Der FC Grand-Saconnex aus der Promotion League trifft im Achtelfinal des Schweizer Cups auf den FC Basel. Nach der Auslosung äusserte Sportdirektor Valentin Toffoletto grosse Freude und die Hoffnung auf eine Lösung der finanziellen Sorgen des Klubs. Die Realität der Cup-Regularien und die Notwendigkeit einer Einigung mit dem FC Basel könnten diese Hoffnungen jedoch dämpfen. Der Genfer Klub steht vor Herausforderungen, die über das Spielfeld hinausgehen.
Wichtige Punkte
- FC Grand-Saconnex (Promotion League) trifft auf den FC Basel im Cup-Achtelfinal.
- Sportdirektor Valentin Toffoletto hofft auf finanzielle Entlastung durch das Spiel.
- Aktuelle Cup-Regeln sehen Einnahmen ausschliesslich für das Heimteam vor.
- Grand-Saconnex hat Schulden von rund 100'000 Franken.
- Ein Spiel im eigenen Stadion ist aus Kapazitäts- und Sicherheitsgründen nicht möglich.
Die Auslosung und erste Reaktionen
Valentin Toffoletto, Sportdirektor des Genfer Quartierklubs FC Grand-Saconnex, verfolgte die Auslosung des Schweizer Cups am Sonntagabend mit Spannung. Nach einem knappen 4:3-Sieg gegen den 2.-Liga-inter-Klub Le Locle hoffte er auf einen namhaften Gegner. Die Auslosung bescherte seinem Klub den FC Basel, einen der grössten Namen im Schweizer Fussball.
Toffoletto reagierte emotional auf Instagram. In einem Live-Video drückte er seine Freude aus, entschuldigte sich aber später für die Wortwahl gegenüber SRF-Losfee Martina Moser. Sein unmittelbarer Kommentar lautete: «Dieser Verein macht mich verrückt. Wir werden es ablehnen, hier zu spielen und gehen nach Basel. Wir sind unsere finanziellen Sorgen auf einen Schlag los.»
Fakt
Der FC Grand-Saconnex stieg seit 2017 von der 3. Liga bis in die Promotion League auf. Dieser Erfolg basiert auf Leihspielern und jungen Talenten, die oft nur Punkteprämien erhalten.
Finanzielle Lage von Grand-Saconnex
Eine Nacht nach dem emotionalen Ausbruch zeigte sich Toffoletto immer noch glücklich, aber nüchterner. Er erklärte, dass der FC Grand-Saconnex derzeit mit Schulden von knapp 100'000 Franken zu kämpfen hat. Hauptgründe für diese finanzielle Belastung sind Auswärtsfahrten und Schiedsrichtergelder. Das Budget des Vereins ist das kleinste in der Promotion League.
Toffoletto betonte die Amateurstruktur des Klubs:
«Kein Spieler von uns kann vom Fussball leben.»Die positive Entwicklung des Genfer Vereins basiert auf Leihspielern von Klubs wie Lausanne und Servette sowie jungen Talenten aus der 1. oder 2. Liga inter. Diese Spieler erhalten in der Regel höchstens Prämien für erreichte Punkte.
Aktuell belegt Grand-Saconnex mit nur zwei Punkten den 17. Rang in der Promotion League. Die sportliche Situation spiegelt die finanziellen Herausforderungen wider, die der Klub meistern muss.
Die Cup-Regularien und ihre Auswirkungen
Hintergrund: Cup-Reglement
Gemäss Artikel 18 des Schweizer Cup-Reglements stehen seit einigen Jahren alle Matcheinnahmen ausschliesslich dem Heimteam zu. Das Heimteam trägt damit auch das gesamte finanzielle Risiko der Veranstaltung. Diese Regelung unterscheidet sich von früheren Bestimmungen, bei denen die Einnahmen oft geteilt wurden.
