Die Universität Basel macht ihre neusten Erkenntnisse aus der Muskelforschung für die Öffentlichkeit zugänglich. An mehreren regionalen Herbstmärkten präsentieren drei Forschungsgruppen ihre Arbeit und zeigen, warum aktive Muskeln für ein langes und gesundes Leben entscheidend sind. Besucher können direkt mit den Wissenschaftlern ins Gespräch kommen.
Die Initiative soll das Bewusstsein für die Bedeutung von Bewegung schärfen und komplexe Forschungsthemen auf verständliche Weise vermitteln. Von der molekularen Ebene bis hin zu psychologischen Aspekten der Motivation wird ein breites Spektrum abgedeckt.
Das Wichtigste in Kürze
- Drei Forschungsgruppen der Universität Basel präsentieren ihre Arbeit zur Muskulatur an regionalen Herbstmärkten.
- Die Themen umfassen molekulare Grundlagen, die Rolle von Bewegung bei Depressionen und den Einfluss von Alter und Umwelt auf die Fitness.
- Ziel ist es, die Wissenschaft für die Bevölkerung greifbar zu machen und den Dialog zwischen Forschern und Bürgern zu fördern.
- Die Präsenz auf den Märkten unterstreicht die Wichtigkeit von Bewegung für die Prävention zahlreicher Krankheiten wie Krebs, Alzheimer und Herz-Kreislauf-Leiden.
Wissenschaft trifft Alltag: Forschung zum Anfassen
Die Universität Basel verlässt die Hörsäle und Labore, um ihre Forschung direkt zu den Menschen in der Region zu bringen. An Informationsständen auf vier Herbstmärkten können Interessierte mehr über die faszinierende Welt der Muskeln erfahren. Diese Initiative soll eine Brücke zwischen akademischer Forschung und alltäglichem Leben schlagen.
Die Bedeutung der Muskulatur wird oft unterschätzt. Sie ist nicht nur für die Bewegung zuständig, sondern spielt eine zentrale Rolle für den gesamten Organismus. Ein gesunder Muskelapparat unterstützt den Stoffwechsel, stärkt das Immunsystem und trägt zur Gesundheit lebenswichtiger Organe bei.
Warum sind Muskeln so wichtig?
Aktive Muskeln sind entscheidend für die allgemeine Gesundheit. Regelmässige körperliche Betätigung, einschliesslich Krafttraining, senkt nachweislich das Risiko für eine Vielzahl von chronischen Erkrankungen. Dazu gehören bestimmte Krebsarten, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2, Osteoporose und neurodegenerative Krankheiten wie Alzheimer.
Die Präsentation auf den Märkten bietet eine seltene Gelegenheit, direkt mit den Forschenden zu sprechen, Fragen zu stellen und Einblicke in modernste wissenschaftliche Methoden zu erhalten. Drei spezialisierte Gruppen stellen ihre unterschiedlichen, aber miteinander verbundenen Forschungsschwerpunkte vor.
Ein Blick ins Innere des Muskels
Eine der präsentierenden Gruppen wird von Prof. Dr. Christoph Handschin vom Biozentrum der Universität Basel geleitet. Sein Team widmet sich der Funktionsweise von Muskeln auf molekularer Ebene. Die Forschung konzentriert sich darauf, wie Muskeln im gesunden Zustand arbeiten und wie sie sich bei Krankheiten verändern.
Ein Hauptziel ist es, schwere Erkrankungen wie Muskeldystrophien besser zu verstehen. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Erbkrankheiten, die zu einem fortschreitenden Abbau der Muskulatur führen. Ebenso untersucht die Gruppe den Muskelschwund (Kachexie), der häufig bei Krebspatienten auftritt und deren Prognose erheblich verschlechtert.
Forschung mit Tiermodellen
Um die komplexen Prozesse zu untersuchen, sind Versuche mit Mäusen unverzichtbar. Indem die Tiere spezielle Parcours absolvieren, können die Wissenschaftler das Zusammenspiel von Muskeln, Nerven und Bewegung genau analysieren. Diese Erkenntnisse sind entscheidend für die Entwicklung neuer Therapieansätze für den Menschen.
