Das Museum der Kulturen in Basel präsentiert bis zum 26. April 2025 die Ausstellung «Der Weg ins Jenseits». Diese Schau umfasst rund 250 Exponate, die sich mit dem menschlichen Abschied und dem Übergang ins Totenreich befassen. Die Ausstellung reagiert auf ein wachsendes öffentliches Interesse am Thema Sterben und den damit verbundenen kulturellen Praktiken.
Kurator Richard Kunz, ein Experte für Südostasien, legt besonderen Wert auf die interkulturellen Aspekte des Todes. Im Mittelpunkt steht die Transformation des menschlichen Körpers in eine religiös-spirituelle Dimension. Die Gestaltung der Ausstellung im modernen Museumsgebäude unterstützt diese Thematik durch eine symbolische Reise von unten nach oben.
Wichtige Punkte
- Die Ausstellung «Der Weg ins Jenseits» läuft bis zum 26. April 2025 im Museum der Kulturen Basel.
- Sie zeigt 250 Exponate zu Sterben und Übergang.
- Der Fokus liegt auf interkulturellen Perspektiven des Todes.
- Besucher erleben eine symbolische Reise durch verschiedene Phasen des Jenseits.
- Ein goldener Schrein und ein mexikanischer Totenaltar sind zentrale Installationen.
Einladung zur Reflexion am Beginn der Reise
Besucher erreichen die Ausstellung im obersten Stockwerk des Museums. Dieser Aufstieg symbolisiert den Weg ins Jenseits. Auf dem Weg dorthin passieren sie weitere Etagen mit Titeln wie «Schöpfer:innen» und «Alles lebt».
Im vierten Stock öffnet sich der Lift zu einer ungewöhnlichen Installation: einer Sargbar. Auf einem Holzsarg stehen Gläser und eine Weinflasche. Halb verloschene Kerzen laden zum Verweilen ein. Hier finden Besucher Fragen, die zum Nachdenken anregen sollen, zum Beispiel: «Möchtest du wiedergeboren werden?» oder «Was möchte ich hinterlassen?».
Interessanter Fakt
Das erste Objekt der Ausstellung ist ein grosses, geschnitztes Fabelwesen namens Hamsa. Nach hinduistischer Vorstellung trägt dieses Wesen die Seele vom Diesseits ins Jenseits.
Pfade durch die Themenwelt
Auf dem Boden sind Pfade eingezeichnet, die die Besucher durch die verschiedenen Themenbereiche der Ausstellung leiten. Diese Bereiche umfassen «Unterwegs sein», «Seelenbegleitung», «Seelenreinigung», «Ankommen», «Erinnern» und «Wiederkehrende». Jeder Abschnitt beleuchtet unterschiedliche Aspekte des Übergangs und des Lebens nach dem Tod aus verschiedenen kulturellen Blickwinkeln.
Globale Perspektiven auf das Jenseits
Der zentrale und grösste Raum der Ausstellung wird von einem goldenen, sich drehenden Schrein dominiert. Er ragt meterhoch in die Höhe und erzeugt eine Atmosphäre der Ehrfurcht. Alles glitzert und schimmert in vielen Farben. Diese Installation ist ein Hauptanziehungspunkt und vermittelt die Bedeutung des spirituellen Übergangs.
Ein weiteres bedeutendes Exponat ist ein kunstvolles Holzschiff aus Papua-Neuguinea. Dieses Schiff symbolisiert die Überfahrt ins Totenreich. Unheimlich wirkende Figuren mit Masken stellen die Abholung des Verstorbenen dar. Die aufwendig geschnitzten Malagan-Figuren verweisen auf den Reichtum der Familie des Verstorbenen, die das Bestattungsfest ausrichtet.
«Die interkulturellen Aspekte des Sterbens und des Übergangs sind von besonderem Reiz. Wir möchten zeigen, wie vielfältig Menschen weltweit mit diesem universellen Thema umgehen», erklärt Kurator Richard Kunz.
Historischer Kontext
Früher wurden diese Malagan-Schiffe nach den Zeremonien oft verbrannt oder dem Verfall überlassen. Heute gelten sie als wertvolle kulturelle Zeugnisse und werden bewahrt. Dies zeigt einen Wandel im Umgang mit materiellen Kulturgütern.
