Das Spielzeug Welten Museum in Basel widmet sich in einer neuen Sonderausstellung einem der ältesten und universellsten Spielzeuge der Menschheit: dem Bauklotz. Die bis zum 26. Oktober laufende Schau «Bauklötze – spielend Welten erfinden» beleuchtet die kulturelle, pädagogische und historische Bedeutung der einfachen Blöcke.
Wichtige Erkenntnisse
- Die Ausstellung im Spielzeug Welten Museum Basel läuft noch bis zum 26. Oktober.
- Sie zeigt die Entwicklung von einfachen Holzklötzen bis zu modernen Kunststoffbausteinen.
- Bauklötze spiegeln historische Epochen, pädagogische Konzepte und gesellschaftliche Werte wider.
- Interaktive Stationen laden Besucherinnen und Besucher jeden Alters zum Bauen und Experimentieren ein.
Ein Spielzeug mit langer Geschichte
Das Bauen gehört zu den grundlegendsten menschlichen Tätigkeiten. Diese Praxis spiegelt sich im Spiel mit Bauklötzen wider, die zu den ältesten Spielzeugen überhaupt zählen. Weltweit stapeln Kinder seit Generationen Blöcke, um bestehende Welten nachzubauen oder völlig neue zu erschaffen.
Dieses universelle Spiel verbindet Menschen über Kulturen, Generationen und soziale Schichten hinweg. Es macht die Welt im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar und fördert ein grundlegendes Verständnis für Statik, Form und Raum.
Vom pädagogischen Werkzeug zum Spiegel der Zeit
Im 19. Jahrhundert änderte sich die Art und Weise, wie Kinder mit Bauklötzen spielten. Erstmals entstanden Anleitungen und Baukästen mit einem klaren pädagogischen Ziel. Eine Schlüsselfigur dieser Entwicklung war Friedrich Fröbel, der oft als «Vater des Kindergartens» bezeichnet wird. Er sah in den Klötzen ein wichtiges Werkzeug zur Förderung der kindlichen Entwicklung.
Historische Baukästen als Zeitzeugen
Die historischen Baukästen, die in der Ausstellung zu sehen sind, sind mehr als nur altes Spielzeug. Sie sind Zeitkapseln, die die pädagogischen Konzepte und Werte ihrer jeweiligen Epoche konservieren. Die Motive auf den Deckeln der Kästen verraten viel über die damalige Gesellschaft.
In Friedenszeiten zeigten die Verpackungen oft alltägliche oder fortschrittliche Motive wie Eisenbahnen, Brücken oder Gebäude. Sie spiegelten den Stolz auf technische Errungenschaften und den bürgerlichen Alltag wider.
In Kriegszeiten änderte sich dies drastisch. Nicht nur die Motive passten sich der Realität an, auch die Materialien wurden knapp. Statt hochwertigem Holz kamen oft Metallabfälle oder andere Ersatzstoffe zum Einsatz, was die wirtschaftlichen Herausforderungen der Zeit dokumentiert.
Die Revolution durch Kunststoff
Ein entscheidender Wendepunkt in der Geschichte der Bauklötze kam Ende der 1940er-Jahre mit der Einführung von Kunststoff. Dieses neue Material eröffnete völlig neue konstruktive Möglichkeiten, die mit Holz- oder Steinblöcken undenkbar waren.
Während frühere Konstruktionen auf Schwerkraft und Reibung angewiesen waren, um Stabilität zu gewährleisten, ermöglichte die leichte Dehnbarkeit von Kunststoff eine präzise Steckverbindung. Die Steine konnten fest ineinandergefügt werden, was eine deutlich höhere Stabilität für komplexe und dauerhafte Bauwerke schuf.
Vom Stapeln zum Stecken
Der Übergang von Holz zu Kunststoff markierte den Wandel vom reinen Stapeln zum konstruktiven Stecken. Dies erlaubte es Kindern, grössere, filigranere und widerstandsfähigere Modelle zu bauen, was die Kreativität zusätzlich anregte.
Mehr als nur ein Spiel
Das Spiel mit Bauklötzen ist eine fundamental wichtige Aktivität für die kindliche Entwicklung. Es trainiert auf spielerische Weise eine Vielzahl von kognitiven und motorischen Fähigkeiten. Die unendlichen Kombinationsmöglichkeiten fördern die Fantasie und Kreativität.
"Bauklötze regen nicht nur die Fantasie an, sondern stärken auch das Vertrauen in die eigene Gestaltungskraft. Kinder lernen, dass sie aus einfachen Elementen etwas Komplexes und Eigenes erschaffen können."
Durch das präzise Zusammensetzen der Teile werden wichtige Kompetenzen geschult. Dazu gehören:
- Visuelles und räumliches Denken: Kinder entwickeln ein Verständnis für dreidimensionale Strukturen.
- Feinmotorik: Das Greifen und Platzieren der kleinen Steine verbessert die Hand-Auge-Koordination.
- Problemlösungsfähigkeiten: Beim Meistern von baulichen Herausforderungen werden Geduld und Ausdauer geübt.
- Konzentrationsfähigkeit: Komplexe Projekte erfordern Aufmerksamkeit und Fokus über einen längeren Zeitraum.
Selbst Hand anlegen im Museum
Die Ausstellung «Bauklötze – spielend Welten erfinden» ist keine rein passive Schau. Zahlreiche Spielstationen laden die Besucherinnen und Besucher aktiv dazu ein, selbst kreativ zu werden. Hier kann nach Herzenslust aufgebaut, wieder eingerissen, verändert und neu erfunden werden.
Diese interaktiven Bereiche ermöglichen es den Gästen, die Faszination des Bauens selbst zu erleben. Sie können in ihre eigene Welt eintauchen und für einen Moment alles um sich herum vergessen, um etwas Einzigartiges zu erschaffen. Die Ausstellung bietet somit eine lehrreiche und zugleich unterhaltsame Erfahrung für die ganze Familie.