Die Hoffnung von Toffoletto, dass das Cupspiel gegen den FC Basel die Schulden des Klubs tilgen könnte, stösst auf die Realität des aktuellen Cup-Reglements. Dieses besagt, dass die Einnahmen aus dem Spiel ausschliesslich dem Heimteam zustehen. Dies bedeutet, dass Grand-Saconnex als ausgelostes Heimteam die Einnahmen erhalten würde, aber auch das gesamte finanzielle Risiko tragen müsste.
Ein ähnlicher Fall ereignete sich bereits in der ersten Cuprunde, als der FC Biel sein Heimrecht mit dem FC Basel tauschte. Dies geschah aufgrund des Umbaus des Kunstrasens in der Tissot-Arena. Ursprünglich sollten alle Einnahmen in Basel verbleiben. Später einigten sich die Vereine jedoch auf eine 50:50-Teilung des Gewinns nach Abzug aller Kosten. Die endgültige Abrechnung steht noch aus.
«Was da noch reinkommt, wissen wir nicht. Allfällige Verluste hätte der FC Basel übernommen», sagte Nik Liechti, Verwaltungsratspräsident des FC Biel.Er lobte die Zusammenarbeit mit dem FCB als «sehr auf Augenhöhe», äusserte sich aber grundsätzlich kritisch gegenüber Heimrechttauschgeschäften im Cup. «Ein Cupspiel sollte der Unterklassige wenn immer möglich im eigenen Stadion austragen. Cup ist Cup – sonst kann man auch Buchhalter werden.»
Herausforderungen für Grand-Saconnex und mögliche Lösungen
Grand-Saconnex hat bis Donnerstag, fünf Tage nach der Auslosung, Zeit, ein Abtauschgesuch beim Schweizerischen Fussballverband (SFV) einzureichen. Sportdirektor Toffoletto hofft auf schnelle Gespräche mit dem FC Basel, um eine Lösung zu finden. Er äusserte den Wunsch: «Es würde mich sehr freuen, wenn wir eine Lösung finden.»
Der FC Basel hält sich bezüglich des Heimrechttauschs bedeckt. Sprecher Simon Walter erklärte lediglich: «Am Ende kommt es auf viele Faktoren an. So ein Spiel wirft nicht viel Gewinn ab. Ticketpreise, Wetter, Konsum – das alles fliesst in die Mischrechnung.» Früher galt für den FC Basel eine Marke von 15'000 Fans, damit sich ein Heimspiel finanziell lohnte. Diese Marke dürfte heute etwas tiefer liegen, bleibt aber eine Herausforderung für ein Spiel gegen einen Promotion-League-Klub.
Stadionkapazität und Sicherheitsbedenken
Eine Austragung des Spiels im Stade du Blanché, der Heimspielstätte von Grand-Saconnex, ist nicht möglich. Toffoletto erklärte dazu: «Da passen nicht mal alle Gästefans aus Basel rein und auch sicherheitstechnisch wäre es nicht möglich.» Diese Aussage unterstreicht die Notwendigkeit, eine alternative Spielstätte zu finden oder das Heimrecht zu tauschen.
Mögliche Ausweichstadien in der Region wären Meyrin oder Carouge. Sollte es zu einer solchen Lösung kommen, wäre Toffoletto nach eigener Aussage kurz enttäuscht. Dennoch blickt er optimistisch in die Zukunft: «Dann wären wir kurz enttäuscht, denn wir hoffen, dass der Grosse dem Kleinen helfen wird. Doch das Cupfest werden wir so oder so haben.»
Die Frage, wo das Spiel stattfindet und ob der Cup-Achtelfinal die finanziellen Sorgen des Genfer Klubs lindern kann, bleibt offen. Die anfängliche Euphorie über das Traumlos weicht nun der Erkenntnis, dass die Schulden des FC Grand-Saconnex nicht automatisch passé sind. Eine Einigung mit dem FC Basel ist entscheidend für die finanzielle Zukunft des Klubs.