Die Pläne für eine öffentliche Rooftop-Bar auf dem sanierten Hauptpostgebäude in Basel sind vom Tisch. Statt eines neuen Treffpunkts für die Öffentlichkeit wird die exklusive Dachterrasse zukünftig vom Präsidialdepartement des Kantons für eigene Zwecke genutzt. Die Entscheidung beendet die Hoffnungen auf eine Belebung der Innenstadt nach Ladenschluss.
Das Wichtigste in Kürze
- Die geplante öffentliche Rooftop-Bar auf dem Dach der sanierten Basler Hauptpost wird nicht realisiert.
- Eigentümerin des Gebäudes ist die Axa-Anlagestiftung.
- Die Dachterrasse wird stattdessen dem kantonalen Präsidialdepartement für interne Anlässe zur Verfügung gestellt.
- Die Entscheidung wird als verpasste Chance für die Belebung der Basler Innenstadt am Abend kritisiert.
Das Ende eines vielversprechenden Projekts
Lange Zeit galt es als sichere Sache: Mit der umfassenden Sanierung des neugotischen Hauptpostgebäudes an der Freien Strasse sollte Basel einen neuen Anziehungspunkt erhalten. Eine öffentliche Bar auf dem Dach mit Blick über die Altstadt sollte Einheimische und Touristen anziehen und dem Areal rund um den Marktplatz neues Leben einhauchen.
Diese Pläne wurden nun jedoch verworfen. Die Eigentümerin des Gebäudes, die Axa-Anlagestiftung, hat bestätigt, dass die Dachterrasse eine andere Nutzung erhalten wird. Anstelle von Cocktails und öffentlichem Zugang wird der Raum nun der kantonalen Verwaltung zur Verfügung stehen.
Hintergrund: Die Sanierung der Hauptpost
Das historische Hauptpostgebäude, ein architektonisches Juwel im Herzen von Basel, wird seit mehreren Jahren aufwendig saniert. Das Projekt zielte darauf ab, die historische Substanz zu erhalten und das Gebäude gleichzeitig für moderne Nutzungen zu öffnen. Neben Büro- und Ladenflächen war die Rooftop-Bar ein zentrales Element, um die Attraktivität des Standorts zu steigern.
Verwaltung statt Gastronomie
Die exklusive Fläche auf dem Dach wird künftig vom Präsidialdepartement des Kantons Basel-Stadt genutzt. Geplant sind dort offenbar interne Anlässe, Empfänge und repräsentative Veranstaltungen. Damit bleibt der wohl spektakulärste Teil des sanierten Gebäudes der breiten Öffentlichkeit verschlossen.
Die Entscheidung, die Fläche für administrative Zwecke zu reservieren, sorgt für Enttäuschung. Viele hatten gehofft, dass ein gastronomisches Angebot an dieser prominenten Lage die Innenstadt auch nach den Ladenöffnungszeiten beleben würde. Stattdessen heisst es nun: Paragrafen statt Partys.
Eine verpasste Chance für die Innenstadt?
Kritiker sehen in dem Schritt eine grosse verpasste Chance für die Stadtentwicklung. Insbesondere der Bereich zwischen Bankverein und Schifflände leidet seit Jahren unter einer abnehmenden Frequenz in den Abendstunden. Abgesehen von wenigen Ausnahmen wirkt das Herz der Grossbasler Altstadt nach 20 Uhr oft verlassen.
Die "Geisterzone" am Marktplatz
Wer nach Einbruch der Dunkelheit durch die Freie Strasse geht, erlebt oft eine gespenstische Leere. Geschäfte sind geschlossen, die Passantenströme sind versiegt. Die Atmosphäre steht im starken Kontrast zum pulsierenden Leben, das tagsüber herrscht. Man wähnt sich eher in einer Kleinstadt als im Zentrum der drittgrössten Metropole der Schweiz.
Eine Rooftop-Bar hätte hier einen wichtigen Gegenpol setzen können. Sie hätte Menschen in die Stadt gelockt und für eine durchgehende Belebung gesorgt. Viele sahen darin ein Puzzlestück, um die Aufenthaltsqualität im Stadtzentrum nachhaltig zu verbessern.
Potenzial eines neuen Ausgehviertels
Die Bar auf der Hauptpost hätte im Zusammenspiel mit bestehenden und neuen Lokalen ein attraktives Ausgehviertel etablieren können:
- Unternehmen Mitte: Bereits ein etablierter Treffpunkt am Gerbergässlein.
- Safranzunft: Bietet gehobene Gastronomie am Marktplatz.
- Rümelinsplatz: Mit der geplanten Sanierung sollen auch hier neue gastronomische Angebote entstehen.
Gemeinsam hätten diese Orte eine Alternative zur traditionellen Ausgehmeile in der Steinenvorstadt schaffen können.
Die Folgen der Entscheidung
Ohne neue Anziehungspunkte wie die geplante Bar dürfte sich die abendliche Ruhe in der Innenstadt weiter verfestigen. Die Entwicklung steht auch im Widerspruch zu jüngsten Bestrebungen, die Innenstadt autofrei zu gestalten und zum Flanieren einzuladen. Die Frage stellt sich: Wohin soll man flanieren, wenn die Angebote fehlen?
Die Konsequenz könnte sein, dass sich das abendliche Leben noch stärker auf das Kleinbasel konzentriert. Mit seinen zahlreichen Bars, Restaurants und dem lebendigen Rheinufer ist es schon heute für viele die erste Wahl für den Feierabend. Die Mittlere Brücke wird so zur symbolischen Grenze zwischen einem ruhigen Geschäftszentrum und einem pulsierenden Vergnügungsviertel.
"Ein Barbetrieb auf der Hauptpost hätte diese neuralgische Innenstadt-Achse auch über die Shoppingzeiten hinaus belebt. Es ist eine vertane Chance, hier ein neues Grossbasler Ausgehviertel zu etablieren."
Letztlich liegt die Entscheidung über die Nutzung bei der Eigentümerin. Dennoch wirft der Fall die Frage auf, wie private Interessen und die Bedürfnisse der Stadtentwicklung in Einklang gebracht werden können. Für das Basler Ausgangsvolk und die Vision einer lebendigen Innenstadt ist die Nachricht eine herbe Enttäuschung.





