Hermès Beurret leitet als CEO die Rhyschänzli-Gruppe, ein bedeutendes Basler Gastronomieunternehmen. Die Übernahme der Führung erfolgte unerwartet aufgrund gesundheitlicher Probleme seines Vaters. Unter Beurrets Leitung konzentriert sich das Unternehmen nun verstärkt auf gezielte Auswahl statt auf schnelle Expansion. Diese strategische Neuausrichtung prägt die aktuelle Entwicklung der Gruppe.
Wichtige Erkenntnisse
- Hermès Beurret übernahm die Leitung der Rhyschänzli-Gruppe früher als geplant.
- Die Gruppe bewirtet täglich bis zu 1500 Gäste in Basel.
- Das Unternehmen fokussiert sich auf eine bewusste Selektion von Betrieben.
- Ein starkes Führungstrio steuert die Geschicke der Holding.
Ein unkomplizierter CEO an der Spitze
Hermès Beurret, 33 Jahre alt, verkörpert nicht das typische Bild eines Unternehmers. Er trägt ein legeres blaues Hemd, Sporthosen und Turnschuhe. Ein Fitnesstracker ziert sein Handgelenk. Sein erster Eindruck ist geprägt von Unkompliziertheit, wie er selbst bei der Begrüssung vorschlägt, sich direkt zu duzen. Diese Nahbarkeit prägt seinen Führungsstil und die Unternehmenskultur der Rhyschänzli-Gruppe.
Viele Basler kennen bereits eines der Lokale, die zur Rhyschänzli-Gruppe gehören. Dazu zählen das Restaurant Du Pont an der Mittleren Brücke, das Union Diner, die Walther Bistrobar bei der Kaserne und das Gartenbad Bettingen. Diese Vielfalt zeigt die breite Präsenz des Unternehmens in der Stadt.
Faktencheck
- Die Rhyschänzli-Gruppe betreut täglich über 1500 Gäste in ihren Basler Betrieben.
- Sie beschäftigt rund 140 Mitarbeitende in Voll- und Teilzeit.
- Die Gruppe ist heute als Holding mit sieben Tochtergesellschaften strukturiert.
Vom Maschinenbau zur Gastronomie
Der Ursprung der Rhyschänzli-Gruppe liegt im Jahr 2008 mit der Gründung des Restaurants Rhyschänzli im Sankt-Johann-Quartier. Hermès Beurrets Vater, Jérôme Beurret, gründete den Betrieb gemeinsam mit Stefan Grieder. Heute befindet sich das Restaurant an der Lichtstrasse in der Nähe des Voltaplatzes, wenige hundert Meter vom ursprünglichen Standort entfernt.
Hermès Beurret erinnert sich an die Anfänge:
«Zur Zeit der Gründung war ich noch so jung – damals habe ich das Restaurant eher nebenbei wahrgenommen. Es war wie bei anderen vermutlich auch: Das, was der Vater beruflich macht, ist dann einfach normal. Ich kann mich aber erinnern, dass ich in der Anfangsphase oft mit meinen Freunden ins Rhyschänzli essen gegangen bin.»
Seine berufliche Laufbahn begann jedoch nicht in der Gastronomie. Er studierte Maschinenbau in Zürich, da er sich als «Zahlenmensch» sah. Doch die Theorie allein erfüllte ihn nicht. Er stellte fest, dass er lieber «hands-on» arbeiten wollte. Dies führte ihn während des Studiums zur Rhyschänzli-Buvette, wo er jobbte. Aus einer anfänglichen Studienpause wurde eine dauerhafte Tätigkeit in der Gastronomie.
Unerwartete Unternehmensübergabe
Hermès Beurret arbeitete sich durch fast alle Positionen im Unternehmen. Sein Verantwortungsbereich wuchs stetig. Er übernahm logistische Aufgaben und später auch zunehmend Managementfunktionen unter der Leitung seines Vaters. Eine kritische Situation während der Pandemie veränderte die Unternehmensstruktur grundlegend.
Hintergrund
Während der COVID-19-Pandemie erkrankte Jérôme Beurret, der Vater von Hermès, schwer an einem komplizierten Infekt. Dieser Vorfall, der nicht mit dem Coronavirus in Verbindung stand, führte zu einem längeren Spitalaufenthalt. Sein Gesundheitszustand war laut Hermès Beurret «sehr kritisch». Diese Umstände beschleunigten die Übergabe der Geschäftsanteile an seinen Sohn erheblich.
