Fünf Schweizer Zoos und Tierparks, darunter der Zoo Basel, starten ein Forschungsprojekt zur Impfung von Wildvögeln gegen die Vogelgrippe. Ziel ist es, die Wirksamkeit eines kommerziellen Impfstoffs zu prüfen und zukünftig auf einschneidende Schutzmassnahmen wie die Stallpflicht verzichten zu können. Das Projekt, das im Oktober 2025 begann, könnte den Umgang mit der Vogelgrippe bei bedrohten Arten revolutionieren.
Wichtige Erkenntnisse
- Fünf Schweizer Zoos testen einen Vogelgrippe-Impfstoff.
- Über 700 Vögel aus 50 Arten nehmen an der Studie teil.
- Ziel ist die Reduktion von Schutzmassnahmen wie der Stallpflicht.
- Erste Ergebnisse werden im Sommer 2026 erwartet.
Umfassende Impfstudie in Schweizer Zoos
Unter der Koordination des Zoo Basel haben sich fünf führende zoologische Einrichtungen der Schweiz zusammengetan. Sie untersuchen, ob ein kommerziell erhältlicher Impfstoff Wildvögel effektiv vor der Vogelgrippe schützen kann. Diese Grossstudie ist ein wichtiger Schritt im Kampf gegen die hochpathogenen aviären Influenzaviren (H5N1), die regelmässig zu grossen Verlusten in Wildvogelpopulationen führen.
Die beteiligten Institutionen sind der Zoo Basel, der Zoo Zürich, der Tierpark Bern, der Natur- und Tierpark Goldau sowie der Bioparc Genève. Gemeinsam impfen sie über 700 Zootiere, die zu mehr als 50 verschiedenen Vogelarten gehören. Die Vielfalt der Probanden ist bemerkenswert und reicht von Pinguinen und Pelikanen über Flamingos und Eulen bis hin zu Tauben-, Hühner-, Gänse-, Lauf- und Ibisvögeln.
Fakten zur Studie
- Startdatum: Oktober 2025
- Teilnehmende Zoos: Basel, Zürich, Bern, Goldau, Genf
- Anzahl Vögel: Über 700
- Anzahl Arten: Über 50
Reduzierung der Stallpflicht als Langzeitziel
Ein zentrales Anliegen des Forschungsprojekts ist es, die Auswirkungen der Impfung auf das Tierwohl zu untersuchen. Bislang sind bei Ausbrüchen der Vogelgrippe oft Massnahmen wie die Stallpflicht notwendig. Diese schränken die Bewegungsfreiheit der Tiere erheblich ein und können Stress verursachen. Die Zoos hoffen, dass eine erfolgreiche Impfstrategie solche Einschränkungen in Zukunft überflüssig macht.
Der eingesetzte Impfstoff wurde bereits erfolgreich an Hühnern getestet und findet in Frankreich Anwendung bei Mastenten. In der Schweiz ist die Impfung gegen die Vogelgrippe grundsätzlich verboten. Das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) sowie die zuständigen kantonalen Behörden erteilten jedoch eine Sonderbewilligung für dieses Forschungsprojekt.
"Wir erhoffen uns, dass durch die Impfung Schutzmassnahmen wie die Stallpflicht in Zukunft reduziert werden können. Das wäre ein grosser Gewinn für das Tierwohl", erklärt ein Projektbeteiligter.
Wissenschaftliche Begleitung und frühere Erfolge
Die aktuelle Studie baut auf Vorarbeiten auf. Bereits in den Jahren 2023/24 testeten der Zoo Basel, der Tierpark Bern und das Institut für Virologie und Immunologie (IVI) die Sicherheit und Wirksamkeit eines Vektorimpfstoffs. Diese frühere Studie bestätigte, dass eine Impfung Wildvögel sicher und wirksam vor hochpathogenen aviären Influenzaviren schützen kann. Die Ergebnisse wurden am 20. Oktober 2025 in einer renommierten Fachpublikation veröffentlicht.
Das IVI begleitet auch die aktuelle, zweite Studie wissenschaftlich. Es führt die labortechnischen Auswertungen durch und stellt sicher, dass die gewonnenen Daten höchste wissenschaftliche Standards erfüllen. Die Forschung erfolgt im Rahmen einer Doktorarbeit und ist auf mindestens zwei Jahre angelegt.
Hintergrund: Vogelgrippe in der Schweiz
Die Vogelgrippe, auch bekannt als aviäre Influenza, ist eine hochansteckende Viruserkrankung, die primär Vögel befällt. Sie kann sich schnell ausbreiten und zu Massensterben führen, insbesondere bei Wildvögeln und Geflügel. Das Virus kann in seltenen Fällen auch auf den Menschen übergehen, gilt aber als geringes Risiko für die Allgemeinbevölkerung.
Impfstrategie und erwartete Ergebnisse
Die Impfungen in allen beteiligten Zoos begannen im Oktober oder November 2025. Vögel, die bereits an der früheren Studie teilgenommen hatten, erhielten eine Auffrischimpfung. Bislang ungeimpfte Tiere erhielten zwei Impfungen im Abstand von vier Wochen. Blutuntersuchungen werden nun regelmässig durchgeführt, um die Immunantwort und die Dauer des Impfschutzes zu beurteilen.
Ein wichtiger Aspekt der Untersuchung ist die Frage, ob der Impfstoff bei den bereits geimpften Tieren in Basel und Bern einen sogenannten Booster-Effekt auslöst. Zudem wird geprüft, ob er bei den bisher ungeimpften Vögeln in Zürich, Goldau und Genf eine ausreichende Immunantwort erzeugt.
Die Besonderheit dieser Untersuchung liegt darin, dass sie unter realen Zoobedingungen stattfindet und nicht im Labor. Dies erhöht die Aussagekraft der Ergebnisse für den praktischen Einsatz. Erste Resultate der aktuellen Studie werden im Sommer 2026 erwartet.
- Booster-Effekt: Wird die Immunantwort bei bereits geimpften Vögeln verstärkt?
- Erstimpfung: Wie effektiv ist der Impfstoff bei bisher ungeimpften Tieren?
- Langzeitschutz: Wie lange hält der Impfschutz an?
Bei zufriedenstellenden Resultaten planen die Projektpartner, den Impfstoff auch in der nächsten Saison 2026/27 weiter einzusetzen und die Forschung an Zoovögeln fortzusetzen. Dies könnte einen wichtigen Beitrag zum Schutz bedrohter Wildvogelarten leisten und neue Strategien im Umgang mit der Vogelgrippe ermöglichen.





