In Basel öffnet eine neue Kunstausstellung, die den bekannten Schweizer Künstler Alberto Giacometti von einer ungewohnten Seite präsentiert. Die Schau konzentriert sich auf sein druckgrafisches Werk und beleuchtet damit eine Facette seines Schaffens, die oft im Schatten seiner berühmten Skulpturen steht. Besucher können über 150 Lithografien und Radierungen entdecken, die Giacomettis zeichnerische Meisterschaft eindrucksvoll zeigen.
Wichtige Erkenntnisse
- Die Ausstellung an der Rittergasse 21-25 in Basel präsentiert Giacomettis druckgrafisches Werk.
- Gezeigt werden Lithografien und Radierungen aus der Sammlung von Carlos Gross.
- Ein Höhepunkt ist die Mappe «Paris sans fin» mit 150 Alltagszeichnungen.
- Die Schau ist ab dem 4. November kostenlos zugänglich.
Einblicke in Giacomettis zeichnerisches Talent
Alberto Giacometti ist weltweit für seine schlanken, oft langgezogenen Bronzeskulpturen bekannt. Doch seine künstlerische Bandbreite war viel grösser. Die neue Ausstellung in Basel legt den Fokus auf sein druckgrafisches Schaffen. Diese Werke stammen grösstenteils aus der umfangreichen Sammlung des Hoteliers und Gastronomen Carlos Gross.
Kurator Klaus Littmann, Gründer der Kunstplattform For Art, stiess zufällig auf Gross' Sammlung. Bei einem Aufenthalt in Gross' Hotel in Sent sah Littmann Fotos von Giacometti-Werken. Es stellte sich heraus, dass Gross über Jahre hinweg einen Grossteil von Giacomettis Druckgrafik gesammelt und in seinem Keller aufbewahrt hatte.
Wussten Sie schon?
Die Ausstellung findet in drei historischen Bürgerhäusern an der Rittergasse statt, die insgesamt über 2500 Quadratmeter Fläche bieten. Diese Gebäude werden temporär von For Art genutzt, da die vorherigen Mieter, die Privatbank Vontobel, in den Grosspeter-Tower umgezogen sind.
Die Entdeckung einer Leidenschaft
Littmann war fasziniert von der Entdeckung. Er beschreibt die Situation als «unglaublich» und begann, die Sammlung kuratorisch aufzuarbeiten. Nach Stationen in Italien und Klagenfurt kommt die Sammlung nun in die Basler Altstadt. Dies ermöglicht es einem breiten Publikum, Giacomettis weniger bekannte Seiten kennenzulernen.
Die Schau zeigt nicht nur die technischen Fähigkeiten des Künstlers als Zeichner, sondern gewährt auch Einblicke in die Motivation des Sammlers Carlos Gross. Seine lebenslange Hingabe, Giacometti-Bilder zu erwerben, ist ein zentrales Element der Präsentation.
«Paris sans fin»: Ein Roadmovie in Zeichnungen
Das Herzstück der Basler Ausstellung ist Giacomettis lithografische Mappe «Paris sans fin». Dieses Werk gilt als Höhepunkt seines druckgrafischen Schaffens. Es umfasst 150 durchnummerierte Zeichnungen, die der Künstler zwischen 1958 und 1965 in Paris anfertigte.
Die Motive sind vielfältig und spiegeln den Alltag in der französischen Hauptstadt wider. Besucher sehen Strassenlaternen, die ikonischen «Döschwos» (Citroën 2CV), Schaufenster, Bücherstapel und Menschen aus unterschiedlichen Perspektiven. Sogar ein Dinosaurier im Naturhistorischen Museum fand seinen Weg in Giacomettis Skizzenbuch.
«Die Bilder sind angeordnet wie Filmstreifen und wirken aufgrund ihrer Direktheit tatsächlich wie Stills aus einem Roadmovie der 60er-Jahre», erklärt ein Mitglied des For-Art-Teams.
Hintergrund zu «Paris sans fin»
Die Entstehung dieser Serie ist eng mit einer persönlichen Begegnung Giacomettis verbunden. Im Jahr 1958 lernte er in Paris eine junge Prostituierte namens Caroline kennen. Er schenkte ihr einen roten MG. Caroline chauffierte ihn daraufhin durch Paris, während Giacometti vom Beifahrersitz aus seine Beobachtungen skizzierte. Diese einzigartige Arbeitsweise prägte die spontane und direkte Ästhetik von «Paris sans fin».
Einladung zur persönlichen Betrachtung
Die Ausstellung an der Rittergasse bringt Giacomettis technische Fertigkeiten und seinen Charakter eindrücklich zum Vorschein. Gleichzeitig regt sie zur Reflexion über die Persönlichkeit des Sammlers Gross an. Kunsthistorikerin Isabel Zürcher vom For-Art-Team betont, dass die Schau eine unmittelbare, subjektive Lektüre der Bilder fördert.
Sie ermutigt die Besucher, sich auf die Werke einzulassen und sich zu fragen, welche Persönlichkeit so tief in dieser künstlerischen Handschrift verwurzelt sein wollte. Zürcher schlägt vor, dass die Betrachtung dieser Kunstwerke den eigenen Blick auf die Stadt verändern kann. Man nimmt sich selbst und die Umgebung danach vielleicht anders wahr.
Ausstellungsdetails
- Ort: Rittergasse 21–25, Basel
- Eröffnung: Dienstag, 4. November, 18 Uhr
- Öffnungszeiten: Freitags und samstags von 11 bis 18 Uhr, sowie nach Vereinbarung
- Eintritt: Kostenlos
For Art: Ein neuer Kulturort in Basel
Die Kunstplattform For Art unter der Leitung von Klaus Littmann nutzt die Bürgerhäuser an der Rittergasse temporär bis Ende 2028. Die Häuser wurden erstmals während der Art Basel für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Littmann und sein Team konzentrieren sich auf bildende Kunst, mit Schwerpunkten auf Zeichnung, Sammlung, Installation und Environment.
For Art möchte einen offenen Ort für künstlerischen Dialog und Begegnungen schaffen. Neben klassischen Ausstellungsformaten sind auch Veranstaltungen mit Gästen geplant. Die Giacometti-Ausstellung ist die erste reguläre Schau in diesen historischen Räumlichkeiten und setzt einen starken Akzent im Basler Kulturleben.
Die Initiative von For Art belebt die Basler Altstadt mit kulturellen Angeboten. Sie bietet eine Plattform für Künstler und Kunstliebhaber, um Werke von Weltrang in einem intimen Rahmen zu erleben. Der kostenlose Eintritt macht diese kulturelle Erfahrung für alle zugänglich.