Die Übergabe des Unternehmens erfolgte damit früher als geplant und unter dramatischen Bedingungen. Hermès Beurret übernahm die volle Verantwortung als CEO. Er betont, dass es seinem Vater inzwischen wieder besser geht.
Ein Führungstrio für 140 Mitarbeitende
Heute führt Hermès Beurret die Rhyschänzli-Gruppe gemeinsam mit seinen Co-Geschäftsführern Stefan Grieder und Cyrill Lang. Sie tragen die Verantwortung für rund 140 Mitarbeitende in Voll- und Teilzeit. Die Gruppe bewirtet an Spitzentagen über 1500 Gäste. Die Profitabilität der einzelnen Lokale variiert je nach Saison und Marktlage, es gibt kein einzelnes «Zugpferd».
Beurret betont die gleichberechtigte Führung im Trio:
«Niemand von uns hat stärker das Sagen als der andere. Jeder bringt sich mit seinen eigenen Stärken ein.»
- Cyrill Lang: Er gilt als der «beste Gastgeber der Stadt». Seine Stärke liegt im direkten Umgang mit Menschen und im Schaffen einer angenehmen Atmosphäre. Lang und Beurret verbindet ein freundschaftlicher Wettbewerb und gegenseitiger Ansporn.
- Stefan Grieder: Als Mitbegründer des Rhyschänzli kennt er das Unternehmen von Grund auf. Er ist der kreative Kopf hinter Konzepten und Menüs und verantwortet den Einkauf.
- Hermès Beurret: Sein Fokus liegt auf den finanziellen und übergeordneten Aspekten des Geschäfts. Seine Affinität zu Zahlen kommt hier zum Tragen.
Strategische Neuausrichtung und Konsolidierung
Die Rhyschänzli-Gruppe hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Sie ist heute breiter aufgestellt und verfügt über eine Holdingstruktur mit sieben Tochtergesellschaften. Besonders auffällig ist die Abkehr von einer aggressiven Expansionsstrategie hin zu einer vorsichtigeren, selektiveren Herangehensweise. Die Liste der Restaurants ist heute kompakter als früher.
Beurret erklärt die neue Strategie:
«Wir konzentrieren uns heute sicher mehr auf die Dinge, bei denen wir das Gefühl haben, dass wir sie gut können – vor allem im Vergleich zu vor Covid, als wir ein breiteres Spektrum an Sachen gemacht haben. Wir haben unsere Nische gefunden und selektieren entsprechend bewusst.»
In den vergangenen Jahren trennte sich die Gruppe von mehreren Betrieben. Die Pandemie führte zum Ende des Café des Arts. Vom Restaurant Sud verabschiedete man sich 2021, da das Konzept dort nicht erfolgreich war. Das Restaurant Union an der Klybeckstrasse wurde im letzten Jahr aufgegeben, weil die Besitzerin ein anderes kulinarisches Konzept verfolgte. Beurret beschreibt solche Trennungen als schmerzlich, aber notwendig. «Nach zwei Jahren merkt man in der Regel, ob das Konzept funktioniert oder nicht.»
Umgang mit Fachkräftemangel und Teamdynamik
Auch im Rhyschänzli-Universum gab es während der Pandemie personelle Veränderungen. Cyrill Lang verliess das Team 2020 vorübergehend, um als Gastronomiechef im Volkshaus Basel neue Erfahrungen zu sammeln. Dies war ein «herber Verlust» für die Gruppe, wie Beurret sagt, auch wenn die Entscheidung nachvollziehbar war. Lang behielt jedoch seine Anteile am Unternehmen und kehrte nach neun Monaten zurück. Seine Rückkehr bestätigte, wo sein Herz schlägt.
Ein grosses Problem der Gastronomiebranche, der Fachkräftemangel, trifft die Rhyschänzli-Gruppe kaum. Der Grund liegt in ihrer offenen Einstellung gegenüber Quereinsteigern. «Wir verlangen in der Regel kein Papier, damit wir jemanden einstellen», so Beurret. «Wenn man Lust hat und Gas gibt, dann kann man bei uns viel erreichen.» Diese unkomplizierte Philosophie ermöglicht es dem Unternehmen, talentierte und motivierte Mitarbeiter zu gewinnen.
Die Rhyschänzli-Gruppe zeigt unter Hermès Beurrets Führung einen klaren Fokus auf Stabilität, Qualität und eine mitarbeiterfreundliche Kultur. Diese Ausrichtung soll den langfristigen Erfolg in der Basler Gastronomielandschaft sichern.