Die lang erwartete Umgestaltung des Birsig-Parkplatzes in Basel wird auf unbestimmte Zeit verschoben. Ursprüngliche Pläne für eine grüne Oase mit Holzpavillons, bekannt als «Birsig Garten Basel», werden nicht umgesetzt. Stattdessen dient der südliche Bereich des Areals bis 2031 als Baustellenzufahrt für das neue Heuwaage-Hochhaus. Der nördliche Teil erfährt ab 2026 eine bescheidenere Zwischennutzung als Fussgängerzone.
Wichtige Punkte
- Das Projekt «Birsig Garten Basel» ist aus wirtschaftlichen Gründen gestrichen.
- Eine definitive Umgestaltung des Birsig-Parkplatzes wird frühestens ab 2038 erwartet.
- Der südliche Bereich dient bis 2031 als Baustellenzufahrt für das Heuwaage-Hochhaus.
- Der nördliche Teil wird ab 2026 zu einer Fussgängerzone mit Spielangeboten.
- Bereits über 600'000 Franken wurden für Planungsarbeiten ausgegeben.
Langwierige Verzögerungen und neue Prioritäten
Die Zukunft des Birsig-Parkplatzes ist seit Jahren Gegenstand intensiver Debatten in Basel. Schon 2009 forderte eine Volksinitiative die Freilegung des unterirdisch fliessenden Birsigs. Obwohl diese Initiative später zugunsten eines Gegenvorschlags zur Aufwertung ohne Freilegung zurückgezogen wurde, blieben konkrete Fortschritte aus.
Die Basler Regierung hat nun entschieden, das Projekt «Birsig Garten Basel» nicht weiterzuverfolgen. Diese Entscheidung basiert auf einer Vielzahl von Zielkonflikten und neuen zeitlichen Rahmenbedingungen, die eine umfassende Umgestaltung vor 2038 unmöglich machen.
Faktencheck
- 609'499 Franken wurden bereits für die Planung des gescheiterten Projekts ausgegeben.
- Die Sanierung der Birsig-Überdeckung ist erst ab 2038 geplant.
- Die Zwischennutzung der Pavillons wäre nur für wenige Jahre möglich gewesen.
Baustelle und Hochwasserschutz als Hauptgründe
Ein wesentlicher Grund für die erneute Verzögerung ist der Platzbedarf für eine anstehende Grossbaustelle. Der südliche Teil des Birsig-Parkplatzes, der sich zwischen Stänzlergasse und Heuwaage erstreckt, wird bis ins Jahr 2031 als Zufahrtsweg für den Bau des neuen Heuwaage-Hochhauses benötigt. Diese Nutzung beansprucht das Areal für die nächsten acht Jahre.
Zusätzlich spielen Hochwasserschutzplanungen des Kantons eine Rolle. Eine mögliche Teilöffnung des Birsigs ist gemäss Regierungsratsbeschluss frühestens ab 2035 in Aussicht gestellt. Die aktuelle Birsig-Überdeckung hat ausserdem das Ende ihrer Lebensdauer erreicht und muss saniert werden, was ebenfalls bis 2038 dauern wird. All diese Faktoren verschieben eine definitive Umgestaltung des Parkplatzes weit in die Zukunft.
Das gescheiterte Projekt «Birsig Garten Basel»
Der ursprüngliche Projektvorschlag «Birsig Garten Basel» der XM Architekten sah eine ansprechende Zwischennutzung vor. Zwischen Stänzlergasse und Heuwaage sollten Begrünung und Holzpavillons entstehen. Diese Pavillons waren so konzipiert, dass sie den Verlauf des unterirdischen Birsigs nachzeichnen. Sie sollten Verkaufsflächen für die Kreativwirtschaft sowie soziokulturelle oder gastronomische Nutzungen bieten.
«Aus wirtschaftlichen Gründen ist es nicht sinnvoll, diese Zwischennutzung ab 2031 in Angriff zu nehmen, wenn die Pavillons nur wenige Jahre später wegen der Sanierung der Birsig-Überdeckung wieder entfernt werden müssten.»