Langfristig hoffen die Forschenden, durch dieses grundlegende Verständnis neue Medikamente und Behandlungen entwickeln zu können, die den Muskelabbau verlangsamen oder sogar aufhalten können. Die Arbeit von Professor Handschins Team legt somit den Grundstein für zukünftige medizinische Durchbrüche.
Bewegung als Medizin für die Psyche
Ein völlig anderer, aber ebenso wichtiger Aspekt der Muskelforschung wird von der Gruppe um Prof. Dr. Markus Gerber vom Departement für Sport, Bewegung und Gesundheit (DSBG) beleuchtet. Ihre Arbeit konzentriert sich auf die psychologischen Effekte von körperlicher Aktivität.
Das zentrale Anliegen ist die Entwicklung von wissenschaftlich fundierten Bewegungsprogrammen, die individuell auf verschiedene Personengruppen zugeschnitten sind. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf Menschen, die an Depressionen leiden. Körperliche Aktivität hat sich als wirksame unterstützende Massnahme in der Behandlung von Depressionen erwiesen.
Innovative Ansätze zur Motivationsförderung
Um Menschen zu einem aktiveren Lebensstil zu bewegen, untersucht das Team die Motive und Verhaltensweisen unterschiedlicher Bewegungstypen. Was treibt eine Person an, regelmässig Sport zu treiben, und welche Hürden halten andere davon ab?
„Unser Ziel ist es, Barrieren zu überwinden und die Freude an der Bewegung zu fördern, insbesondere bei Menschen, für die Aktivität eine grosse Herausforderung darstellt.“
Dabei kommen auch moderne Technologien zum Einsatz. Sogenannte Virtual-Reality-Exergames, bei denen körperliche Übungen in ein virtuelles Spiel eingebettet sind, sollen die Motivation steigern und den Einstieg erleichtern. Diese spielerischen Ansätze können helfen, negative Assoziationen mit Sport abzubauen und nachhaltige Verhaltensänderungen zu bewirken.
Der Einfluss von Alter, Geschlecht und Umwelt
Die dritte Forschungsgruppe, geleitet von Prof. Dr. Sarah Koch, ebenfalls vom DSBG, untersucht, wie externe Faktoren die Wirkung von Bewegung beeinflussen. Ihre Forschung ist besonders relevant für die Entwicklung von präzisen und personalisierten Gesundheitsempfehlungen.
Das Team geht unter anderem folgenden Fragen nach:
- Wie reagieren die Körper von jüngeren und älteren Menschen unterschiedlich auf Trainingsreize nach einer Phase der Inaktivität, zum Beispiel nach einem Beinbruch?
- Gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede in der Anpassung an körperliches Training?
- Wie wirkt sich der Klimawandel, insbesondere zunehmende Hitzewellen, auf die körperliche Aktivität älterer Menschen aus, vor allem bei jenen mit chronischen Lungenerkrankungen?
Gesundes Altern fördern
Die aus dieser Forschung gewonnenen Erkenntnisse sind von grosser praktischer Bedeutung. Sie ermöglichen die Entwicklung von alters- und geschlechtsspezifischen Behandlungen und Trainingsempfehlungen. Das Ziel ist es, Strategien für ein gesundes und aktives Altern zu schaffen, die den individuellen Bedürfnissen und den sich ändernden Umweltbedingungen Rechnung tragen.
Diese Forschung unterstreicht, dass es keine Einheitslösung für alle gibt, wenn es um Bewegung und Gesundheit geht. Faktoren wie Alter, Geschlecht und sogar das Klima müssen berücksichtigt werden, um optimale Ergebnisse zu erzielen.
Besuchen Sie die Wissenschaftler vor Ort
Die Forschungsgruppen der Universität Basel freuen sich auf den Austausch mit der Bevölkerung. Die Informationsstände bieten eine hervorragende Möglichkeit, Wissenschaft hautnah zu erleben. Die Termine und Orte sind:
- 27. und 28. September: Herbstmarkt in Reigoldswil
- 7. Oktober: Herbstmarkt in Laufen
- 8. Oktober: Herbstmarkt in Gelterkinden
- 12. November: Martinimarkt in Sissach
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, die Stände zu besuchen, mit den Forschenden zu diskutieren und mehr über die entscheidende Rolle der Muskeln für ein gesundes Leben zu erfahren.