Ein Veloladen an der Burgfelderstrasse in Basel steht vor grossen Herausforderungen. Seit anderthalb Jahren beeinträchtigt eine Baustelle direkt vor dem Geschäft den Kundenverkehr massiv. Thomas Ammann, der Inhaber, berichtet von einem Umsatzverlust von 100'000 Franken. Dies entspricht einem Viertel seines Jahresumsatzes und bedroht die Existenz des traditionsreichen Betriebs.
Wichtige Punkte
- Umsatzverlust von 100'000 Franken durch Baustelle
- Ladeninhaber Thomas Ammann zieht vor Gericht
- Kanton Basel-Stadt lehnt bisherige Unterstützung ab
- Solidarität der Kundschaft durch Spendenkasse
- Hoffnung auf zukünftigen Unterstützungsfonds
Baustellenlärm und Absperrungen: Alltag an der Burgfelderstrasse
Die Situation vor dem Veloladen von Thomas Ammann ist seit anderthalb Jahren von Baulärm und Absperrungen geprägt. Die Bauarbeiten, die nordwestlich des Basler Stadtzentrums stattfinden, erschweren den Zugang zum Geschäft erheblich. Kunden meiden die Gegend, was direkte Auswirkungen auf den Umsatz hat. Ammann übernahm den Laden vor fünf Jahren und sah sich nun mit einer unerwarteten Krise konfrontiert.
Der Laden, der auch Lehrlinge ausbildet, ist seit 60 Jahren eine feste Grösse in Basel. Die aktuellen Umstände stellen jedoch eine ernste Bedrohung für diese lange Tradition dar. Der Inhaber betont, dass es um die reine Existenz des Betriebs geht.
Faktencheck
- Dauer der Beeinträchtigung: 1,5 Jahre
- Umsatzverlust: 100'000 Franken
- Anteil am Jahresumsatz: 25%
- Forderung vor Gericht: 50'000 Franken
Gerichtlicher Weg und mangelnde kantonale Unterstützung
Thomas Ammann hat sich entschieden, rechtliche Schritte einzuleiten. Er hat einen Anwalt eingeschaltet und plant, vor Gericht zu ziehen. Seine Hoffnung ist, zumindest die Hälfte des erlittenen Umsatzverlustes, also 50'000 Franken, zurückzuerhalten. Er weiss jedoch, dass ein solcher Prozess mehrere Jahre dauern kann.
Die bisherige Reaktion des Kantons Basel-Stadt auf Ammanns Lage ist enttäuschend. Der Kanton lehnte jegliche Unterstützung ab. Diese Haltung stösst bei Ammann auf Unverständnis und Ärger. Um auf die prekäre Situation aufmerksam zu machen, hängt ein Transparent über dem Ladeneingang. Darauf steht: „Hilfe! Wir brauchen eure Unterstützung! Es geht um unsere Existenz.“
„Es kann ja nicht sein, dass eine Privatperson ein KMU unterstützen muss.“ – Thomas Ammann
Hintergrund: Unterstützung für KMU
Klein- und Mittelunternehmen (KMU) bilden das Rückgrat der Schweizer Wirtschaft. In vielen Kantonen gibt es Programme zur Unterstützung von Betrieben, die durch unverschuldete Umstände wie Grossbaustellen in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Basel-Stadt stand hier in der Vergangenheit in der Kritik.
Solidarität der Kunden und ein zinsloses Darlehen
Trotz der schwierigen Lage erfährt Thomas Ammann grosse Solidarität von seiner Kundschaft. In einem Spendenkässeli sammeln die Kunden Geld für die anfallenden Anwaltskosten. Bereits 950 Franken sind so zusammengekommen. Ammann freut sich über diese Unterstützung: „Damit sind die ersten drei Stunden schon bezahlt.“
Das Überleben des Veloladens über den Winter sichert ein zinsloses Darlehen eines guten Kollegen. Ammann zögerte zuerst, diese Hilfe anzunehmen, da er der Meinung ist, dass der Staat in solchen Fällen einspringen sollte. Ohne diese private Unterstützung wäre der Betrieb jedoch nicht aufrechtzuerhalten gewesen. Die Reserven des Ladens sind nach dem entgangenen Sommergeschäft, das normalerweise die Wintermonate kompensieren sollte, vollständig aufgebraucht.
Ein Blick nach Zürich: Präzedenzfall mit negativem Ausgang
Ob Thomas Ammann vor Gericht Erfolg haben wird, ist ungewiss. Ein ähnlicher Fall aus Zürich zeigt die Schwierigkeiten auf. Dort klagte ein Bäcker-Paar, Ellen und Reto Hausammann, die Stadt Zürich auf 170'000 Franken Schadenersatz, ebenfalls wegen einer Baustelle vor ihrem Geschäft. Sie scheiterten jedoch vor Gericht.
Diese Erfahrung verdeutlicht, dass der rechtliche Weg für betroffene Kleinunternehmen steinig sein kann. Die Beweisführung für direkte Kausalzusammenhänge zwischen Baustelle und Umsatzverlust ist oft komplex.
Hoffnung durch politischen Vorstoss im Grossen Rat
Trotz der aktuellen Enttäuschung schöpft Ammann Hoffnung aus einem jüngsten Entscheid des Basler Grossen Rates. Das Parlament hat eine Motion angenommen, die die Einrichtung eines Unterstützungsfonds für baustellenbetroffene Unternehmen fordert. Die Regierung hat nun bis Februar 2026 Zeit, einen entsprechenden Vorschlag auszuarbeiten. Dieser Fonds könnte in Zukunft eine wichtige Stütze für Betriebe in ähnlichen Lagen sein.
Ammann kritisiert die mangelnde Kommunikation zwischen der Baustellenplanung und den betroffenen Geschäften. Er berichtet, wie Bagger ohne Vorwarnung die Strasse aufgerissen hätten, was sogar dazu führte, dass Anwohner ihre Autos nicht mehr bewegen konnten. Er hofft, dass die Zusammenarbeit und Informationspolitik der Behörden in Zukunft besser funktionieren wird und er mit seinem Engagement auch für andere KMU etwas erreichen kann.
Immerhin sind die ersten Absperrungen vor dem Geschäft bereits entfernt worden. Ammann blickt hoffnungsvoll auf das nächste Jahr und wünscht sich, dann wieder normal wirtschaften zu können. Der Erhalt des Veloladens, der seit sechs Jahrzehnten ein wichtiger Ausbildungsbetrieb ist, bleibt sein oberstes Ziel.





