Basel erlebt eine wichtige Wende im Flusskreuzfahrttourismus. Nach einer Phase des Rückgangs aufgrund strenger Visa-Regelungen hat der Bund nun Anpassungen vorgenommen. Diese Neuerung soll den Basler Hafen wieder attraktiver für internationale Flusskreuzfahrtschiffe machen und die regionale Wirtschaft beleben.
Wichtige Punkte
- Basler Behörden entdeckten illegale Arbeitskräfte auf Schiffen.
- Rund 40 Prozent der Flusskreuzfahrten mieden den Basler Hafen.
- Der Bund lockert die Visa-Bestimmungen für Drittstaatenpersonal.
- Arbeitsbewilligungen sind nun ab dem ersten Einsatztag möglich.
- Die Branche erwartet eine deutliche Zunahme der Anläufe ab 2026.
Strengere Kontrollen führten zum Rückgang
Flusskreuzfahrten auf dem Rhein, die von Basel über Köln bis nach Amsterdam führen, erfreuen sich grosser Beliebtheit. Sie bieten Komfort wie Massagesalons und Fitnessräume. Doch in diesem Jahr stellte der Basler Hafen eine deutliche Abnahme der Anläufe fest. Der Grund waren verstärkte Kontrollen durch die Basler Behörden.
Diese Kontrollen deckten auf, dass Crew-Mitglieder aus Nicht-EU-Staaten, darunter den Philippinen und Indonesien, oft keine gültigen Schweizer Arbeitsbewilligungen besassen. Dies stellte ein erhebliches Problem dar, da die Schweiz für solche Arbeitskräfte eine Mindestarbeitszeit von zehn Tagen im Land vorschrieb, um eine Bewilligung zu erhalten.
Die meisten Rheinschiffe halten sich jedoch nur kurz in Basel auf. Diese Bedingung war für viele Besatzungsmitglieder nicht erfüllbar. Infolgedessen reagierte die Branche mit grosser Verunsicherung. Etwa 40 Prozent der geplanten Flusskreuzfahrten stornierten ihre Ankunft im Basler Hafen.
Faktencheck
- Problem: Crew aus Drittstaaten ohne gültige Schweizer Arbeitsbewilligung.
- Alte Regelung: Mindestens 10 Tage Arbeit in der Schweiz für Bewilligung.
- Folge: 40% der Flusskreuzfahrten stornierten Basler Anläufe.
Der Bund reagiert mit Visa-Lockerung
Um den Verlust des wichtigen Tourismuszweigs für Basel zu stoppen, hat der Bund nun reagiert. Die Visa-Bestimmungen für Personal aus Drittstaaten wurden gelockert. Neu ist es möglich, Arbeitsbewilligungen bereits ab dem ersten Einsatztag zu erhalten.
Diese Anpassung erleichtert es den Reedereien erheblich, Crew-Mitglieder legal in Basel einzusetzen, auch wenn die Schiffe nur für kurze Zeit im Hafen liegen. Zudem wird für ausländische Kreuzfahrtunternehmen an acht Tagen pro Jahr eine bewilligungsfreie Einreise für die Besatzung ermöglicht. Dies bietet zusätzliche Flexibilität.
«Man wird mit der neuen Regelung im nächsten Jahr wieder mehr Flusskreuzfahrtschiffe im Heimathafen sehen.» – Daniel Buchmüller, Vizepräsident des internationalen Flusskreuzfahrtverbands IG RiverCruise.
Die Branche begrüsst diese Änderungen. Christoph Brutschin, Präsident der Schweizerischen Vereinigung für Schifffahrt und Hafenwirtschaft, betont, dass diese Massnahmen die Situation deutlich verbessern. Er sieht positive Auswirkungen für die Region, da der Flusskreuzfahrttourismus eine immer wichtigere Rolle spielt.
Positive Auswirkungen auf den regionalen Tourismus
Die Flusskreuzfahrtbranche trägt massgeblich zum Tourismus in der Schweiz bei. Viele Passagiere nutzen die Gelegenheit, vor oder nach ihrer Kreuzfahrt in der Schweiz zu übernachten. Laut der Organisation Schweizerischer Rheinhäfen übernachteten rund 200'000 Personen im Zusammenhang mit Flusskreuzfahrten im Land.
