Ein Fehler im Labor des Universitätsspitals Basel führte bei einer Patientin zu einer falschen Krebsdiagnose und einer unnötigen Operation. Die 32-jährige Sarah Miesch unterzog sich einer Entfernung eines Teils ihres Gebärmutterhalses, nachdem ihr mitgeteilt worden war, dass Krebszellen gefunden wurden. Zwei Monate nach dem Eingriff stellte sich heraus, dass ihre Proben vertauscht worden waren und ihr Gebärmutterhals krebsfrei war. Dieser Vorfall wirft Fragen bezüglich der Prozesssicherheit in medizinischen Laboren auf.
Wichtige Erkenntnisse
- Sarah Miesch erhielt eine falsche Krebsdiagnose vom Unispital Basel.
- Sie unterzog sich einer unnötigen Operation am Gebärmutterhals.
- Die Operation erhöht ihr Risiko für eine Frühgeburt bei künftigen Schwangerschaften.
- Das Unispital Basel bezeichnet den Vorfall als bedauerliches Ereignis in einem von 100'000 Fällen.
- Ähnliche Fälle von medizinischen Fehlern wurden auch in anderen Schweizer Spitälern gemeldet.
Falsche Diagnose und weitreichende Folgen
Im Jahr 2024 erhielt Sarah Miesch, eine damals 32-jährige Frau, eine beunruhigende Nachricht vom Unispital Basel. Ihr wurde mitgeteilt, dass in ihrem Gebärmutterhals Krebszellen entdeckt worden seien. Diese Diagnose führte dazu, dass sie sich im September des gleichen Jahres einem chirurgischen Eingriff unterziehen musste. Ein Teil ihres Gebärmutterhalses wurde entfernt.
Die Operation selbst verlief ohne Komplikationen. Doch die Erleichterung währte nicht lange. Nur zwei Monate später erhielt Miesch einen Anruf vom Spital. Dieser Anruf offenbarte einen schwerwiegenden Fehler: Ihre Proben waren vertauscht worden. Ihr Gebärmutterhals war die ganze Zeit krebsfrei gewesen. Die durchgeführte Operation war demnach vollkommen unnötig.
Faktencheck
- Patientenalter: 32 Jahre zum Zeitpunkt der Diagnose.
- Diagnose: Falsche Krebszellen im Gebärmutterhals.
- Operation: Teilentfernung des Gebärmutterhalses.
- Fehler entdeckt: Zwei Monate nach dem Eingriff.
Gesundheitliche Risiken nach dem Eingriff
Die physischen und psychischen Auswirkungen des Fehlers sind für Sarah Miesch erheblich. Die Operation, die sich als unnötig herausstellte, hat langfristige Folgen für ihre Gesundheit. Insbesondere betrifft dies zukünftige Familienplanung.
«Ich war mega nervös vor der Operation. Meinem Körper wird ja etwas weggenommen», erinnert sich Miesch gegenüber dem SRF-«Kassensturz». «Dadurch, dass mir ein Teil herausgeschnitten worden ist, habe ich eine Verkürzung des Gebärmutterhalses. Das erhöht bei einer Schwangerschaft die Gefahr einer Frühgeburt. Das beschäftigt mich sehr», so Miesch.
Die Verkürzung des Gebärmutterhalses ist eine bekannte Komplikation nach solchen Eingriffen. Sie kann das Risiko einer Frühgeburt signifikant erhöhen. Dies stellt für Sarah Miesch eine grosse Belastung dar und beeinflusst ihre Lebensplanung stark.
Stellungnahme des Universitätsspitals Basel
Auf Anfrage des Nachrichtenportals «20 Minuten» äusserte sich eine Sprecherin des Unispitals Basel zu dem Vorfall. Das Spital betonte, dass es in seiner Pathologie nach dem höchstmöglichen Standard arbeite. Dennoch könnten solche «bedauerlichen Ereignisse» eintreten.
