Nach monatelanger Kontroverse und einer abgesagten Ausstellung am Bahnhof SBB wird die provokante Skulptur «Saint or Sinner?» des Künstlers Mason Storm nun doch in Basel gezeigt. Die lebensgrosse Figur von Donald Trump in Häftlingskleidung wird ab dem 1. November für zwei Wochen in der Rümelinspassage zu sehen sein.
Die Installation, die den ehemaligen US-Präsidenten an einer kreuzähnlichen Vorrichtung befestigt darstellt, hatte im Vorfeld schweizweit für heftige Debatten gesorgt. Der neue, zentral gelegene Ausstellungsort soll die Kunst nun einem breiten Publikum zugänglich machen, während umfassende Sicherheitsvorkehrungen das Werk schützen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Skulptur «Saint or Sinner?» von Mason Storm wird ab dem 1. November in der Rümelinspassage ausgestellt.
- Das Werk zeigt Donald Trump in Häftlingskleidung an einer kreuzartigen Konstruktion.
- Eine ursprünglich geplante Ausstellung am Basler Bahnhof SBB wurde aus Sicherheitsgründen abgesagt.
- Die jetzige Präsentation wird von umfangreichen Sicherheitsmassnahmen wie Videoüberwachung und Patrouillen begleitet.
Ein Kunstwerk, das polarisiert
Die lebensnahe Figur, die sogar mit echtem Haar versehen ist, wurde am Mittwochmorgen in einer Vitrine in der Rümelinspassage installiert. Hinter der Ausstellung stehen die Zuger Galeristen Mélanie und Konrad Breznik, die das Werk nach der Absage am Bahnhof SBB unbedingt in Basel zeigen wollten. „Jetzt kann ich mein Versprechen einhalten, das Werk dennoch in Basel auszustellen“, erklärte Konrad Breznik bei der Installation.
Die Skulptur mit dem Titel «Saint or Sinner?» (Heiliger oder Sünder?) soll den Betrachter zur Auseinandersetzung anregen. Die zentrale Frage lautet: Wer hat das Recht, über eine Person zu urteilen? Die Darstellung ist bewusst ambivalent gehalten. Die Figur ist in einem 45-Grad-Winkel positioniert, was laut den Galeristen die Interpretation offenlässt – zwischen einem senkrechten Kreuz für einen Märtyrer und einer flach liegenden Hinrichtungsliege für einen Verurteilten.
Die Symbolik des Datums
Der Ausstellungsbeginn am 1. November, dem Feiertag Allerheiligen, wurde bewusst gewählt. Er unterstreicht die zentrale Fragestellung des Kunstwerks: Kann eine Person gleichzeitig Heiliger und Sünder sein? Die Galeristen sehen die Aktualität des Werks durch Trumps widersprüchliche politische Handlungen bestätigt, wie etwa seine Rolle im Israel-Palästina-Konflikt bei gleichzeitigen militärischen Aktionen.
Vom Bahnhof in die Passage
Eine kontroverse Vorgeschichte
Die Pläne, die Skulptur im Sommer im ehemaligen Bahnhofbuffet des Basler Bahnhofs SBB auszustellen, sorgten für einen landesweiten Aufschrei. Insbesondere in katholischen Kreisen stiess die Darstellung auf scharfe Kritik. Der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler bezeichnete das Werk als „schlichtweg abartig“. Angesichts der unerwartet heftigen Reaktionen und der hohen Besucherfrequenz am Bahnhof entschieden sich die Galeristen aus Sicherheitsgründen gegen diesen Standort.
Die Debatte erreichte sogar die nationale Politik. Die Baselbieter Grünen-Nationalrätin Florence Brenzikofer reichte eine Anfrage beim Bundesrat ein, um zu klären, ob es Absprachen zwischen Bundesstellen und den SBB gegeben habe. Der Bundesrat verneinte eine Einflussnahme.
Der neue Standort als Chance
Mit der Rümelinspassage wurde nun ein alternativer, aber ebenfalls zentraler Ort gefunden. Lakis Sgouridis, der die Passage als „Basler Kunstmeile“ mit wechselnden Ausstellungen in Schaufenstern belebt, ermöglichte die Präsentation. Für Galerist Breznik ist der Ort ideal: niederschwellig, öffentlich und rund um die Uhr zugänglich.
Täglich passieren zwischen 1100 und 1500 Menschen die Passage. Die Verantwortlichen hoffen, dass die provokante Skulptur die Aufmerksamkeit auf den Durchgang lenkt, der seit der Schliessung des Kinos Studio Central im Jahr 2020 an Attraktivität verloren hat. Kunstinterventionen und die geplante Eröffnung einer Indoor-Minigolf-Anlage im ehemaligen Kinosaal sollen der Passage zu neuem Leben verhelfen.
Hoher Wert, hohe Sicherheit
Das Kunstwerk von Mason Storm ist bereits seit Monaten verkauft. Sein Wert wird auf einen sechsstelligen Betrag geschätzt. Um Vandalismus oder Beschädigungen vorzubeugen, wurden umfassende Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Dazu gehören eine 24-Stunden-Videoüberwachung, Sensoren in der Vitrine, eine direkte Alarmkette und regelmässige Patrouillen eines Sicherheitsdienstes.
Kunst als Anstoss zur Debatte
Die Installation von «Saint or Sinner?» in Basel ist mehr als nur die Präsentation eines Kunstwerks. Sie ist ein Testfall für den öffentlichen Umgang mit provokanter Kunst. Die Figur fordert die Passanten heraus, Stellung zu beziehen – nicht nur zu Donald Trump, sondern auch zur Frage, wie Gesellschaften mit kontroversen Persönlichkeiten und deren Darstellung umgehen.
„Das Kunstwerk stellt auf radikale Art die Frage, ob eine Person Heiliger und Sünder zugleich sein könne. Und wer das Recht hat, darüber zu urteilen.“
- Konrad Breznik, Galerist
Die kommenden zwei Wochen werden zeigen, wie das Basler Publikum auf die Skulptur reagiert. Die Ausstellung in der Rümelinspassage bietet die Gelegenheit für eine direkte und unzensierte Auseinandersetzung mit einem Werk, das bereits vor seiner Enthüllung Geschichte geschrieben hat.





