpreisträger und die Zukunft
Die Universität Basel zeigt mit diesen vier Forschern ihr Engagement für Spitzenforschung. Ob einer dieser Wissenschaftler den Nobelpreis erhalten wird, bleibt abzuwarten. Die Bekanntgabe des Medizin-Nobelpreises erfolgt traditionell am ersten Montag im Oktober, dieses Jahr voraussichtlich am 6. Oktober. Der Physik-Nobelpreis soll am 7. Oktober bekannt gegeben werden.
Zuletzt erhielten 2019 die Schweizer Michel Mayor und Didier Queloz von der Universität Genf zusammen mit dem Kanadier James Peebles den Physik-Nobelpreis. Sie wurden für die Entdeckung des ersten Exoplaneten und bahnbrechende Erkenntnisse in der Kosmologie ausgezeichnet. Dies unterstreicht die hohe Qualität der Schweizer Forschung auf internationaler Ebene.
Die Arbeit dieser Basler Wissenschaftler hat das Potenzial, nicht nur akademische Anerkennung zu finden, sondern auch konkrete Lösungen für globale Herausforderungen in den Bereichen Gesundheit, Technologie und Grundlagenforschung zu liefern. Ihre Forschung ist ein Beleg für die Innovationskraft der Universität Basel.