Die Sprecherin gab an, dass solche Fehler «in rund einem unter 100'000 Fällen» vorkommen. Dies deutet auf eine seltene, aber nicht ausgeschlossene Fehlerquote hin.
Hintergrundinformationen zur Pathologie
Die Pathologie ist ein medizinisches Fachgebiet, das sich mit der Erkennung von Krankheiten durch die Untersuchung von Gewebe, Organen und Körperflüssigkeiten befasst. Präzise Diagnosen in der Pathologie sind entscheidend für die weitere Behandlungsplanung von Patienten. Fehler in diesem Bereich können weitreichende Konsequenzen haben.
Das Unispital Basel erklärte weiter, dass es in den letzten Jahren umfangreiche Prozessoptimierungen durchgeführt habe. Diese Massnahmen hätten die Ereignisquote um das Zehnfache reduziert. Die Expertinnen und Experten in der Pathologie würden weiterhin mit neuen Geräten, Digitalisierung und Schulungen an einer Risikominimierung arbeiten. Zur Frage, ob der Vorfall personelle Konsequenzen hatte, gab das Unispital keine Auskunft.
Ähnliche Vorfälle in der Schweiz
Der Fall von Sarah Miesch ist kein Einzelfall, wenn es um medizinische Fehler in Schweizer Spitälern geht. Im Juni desselben Jahres berichtete «20 Minuten» über einen weiteren Vorfall, der sich im Spital Rheinfelden ereignete.
Patient John Riesen litt an Sodbrennen. Ein Arzt riet ihm zu einer Operation. Während des Eingriffs entdeckten die Ärzte eine Verklebung zwischen Milz und Magen. Beim Versuch, diese Verklebung zu lösen, wurde die Milz verletzt. Dies führte zu einer starken Blutung, woraufhin der Arzt entschied, die Milz zu entfernen.
John Riesen erfuhr erst 18 Stunden nach der Operation, dass ihm ein Organ entfernt worden war. «Das hätte gar nicht passieren dürfen», sagte er. «Man hätte die Operation abbrechen und mich über die Möglichkeiten informieren müssen. Ich war völlig im Schock. Mir wurde ohne mein Wissen ein Organ entfernt.» Dieser Fall unterstreicht die Bedeutung der Patientenaufklärung und der Einholung einer informierten Zustimmung vor weitreichenden medizinischen Entscheidungen.
Bedeutung der Patientensicherheit
Diese Vorfälle werfen ein Schlaglicht auf die kritische Bedeutung der Patientensicherheit im Gesundheitswesen. Medizinische Einrichtungen sind bestrebt, Fehler zu minimieren, doch menschliches Versagen oder Systemfehler können trotzdem auftreten. Es ist entscheidend, dass Spitäler aus solchen Ereignissen lernen und ihre Prozesse kontinuierlich verbessern.
Die Digitalisierung von Prozessen und die regelmässige Schulung des Personals sind wichtige Schritte zur Reduzierung von Risiken. Eine offene Kommunikationskultur, in der Fehler gemeldet und analysiert werden, trägt ebenfalls zur Erhöhung der Patientensicherheit bei. Für Patienten ist es wichtig, sich bei Unsicherheiten eine Zweitmeinung einzuholen.
Prävention von Fehlern
- Prozessoptimierung: Regelmässige Überprüfung und Anpassung medizinischer Abläufe.
- Technologieeinsatz: Nutzung neuer Geräte und Digitalisierung zur Fehlerreduktion.
- Mitarbeiterschulung: Fortlaufende Weiterbildung des medizinischen Personals.
- Transparenz: Offene Kommunikation bei Fehlern zur Lernförderung.
Die Vorfälle in Basel und Rheinfelden zeigen, wie wichtig es ist, dass Patienten Vertrauen in das Gesundheitssystem haben können. Gleichzeitig verdeutlichen sie die Notwendigkeit, wachsam zu bleiben und bei Bedenken aktiv nachzufragen. Die Auswirkungen solcher Fehler sind für die Betroffenen oft lebensverändernd.