Die Atrium-Tagesstätte des Basler Wirrgartens bietet seit einem Jahr am neuen Standort im Gemeindehaus Oekolampad spezialisierte Betreuung für bis zu zwölf Personen mit Demenz. Dieses Angebot entlastet pflegende Angehörige erheblich und stellt oft einen wichtigen Zwischenschritt vor dem Umzug in ein Pflegeheim dar. Die individuelle Betreuung berücksichtigt die Bedürfnisse der Besucher und fördert deren Wohlbefinden.
Wichtige Punkte
- Die Atrium-Tagesstätte des Basler Wirrgartens betreut bis zu zwölf Demenzkranke im Gemeindehaus Oekolampad.
- Das Angebot reduziert die Belastung für Angehörige und dient oft als Übergangslösung vor einem Heimeintritt.
- Eine kostenlose Beratungsstelle unterstützt Familien bei der Bewältigung des veränderten Alltags.
- Die Einrichtung legt Wert auf individuelle Betreuung und eine würdige Umgebung.
Ein Tag in der Atrium-Tagesstätte
Walter Stohler (Name geändert) sitzt entspannt in einem Sessel im Gartenzimmer der Atrium-Tagesstätte. Er liest Zeitung und blickt zufrieden in den Garten. Dieser Raum bietet Ruhe, wenn der grosse Salon zu belebt ist. Maximal zwölf demenzbetroffene Personen können die Einrichtung täglich besuchen.
Die Tagesstätte integriert die Demenzerkrankung der Besucher in den Tagesablauf. Bezugspersonen gehen auf individuelle Bedürfnisse ein. Für Angehörige bedeutet der Besuch der Tagesstätte eine grosse Entlastung. Die Pflege von Menschen mit Demenz kann je nach Schweregrad der Erkrankung eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung erfordern. Dies kann das private Umfeld stark belasten.
«Ich fühle mich im Einklang mit mir.»
Fakt
Die Atrium-Tagesstätte existiert seit 25 Jahren und befindet sich seit einem Jahr im neuen Gemeindehaus Oekolampad.
Individuelle Förderung und Aktivitäten
Walter Stohler besucht die Tagesstätte seit sechs Monaten, zweimal pro Woche. Er schätzt den Austausch mit anderen Menschen. «Hier habe ich den ganzen Tag die Möglichkeit, mit Leuten zu sprechen. Das ist toll. Das Alleinsein ist nicht gut für mich», erklärt er. Als aktiver Mensch nimmt er an der Gymnastikgruppe teil, macht Ausflüge am Nachmittag und löst Kreuzworträtsel.
Seine Tochter motivierte ihn zur Anmeldung in der Tagesstätte. Der ehemalige Biochemiker und Forscher ist ihr dankbar für diesen Schritt. Die Einrichtung bietet auch einen Kreativraum für musikalische Betätigung. Alle Aktivitäten sind freiwillig. Der Fokus liegt auf dem Wohlbefinden und der Aktivierung der Besucher.
Der Basler Wirrgarten: Mehr als nur Tagesbetreuung
Der Wirrgarten wurde vor 25 Jahren an der Hammerstrasse in Basel gegründet. Der Umzug an den neuen Standort im Gemeindehaus Oekolampad ist ein wichtiger Entwicklungsschritt. Flurina Manz, Leiterin der Beratungsstelle, betont, dass das Angebot heute diverser ist als zu Beginn.
Neben der Tagesstätte bietet der Wirrgarten kostenlose Beratungen an. Sozialarbeiterinnen unterstützen Angehörige und Betroffene bei der Bewältigung des Alltags. Eine Demenzerkrankung verändert den Alltag massgeblich. Die Beratungsstelle hilft, diese Veränderungen zu verstehen und geeignete Unterstützung zu finden.
Hintergrund
Das Gemeindehaus Oekolampad, eine umgebaute ehemalige Kirche, beherbergt neben der Stiftung Wirrgarten auch ein Café und weitere Organisationen. Diese Mischnutzung senkt die Hemmschwelle für den Besuch der Tagesstätte.
