In Basel wird bezahlbarer Wohnraum für Studierende zunehmend schwieriger zu finden. Die steigende Anzahl an Studierenden trifft auf ein begrenztes Angebot an günstigen Unterkünften. Dies führt zu Hunderten von Absagen und erschwert vielen den Start ins Studium in der Stadt.
Die Situation betrifft sowohl die Universität Basel als auch die FHNW, die beide keine eigenen Wohnheime betreiben. Die Stadt Basel ist als Studienort beliebt, was die Nachfrage nach Wohnraum zusätzlich erhöht.
Wichtige Erkenntnisse
- Bezahlbarer Wohnraum für Studierende in Basel ist knapp.
- Das Studentenwohnheim Basel verzeichnet Hunderte von Absagen pro Semester.
- Eine Sanierung des Hauptwohnheims ab 2029 könnte die Situation verschärfen.
- Die Universität Basel und die FHNW betreiben keine eigenen Wohnheime.
- Projekte für neuen Wohnraum verzögern sich.
Steigende Nachfrage trifft auf begrenztes Angebot
Das Studentenwohnheim Basel an der Mittleren Strasse 33 bietet derzeit Platz für etwa 100 Studierende. Es ist eine der wenigen unabhängigen Optionen für preiswerte Unterkünfte in zentraler Lage. Ein möbliertes Zimmer von 12 Quadratmetern kostet hier 510 Franken pro Monat. In diesem Preis sind Nebenkosten, Internet und die Reinigung der Gemeinschaftsräume enthalten.
Die Beliebtheit des Wohnheims spiegelt sich in den Bewerberzahlen wider. Karin Löpfe, die Heimleiterin, berichtet von einer enormen Nachfrage. "Im Herbst, wenn das Semester beginnt, werden bei uns etwa 30 bis 40 Zimmer frei", erklärt Löpfe. "Wir bekommen aber so viele Bewerbungen, dass wir allein in diesem Durchgang über 200 Absagen verschicken mussten."
Faktencheck Wohnraum
- Preis für ein Zimmer im Studentenwohnheim: 510 CHF/Monat (all-inclusive)
- Anzahl Zimmer im Studentenwohnheim Basel: ca. 100
- Absagen pro Semester: Über 200
Herausforderungen durch Sanierung und Teuerung
Eine zusätzliche Herausforderung ist die geplante Sanierung des Wohnheimgebäudes. Das Gebäude, das 1965 erbaut wurde und im Besitz der Immobiliengesellschaft Basel-Stadt (IBS) ist, soll voraussichtlich ab 2029 saniert werden. Dies bestätigte die IBS gegenüber Bajour. Die genauen Auswirkungen auf die Studierenden während der Sanierungsphase sind noch unklar, aber es ist zu erwarten, dass die Kapazität weiter eingeschränkt wird.
Hinzu kommt die allgemeine Teuerung. Diese macht auch vor den Budgets der Studierenden nicht Halt. Die Lebenshaltungskosten in Basel steigen, was die Suche nach bezahlbarem Wohnraum noch dringlicher macht.
"Wir bekommen so viele Bewerbungen, dass wir allein in diesem Durchgang über 200 Absagen verschicken mussten."
Die Rolle von Universität und FHNW
Weder die Universität Basel noch die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) betreiben eigene Studentenwohnheime. Beide Hochschulen verzeichnen jedoch wachsende Studierendenzahlen. Die Universität Basel verweist auf externe Institutionen wie den Verein für Studentisches Wohnen (WoVe).
Hintergrund: WoVe
Der Verein für Studentisches Wohnen (WoVe) bietet in Basel rund 600 Plätze für Studierende an. Das Angebot umfasst möblierte und unmöblierte Zimmer, Wohngemeinschaften (WGs) sowie einzelne Wohnungen. Das Modell basiert auf Solidarität und sozialer Verträglichkeit. Die WoVe mietet Liegenschaften und vermittelt diese an Studierende.
Bei bestehenden WGs entscheiden die Mitbewohner, wer in ein frei werdendes Zimmer einzieht. Voraussetzung ist die Immatrikulation an einer Hochschule. Dieses Modell funktioniert jedoch nur, wenn Liegenschaftsbesitzer kooperieren, da studentischer Wohnraum wirtschaftlich oft nicht lukrativ ist. Mieten sind bewusst niedrig gehalten, und Mietverhältnisse sind teilweise befristet.
Politische Initiativen und langsame Fortschritte
Die Knappheit an studentischem Wohnraum ist ein seit Jahren bekanntes politisches Problem in Basel. Bereits 2018, als die Studierendenzahlen der Universität Basel noch unter 13.000 lagen, forderten Basler Parlamentarier mehr studentischen Wohnraum.
Der Regierungsrat verwies damals auf einzelne Projekte. Ein Beispiel ist das geplante Studierendenunterkunftsprojekt im Volta Ost. Dieses Projekt wurde bereits 2015 initiiert. Es verzögerte sich jedoch durch juristische Verfahren. Die Fertigstellung wird voraussichtlich erst 2027 erfolgen. Für die aktuell suchenden Studierenden bietet dies keine schnelle Lösung.
Ausblick und mögliche Lösungsansätze
Die Universität Basel ist sich der schwierigen Wohnraumsituation bewusst. Sie verweist Studierende auf umliegende Gemeinden, wo die Mieten für Wohngemeinschaften oft günstiger sind. Kritiker sehen dies als eine Scheinlösung an, da eine Stadt mit der ältesten Universität der Schweiz eine Verantwortung für ihre Studierenden hat.
Langfristig muss Basel bezahlbaren Wohnraum für Studierende schaffen, um als Hochschulstandort attraktiv zu bleiben. Aktuell ist die Situation zwar herausfordernd, aber noch handhabbar. Die meisten Studierenden finden früher oder später eine Unterkunft.
Ein Blick in andere Städte zeigt, welche Ausmasse die Wohnungsknappheit annehmen kann. In Zürich kosten WG-Zimmer in Uni-Nähe schnell um die 1.000 Franken pro Monat. Solche Zustände sollte Basel vermeiden, um den Hochschulstandort langfristig zu sichern und die Attraktivität für Studierende zu erhalten.
Die Schaffung von mehr Wohnraum erfordert eine koordinierte Anstrengung von Stadt, Hochschulen und Immobilienbesitzern. Nur so kann Basel auch in Zukunft ein attraktiver Studienort bleiben.