Kontraste und Opferbräuche
Neben den traditionellen Exponaten finden sich auch moderne Kunstwerke. Bunte Zeichnungen an einer Wand stellen neue Ansätze im Umgang mit dem Tod dar. Sie bieten einen aktuellen Kontrast zu den historischen und ethnologischen Objekten.
Ein weiteres Objekt, das aus der Ferne wie ein fliegendes Kreuz wirkt, ist ein Opferpfahl. Er dient symbolisch als Aufenthaltsort der verstorbenen Seele. Angehörige legen täglich Opfergaben wie Reis, Fisch oder Eier auf einen davorstehenden Becher. Sie hoffen, dass die lebenden Nachkommen dadurch gut versorgt bleiben. Bei Missernten oder Krankheiten erhielten die Ahnen zusätzliche Gaben, um deren Wohlwollen zu sichern.
Europäische und asiatische Traditionen
Obwohl die Ausstellung stark von fernöstlichen Kulturen geprägt ist, gibt es auch eine katholische Abteilung. Dort wird eine silberne Versehgarnitur gezeigt, die schlicht und funktional ist. Sie besteht aus einem Tischkreuz, Kerzenhaltern und kleinen Weihwasserbecken. Solche Garnituren befanden sich früher in vielen Haushalten. Priester nutzten sie, um Kranken oder Sterbenden die Krankensalbung zu spenden. Daneben stehen eine Holztruhe, kleine Glöckchen und gebundene Kerzen für das Sterbelicht. Diese Objekte stammen aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert.
Wissenswertes zum Bardo Thödol
Das Bardo Thödol, ein tibetisches Manuskript, wird elegant in einer Vitrine präsentiert. Es beschreibt die 49 Stufen der Seelenreise und enthält Anleitungen zur Meditation sowie Erläuterungen zum Sterbeprozess. Es bildet die Grundlage des tibetischen Totenrituals.
Der Kreislauf der Wiedergeburten
Im tibetischen Glauben entscheidet sich während dieser Reise, ob die verstorbene Person den als leidvoll empfundenen Kreislauf der Wiedergeburten verlassen oder erneut in eine Existenz eintreten wird. Ein Rollteppich daneben visualisiert diesen Transformationsprozess. Szenen zeigen, wie der Verstorbene den Zwischenzustand durchläuft. In der zweiten Phase begegnet er, begleitet von ohrenbetäubendem Zirpen, Lichtern und Farben, zahlreichen Gottheiten. Um die Befreiung aus dem Kreislauf der Wiedergeburten zu erreichen, darf er sich nicht von den Visionen erschrecken lassen.
Ein schwarzes Totenbrett aus dem Appenzellerland, ebenfalls aus dem 18. bis 19. Jahrhundert, hängt in Form eines Snowboards an der Wand. Früher diente es an der Hauswand als Erinnerung an die verstorbene Person. Es ist ein Beispiel für die regionalen Traditionen im Umgang mit dem Tod.
Der mexikanische Tag der Toten
Ein Höhepunkt der Ausstellung ist ein farbenfroher und raumfüllender mexikanischer Totenaltar. Er repräsentiert den «Día de Muertos», den Tag der Verstorbenen. Familien bauen solche Altäre kunstvoll auf. An diesem Tag sollen die Welt der Toten und die Welt der Lebenden besonders durchlässig sein. Dies ermöglicht eine einzigartige Form der Erinnerung und des Gedenkens.
Die Ausstellung zeigt sich abwechslungsreich und bietet einen tiefen Einblick in die Vorstellungen verschiedener Kulturen vom Sterben und dem Übergang der Seele. Das begleitende Skript zur Ausstellung weist darauf hin, dass das deutsche Wort «Seele» hier nicht die gleiche Bedeutung hat wie in nichtchristlichen Religionen. Dies soll Missverständnisse vermeiden und eine offene Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Konzepten ermöglichen.
Besucherinformationen
- Ausstellungsdauer: Bis 26. April 2025
- Ort: Museum der Kulturen Basel, Münsterplatz 20, 4001 Basel, Schweiz
- Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr
- Eintritt: Ab 20 Jahren 16 Franken, unter 20 Jahren 5 Franken, bis 12 Jahren frei