Beratung und Hausbesuche
Manz macht auch Hausbesuche, um die Situation der Betroffenen besser einschätzen zu können. Vor Ort erhält sie einen genaueren Eindruck als im Gespräch. Manchmal zeigen sich das Ausmass der Einschränkungen bei alltäglichen Handlungen, wie dem Zubereiten eines Kaffees. In den Beratungen wird oft erstmals eine Betreuung in der Tagesstätte thematisiert.
Dieser Schritt ist für Angehörige und Betroffene oft schwierig. Er macht deutlich, dass häusliche Hilfe notwendig ist. Für Manz ist die Tagesbetreuung eine Möglichkeit, sich langsam an eine Fremdbetreuung zu gewöhnen. Dies erleichtert den oft unumgänglichen Eintritt in ein Pflegeheim.
Eine würdige Umgebung im Oekolampad
Walter Stohler fährt selbstständig mit dem öffentlichen Verkehr zur Tagesstätte. Für andere Besucher gibt es einen Abholdienst oder sie werden von Angehörigen gebracht. Die Leiterin der Tagesstätte, Tina Hutter, hebt hervor, dass die Lage im Gemeindehaus die Hemmschwelle senkt. Die Räume erinnern kaum an eine Betreuungseinrichtung.
Die hellen Räume und stilvollen Möbel könnten auch zu einem Seminarhotel gehören. Der grosse Salon ist das Herzstück der Tagesstätte. Hier wird gespielt, getanzt und geplaudert. Das gemeinsame Mittagessen findet in der grosszügigen Küche statt. Das Personal bereitet das Essen zusammen mit den Besuchern zu, die mithelfen möchten.
Statistik
Die Nachfrage nach Plätzen in der Tagesstätte übersteigt das aktuelle Angebot, was zu einer Warteliste führt.
Geschützter Garten als Oase
Der geschützte Garten der Tagesstätte ist ein wichtiger Bestandteil des Konzepts. Hier können sich Menschen mit Demenz frei bewegen, ohne sich zu verlaufen. Obwohl der Name «Wirrgarten» schon immer einen Garten implizierte, verfügt die Einrichtung erst seit dem Umzug über diese physische grüne Oase im Hinterhof. Hutter betont: «Der Ort ist seinen Besucherinnen und Besuchern würdig.»
Im Salon herrscht eine gelöste Stimmung. Eine kleine Gruppe sitzt am Tisch, während das Znüni vorbereitet wird. Die Kommunikation zwischen Mitarbeitenden und Besuchern verläuft auf Augenhöhe. Das zeigt den respektvollen Umgang in der Einrichtung.
Weitere Angebote und Zukunftsaussichten
Die Nachfrage nach einem Platz in der Tagesstätte ist hoch. Es gibt eine Warteliste, wie Tina Hutter berichtet. Die Einrichtung hat eine Leistungsvereinbarung mit Basel-Stadt und der Versorgungsregion Binningen-Allschwil-Schönenbuch. Diese Stellen subventionieren die Atrium-Tagesstätte und das Atrium Jung, ein Tagesstrukturangebot für jung und früh betroffene Personen, das ebenfalls im Haus untergebracht ist.
Finanzierung
Die Beratungsstelle und die Gesprächsgruppen des Wirrgartens werden hauptsächlich durch die Stiftung Basler Wirrgarten und Spenden finanziert.
Weitere Angebote des Wirrgartens umfassen Gesprächsgruppen für Angehörige sowie für jung und früh Betroffene. Das Entlastungsangebot «zu Hause unterwegs» ist ebenfalls wichtig. Hier verbringen Freiwillige Zeit mit Demenzerkrankten zu Hause. Dies verschafft pflegenden Angehörigen eine Auszeit.
Zudem gibt es einmal pro Woche eine Wandergruppe des Wirrgartens, die mit Betroffenen unterwegs ist. Walter Stohler hat seine Zeitungslektüre beendet und unterhält sich mit einer Mitarbeiterin. Er schätzt die Abwechslung in der Tagesstätte. Über die Zukunft möchte er nicht nachdenken, fühlt sich aber im Hier und Jetzt wohl und geborgen.