Diese Anschlussübernachtungen kurbeln den Tourismus und die damit verbundene Beschäftigung an. Für Veranstalter wie Thurgau Travel ist der Basler Hafen als Heimathafen von essenzieller Bedeutung. Daniel Pauli-Kaufmann, CEO von Thurgau Travel, spricht von einer «grossen Erleichterung» durch die Einigung.
Thurgau Travel musste wegen der früheren Auslegung der Behörden vorübergehend auf Häfen im grenznahen Ausland ausweichen, etwa in Hüningen (Frankreich) oder Breisach (Deutschland). Mit der neuen Regelung können die Schiffe zum Saisonstart 2026 wieder regulär in Basel anlegen.
Hintergrundinformationen
Basel ist ein zentraler Knotenpunkt für den europäischen Flussschiffsverkehr. Der Rhein verbindet die Schweiz mit wichtigen europäischen Städten und Häfen. Der Tourismus durch Flusskreuzfahrten ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Region Basel und darüber hinaus.
Bessere Durchsetzung von Schweizer Standards
Holger Schatz, Nationalsekretär der Nautikergewerkschaft Nautilus, sieht in der Lockerung der Visa-Bestimmungen einen weiteren positiven Effekt: die bessere Durchsetzung von Schweizer Mindeststandards.
Die Schweiz war im internationalen Vergleich bisher sehr streng bei der Visa-Vergabe. Viele Reedereien beantragten daher Visa für Deutschland, auch wenn ihre Unternehmen in der Schweiz ihren Sitz hatten. Mit mehr direkt in der Schweiz ausgestellten Visa können die Behörden die Einhaltung der Arbeitsbedingungen besser kontrollieren.
Trotz dieser Verbesserungen bleibt die Branche eine Niedriglohnbranche. Fachkräfte im Hotel- oder Gastronomiebereich auf Kreuzfahrten verdienen bei einer 42-Stunden-Woche rund 1600 Franken netto. Dies ist für Schweizer Verhältnisse tief, bietet aber im internationalen Vergleich gute Sozialleistungen.
Arbeitsbedingungen und Schutzbedarf
Die Mehrheit der Arbeitskräfte in diesem Sektor kommt aus Osteuropa, etwa ein Drittel aus Drittstaaten. Es gab in der Vergangenheit Berichte über kritische Arbeitsbedingungen, darunter 17-Stunden-Tage und Falschangaben bei Kontrollen. Christoph Brutschin bestätigt, dass es früher «einzelne, unerwünschte Lohn- und Arbeitsbedingungen» gab.
Seit der Aushandlung eines Gesamtarbeitsvertrages mit der Gewerkschaft Nautilus habe sich die Situation jedoch deutlich entspannt. Das Staatssekretariat für Migration (SEM) bezeichnet diesen Bereich als einen mit «besonderem Schutzbedarf». Die neuen Bewilligungsmöglichkeiten ab dem ersten Tag erlauben es nun, Gesuche gezielt zu prüfen und Unterlagen einzufordern, was die Transparenz erhöht.
- Die neuen Regelungen fördern die Einhaltung von Schweizer Mindeststandards.
- Die Branche ist weiterhin eine Niedriglohnbranche, aber mit guten Sozialleistungen international.
- Vergangene Missstände sollen durch verstärkte Kontrollen und Verträge reduziert werden.
Ausblick auf die kommende Saison
Die Anpassungen sollen den Basler Hafen als attraktiven Standort für Flusskreuzfahrten sichern. Die Branche blickt optimistisch auf die kommende Saison. Die Erwartung ist, dass ab 2026 wieder deutlich mehr Schiffe in Basel anlegen werden. Dies stärkt nicht nur den lokalen Tourismus, sondern auch die Position Basels als wichtiger Knotenpunkt im europäischen Flussreiseverkehr.
Die Zusammenarbeit zwischen Behörden und der Branche zeigt, dass pragmatische Lösungen gefunden werden können, um wirtschaftliche Interessen und die Einhaltung von Arbeitsstandards zu vereinen. Basel kann sich somit wieder auf eine blühende Flusskreuzfahrtsaison freuen.