So begründet die Regierung die Streichung des Projekts. Die Investition in temporäre Bauten, die nur für kurze Zeit stehen könnten, erschien als nicht tragbar. Zudem gab es offene Fragen bezüglich der Umsetzbarkeit und der tatsächlichen Nachfrage aus Gastronomie oder Kreativwirtschaft für solche Pavillons.
Hintergrund: Die Birsig-Überdeckung
Der Birsig fliesst in Basel grösstenteils unterirdisch. Die Überdeckung, eine massive Betonkonstruktion, die den Fluss verbirgt, ist ein zentraler Bestandteil der städtischen Infrastruktur. Ihre Sanierung ist eine Mammutaufgabe, die nicht nur technisch anspruchsvoll ist, sondern auch erhebliche logistische und finanzielle Ressourcen erfordert. Diese Sanierung bindet das Areal des Birsig-Parkplatzes für viele Jahre.
Der nördliche Teil wird zur Fussgängerzone «Am Birsigbogen»
Trotz der Absage an die grossen Umgestaltungspläne gibt es für den nördlichen Bereich des Birsig-Parkplatzes eine konkrete Perspektive. Dieser Abschnitt, der in Richtung der ehemaligen Autodrehscheibe liegt, wird in eine Fussgängerzone umgewandelt und erhält den neuen Namen «Am Birsigbogen». Der Kanton verfolgt das Ziel, diesen bisher unattraktiven Ort in der Innenstadt schrittweise zu einem lebendigen und vielfältig nutzbaren Stadtraum zu entwickeln.
Ab 2026 beginnt hier eine fünfjährige Zwischennutzung. Die verbleibenden 16 Parkplätze werden aufgehoben; lediglich der Behindertenparkplatz oberhalb der Stänzlergasse bleibt bestehen. Anstelle der Parkplätze sind 14 begrünte Pflanzgefässe und begrünte Flächen auf Asphalt vorgesehen. Diese Massnahmen sollen den Bereich deutlich aufwerten und eine angenehmere Atmosphäre schaffen.
Spiel und Freizeit für Kinder und Jugendliche
Die Regierung plant zudem, den Birsigbogen zu einem Ort für Kinder und Jugendliche zu machen. Vorgesehen sind verschiedene Spielangebote und Stadtmobiliar. Dazu gehören ein aufgemaltes Schachfeld und eine Spielbox, aus der kostenlos Sport- und Spielgeräte wie Federball oder Kreide zum Malen auf der Strasse ausgeliehen werden können. Ein saisonales Urinal und zwölf zusätzliche Veloabstellplätze ergänzen das Angebot.
Für diese spezifischen Massnahmen beantragt die Regierung dem Grossen Rat weitere 1,209 Millionen Franken. Die heutige schummrige Hinterhofstrasse, die neben der Steinenvorstadt liegt und oft als Drogenumschlagplatz und Hotspot im Basler Nachtleben bekannt ist, soll damit eine völlig neue Funktion erhalten. Die Einbeziehung von Anwohnern und lokalen Interessensgruppen ist für die Gestaltung dieser Zwischennutzung vorgesehen.
Kosten und Ausblick
Die vom Grossen Rat ursprünglich bewilligten Mittel von 600'000 Franken für die Planungsarbeiten des «Birsig Garten Basel» wurden teuerungsbedingt auf 653'640 Franken angepasst. Davon sind bereits 609'499 Franken für die Planung ausgegeben worden. Die restlichen rund 44'000 Franken sollen nun für die Vorbereitung und Umsetzung der neuen Zwischennutzung «Am Birsigbogen» eingesetzt werden.
Die definitive Umgestaltung des gesamten Birsig-Parkplatzes bleibt ein Fernziel. Bis 2038 wird Basel auf eine umfassende Neugestaltung warten müssen, die erst nach Abschluss der Sanierung der Birsig-Überdeckung und der Klärung der Hochwasserschutzfragen realistisch erscheint. Bis dahin soll der nördliche Teil als belebte Fussgängerzone zumindest einen Teil der Vision einer grüneren Stadt realisieren.





