Die französische Stadt Dijon, die Hauptstadt der Region Bourgogne-Franche-Comté, hat ihre Altstadt erfolgreich in eine autofreie Zone verwandelt. Ein System aus kostenlosen Elektro-Shuttlebussen, den sogenannten «Navettes», ermöglicht es Bewohnern und Touristen, das Zentrum einfach zu erreichen. Dieses Modell weckt nun das Interesse in Basel, wo Diskussionen über eine tramfreie Innenstadt geführt werden.
Wichtige Erkenntnisse
- Dijons Altstadt ist vollständig autofrei und wird durch kostenlose Shuttles erschlossen.
- Die Elektrobusse fahren von Montag bis Samstag im 10-Minuten-Takt auf rund 20 Haltestellen.
- Das Angebot wird von allen Altersgruppen, insbesondere aber von Senioren und Touristen, rege genutzt.
- Das Modell könnte als Vorbild für ähnliche Initiativen in Basel dienen.
Das Konzept der autofreien Altstadt in Dijon
Dijon, eine Stadt mit etwa 160.000 Einwohnern, hat sich entschieden, ihre historische Innenstadt von motorisiertem Individualverkehr zu befreien. Unmittelbar hinter der Porte Guillaume, einem Wahrzeichen der Stadt, beginnt die autofreie Zone. Poller blockieren den Zugang für private Fahrzeuge.
Nur öffentliche Verkehrsmittel der Betreibergesellschaft Divia und Lieferanten mit speziellen Badges dürfen die Absperrungen passieren. Dies sorgt für eine ruhige und fussgängerfreundliche Atmosphäre im historischen Zentrum.
Faktencheck: Dijons Navettes
- Fahrzeugtyp: Kleine Elektrobusse
- Taktfrequenz: Alle 10 Minuten
- Betriebszeiten: Montag bis Samstag, 9:00 bis 19:00 Uhr
- Haltestellen: Rund 20 im gesamten Stadtzentrum
- Kosten: Kostenlos für alle Nutzer
Die «Navettes»: Ein Erfolgsmodell für alle
Die sogenannten «Navettes» sind das Herzstück des Mobilitätskonzepts. Diese kleinen, gelben Elektrobusse verkehren werktags von 9 Uhr morgens bis 19 Uhr abends. Sie halten an etwa 20 Stationen in der Innenstadt und fahren im Zehnminutentakt. Einen festen Fahrplan gibt es nicht, doch die Busse sind zuverlässig.
Eine Fahrt durch die Altstadt dauert etwa 30 Minuten. Vier Busse sind insgesamt im Einsatz, um den durchgehenden Betrieb zu gewährleisten. Das Angebot wird von den öffentlichen Verkehrsbetrieben Divia betrieben und ist für alle Nutzer komplett kostenlos.
Wer nutzt die kostenlosen Shuttles?
Das Angebot der Navettes spricht eine breite Bevölkerungsgruppe an. Der Chauffeur eines Shuttles berichtet, dass die Stosszeiten morgens und abends liegen, wenn Pendler zur Arbeit und Schüler zur Schule fahren. Tagsüber nutzen hauptsächlich ältere Menschen und Touristen die Busse.
"Es ist extrem praktisch", sagt der 80-jährige Gérard. Seine 73-jährige Frau Anna ergänzt: "C’est formidable – es ist grossartig, zumal es für alle gratis ist, auch für Touristen."
Viele Senioren schätzen die einfache Zugänglichkeit und die Möglichkeit, ihre Einkäufe zu erledigen oder soziale Kontakte zu pflegen, ohne weite Strecken zu Fuss zurücklegen zu müssen. Marie, eine 79-jährige Bewohnerin von Dijon, bezeichnet sich selbst als "Vielnutzerin". Sie fährt täglich mit dem Shuttle, um einzukaufen oder Freunde zu treffen. Sie hat ihre Wohnung bewusst so gewählt, dass eine Haltestelle in der Nähe liegt.
Hintergrund: Die Diskussion in Basel
In Basel fordert das Initiativkomitee "Go Basel Go!" eine tramfreie Innenstadt. Dies wirft Fragen auf, insbesondere hinsichtlich der Mobilität für ältere Menschen oder Personen mit eingeschränkter Gehfähigkeit. Ein Shuttledienst nach dem Vorbild Dijons wird als mögliche Lösung diskutiert, um die Erreichbarkeit der Basler Altstadt zu gewährleisten.
Die Vorteile des Shuttlesystems
Das Shuttleangebot in Dijon bietet mehrere Vorteile. Es fördert die Barrierefreiheit der Innenstadt. Die 81-jährige Danielle, die im Stadtzentrum wohnt, nutzt den Shuttle "wenn immer möglich". Sie hebt hervor, dass es sehr viele Haltestellen gibt, sodass sie alles Wichtige schnell erreichen kann. Bei Schwierigkeiten beim Einsteigen sind die Chauffeure und Mitfahrenden stets hilfsbereit.
Auch Ghislaine, 71 Jahre alt und auf einen Stock angewiesen, schätzt das Angebot sehr, da sie aufgrund ihres Gesundheitszustandes nicht mehr Auto fahren kann. Sie nutzt die Navettes oft, um zu Umsteigepunkten für die grösseren Busse zu gelangen. Für sie sind die Fahrten nicht nur praktisch, sondern auch eine soziale Gelegenheit.
- Einfache Orientierung: Rund 20 Haltestellen decken das Zentrum gut ab.
- Soziale Interaktion: Viele Fahrgäste treffen sich regelmässig und knüpfen Kontakte.
- Umweltfreundlich: Der Einsatz von Elektrobussen reduziert Emissionen in der Innenstadt.
- Wirtschaftliche Belebung: Die leichte Erreichbarkeit der Geschäfte fördert den lokalen Handel.
Ghislaine berichtet, dass sie im Shuttlebus oft dieselben Leute trifft und man sich mit der Zeit kennt. "Das ist sehr praktisch für mich", sagt sie. "Ich lebe noch nicht so lange in Dijon und erhalte von meinen Fahrkolleginnen und -kollegen immer wieder 'des petits tuyaux de bon vivre' – kleine Tipps für ein gutes Leben." Dies zeigt den sozialen Aspekt des Angebots, der über die reine Transportfunktion hinausgeht.
Ein Modell für Basel?
Das Fazit aus Dijon ist eindeutig: Das kostenlose Shuttlesystem ist aus dem täglichen Leben der Einwohner nicht mehr wegzudenken. Es wird von Jung und Alt, von Pendlern, Schülern, Senioren und Touristen gleichermassen geschätzt und rege genutzt.
Die positiven Erfahrungen in Dijon legen nahe, dass ein ähnliches Konzept auch in Basel erfolgreich sein könnte. Es würde die Bedenken hinsichtlich der Erreichbarkeit einer tramfreien Innenstadt adressieren und gleichzeitig die Lebensqualität im Stadtzentrum verbessern, indem es den Verkehr reduziert und die Umwelt schont.





