In schwindelerregender Höhe von 72 Metern, hoch über den Dächern Basels, verrichtet Lina Bernasconi ihre Arbeit. Sie ist Steinmetzin und die erste Frau, die ihre Ausbildung bei der renommierten Münsterbauhütte Basel absolviert hat. Ihre Präzision und Ruhe inmitten alter Steine sind bemerkenswert, besonders angesichts der Seltenheit dieses Handwerks und seiner traditionell männlichen Prägung.
Wichtige Punkte
- Lina Bernasconi ist die erste ausgebildete Steinmetzin der Münsterbauhütte Basel.
- Sie arbeitet an der Restaurierung der Elisabethenkirche und des Basler Münsters.
- Der Beruf des Steinmetzes ist in der Schweiz äusserst selten, mit nur etwa 12 Auszubildenden während ihrer Lehrzeit.
- Die Arbeit findet oft unter extremen Wetterbedingungen und in grosser Höhe statt.
- Lina Bernasconi sieht ihren Beruf als Chance, das Handwerk für alle Geschlechter zu öffnen.
Ein seltener Beruf mit langer Geschichte
Die Faszination für historische Bauwerke begleitete Lina Bernasconi schon in ihrer Kindheit. Diese Leidenschaft führte sie zu einer Berufswahl, die heute nur noch wenige junge Menschen treffen. Als Steinmetzin ist sie Teil einer kleinen, aber entscheidenden Gruppe von Handwerkern, die das kulturelle Erbe der Schweiz bewahren.
Während ihrer Lehrzeit gab es in der gesamten Schweiz lediglich ein Dutzend Auszubildende im Bereich Steinmetz und Steinbildhauer. Diese Zahl unterstreicht, wie einzigartig und wertvoll dieses Handwerk in der heutigen Zeit ist. Es ist ein Beruf, der sowohl körperliche Stärke als auch grosse Präzision erfordert.
Faktencheck
- Während Linas Ausbildung gab es in der ganzen Schweiz nur 12 Steinmetzen und Steinbildhauer in der Lehre.
- Sie arbeitet in Höhen von bis zu 72 Metern an historischen Gebäuden.
Arbeit zwischen Bewahren und Erneuern
Die Aufgaben einer Steinmetzin sind vielfältig. Sie umfassen die Bearbeitung und Restaurierung von Natursteinen, das Ersetzen beschädigter Elemente und die Sicherstellung, dass historische Bauwerke in neuem Glanz erstrahlen. Bei der Stiftung Münsterbauhütte Basel liegt der Fokus auf dem Basler Münster und seit Kurzem auch auf der Elisabethenkirche.
Lina Bernasconi beschreibt ihre Rolle als eine Brücke zwischen der Vergangenheit und der Zukunft. Sie bewahrt die ästhetische und strukturelle Integrität jahrhundertealter Bauwerke und passt sie gleichzeitig an die Anforderungen der Gegenwart an. Dies erfordert ein tiefes Verständnis für Materialkunde und historische Bautechniken.
«Es ist eine grosse Ehre für mich, das Basler Bild zu erhalten und meiner Heimatstadt etwas zurückzugeben.»
Herausforderungen in der Höhe und bei jedem Wetter
Die Arbeit an den Fassaden historischer Gebäude bringt besondere Herausforderungen mit sich. Lina Bernasconi arbeitet regelmässig in grosser Höhe. Obwohl sie keine direkte Höhenangst hat, betont sie den Respekt vor der Höhe als wichtigen Aspekt ihrer Arbeit. Dieser Respekt hilft, konzentriert und sicher zu bleiben.
Ein weiterer anspruchsvoller Faktor sind die Wetterbedingungen. Im Sommer kann die Arbeit auf dem Gerüst bei über 30 Grad in voller Schutzausrüstung extrem anstrengend sein. Das Gerüst reflektiert die Hitze zusätzlich, was die Belastung erhöht. Im Winter stellen Regen, Wind und Kälte ebenso grosse Herausforderungen dar, die das Handwerk erschweren.
Hintergrund: Die Münsterbauhütte Basel
Die Stiftung Münsterbauhütte Basel ist eine wichtige Institution für den Erhalt bedeutender Basler Bauwerke. Ihre Hauptaufgabe ist die Pflege und Restaurierung des Basler Münsters. Seit einiger Zeit erweitert sich ihr Aufgabenbereich auch auf andere historische Gebäude wie die Elisabethenkirche, um das kulturelle Erbe der Stadt langfristig zu sichern.
Eine Frau in einer Männerdomäne
Der Beruf des Steinmetzes galt lange als reine Männerdomäne. Für Lina Bernasconi stellte dies jedoch kein Problem dar. Sie wurde in der Münsterbauhütte respektvoll aufgenommen. Ihre Erfahrung zeigt, dass Leistung und Präzision am Bau zählen, nicht das Geschlecht.
Sie sieht die überwiegend männliche Branche nicht als Nachteil, sondern als Gelegenheit, zu zeigen, dass dieses anspruchsvolle Handwerk für alle offen ist, die Leidenschaft und Ausdauer mitbringen. Diese Haltung trägt dazu bei, stereotype Vorstellungen abzubauen und den Beruf für eine breitere Gruppe von Talenten zugänglich zu machen.
- Respektvolle Aufnahme: Trotz der traditionellen Prägung des Berufs erfuhr Lina Bernasconi von ihren Kollegen Respekt und Unterstützung.
- Leistung zählt: Am Bau sind Fertigkeiten und Genauigkeit entscheidend, nicht das Geschlecht.
- Positive Entwicklung: Es gibt zunehmend weibliche Interessentinnen für Schnupperlehren, was Lina mit Stolz erfüllt.
Die positive Entwicklung zeigt sich auch in der steigenden Zahl von weiblichen Interessentinnen für Schnupperlehren. Dies erfüllt Lina Bernasconi mit Stolz und bestätigt ihre Überzeugung, dass das Handwerk vielfältiger wird. Ihre Präsenz und ihr Erfolg dienen als Inspiration für andere Frauen, die sich für untypische Berufe interessieren.
Zukunftspläne und bleibende Leidenschaft
Trotz der körperlichen Anstrengungen und der anspruchsvollen Arbeitsbedingungen brennt Lina Bernasconi für ihren Beruf. Sie empfindet es als grosse Ehre, zum Erhalt des Basler Stadtbildes beizutragen und ihrer Heimatstadt etwas zurückzugeben.
Nach ihrer Lehre hat sie ihre Interessen bereits erweitert und arbeitet nebenbei auch in der Archäologie Baselland. Ihre zukünftige Laufbahn lässt sie offen, doch eines steht für sie fest: Das erlernte Handwerk wird immer ein Teil von ihr bleiben. Diese tiefe Verbundenheit mit ihrem Beruf zeugt von einer wahren Berufung.
Lina Bernasconis Weg ist ein Beispiel dafür, wie traditionelle Berufe durch neue Perspektiven belebt werden können. Sie zeigt, dass mit Leidenschaft und Engagement auch in den höchsten Höhen und unter schwierigsten Bedingungen Grosses erreicht werden kann.





