Die Steinenvorstadt in Basel, einst bekannt als pulsierende Kinomeile und beliebte Ausgehzone, erlebt eine deutliche Zunahme an Leerständen. Aktuell stehen in der oberen Hälfte der Strasse, in Richtung Barfüsserplatz, fünf Ladenflächen gleichzeitig leer. Diese Entwicklung wirft Fragen nach der Zukunft des beliebten Quartiers auf.
Wichtige Erkenntnisse
- Fünf Ladenflächen in der oberen Steinenvorstadt stehen leer.
- Starbucks schloss seine Filiale in der Steinenvorstadt.
- Der Kanton Basel-Stadt sieht keine Notwendigkeit für ein direktes Eingreifen.
- Neue Angebote wie Kino Koni und Holy Cow zeigen positive Entwicklungen.
- Eine Neugestaltung der Strasse ist vorerst nicht geplant.
Starbucks schliesst Filiale in der Steinenvorstadt
Ein prominentes Beispiel für die aktuellen Veränderungen ist die Schliessung der Starbucks-Filiale. Der US-Kaffeehauskonzern hat seine Präsenz in der Steinenvorstadt eingestellt, ohne dies öffentlich zu kommunizieren. Dies ist bereits die zweite Basler Filiale, die von Starbucks in jüngster Zeit geschlossen wurde, nachdem bereits die Filiale an der Schifflände ihren Betrieb einstellte.
Nicole Hall, zuständig für die Medienarbeit von Starbucks in der Schweiz, bestätigte die Schliessung. Sie erklärte, dass im Rahmen der Strategie «Back to Starbucks» das gesamte Schweizer Filialnetz überprüft werde. Ziel sei es, Standorte mit optimaler Lage und hoher Kundenfrequenz zu sichern, um den langfristigen Markterfolg zu gewährleisten. Dies lässt darauf schliessen, dass die Filiale in der Steinenvorstadt diese Kriterien offenbar nicht mehr erfüllte.
Interessanter Fakt
Die Steinenvorstadt war über ein Jahrhundert lang Basels Kinomeile. Mit der Schliessung des Pathé-Multiplexkinos im Küchlin-Theater endete diese Ära.
Zunehmende Leerstände prägen das Strassenbild
Ein Spaziergang durch die Steinenvorstadt offenbart das Ausmass der Leerstände. In der oberen Hälfte, die zum Barfüsserplatz führt, stehen fünf Ladenlokale gleichzeitig leer. Dabei sind die leeren Flächen im Hochhaus an der Heuwaage noch nicht einmal berücksichtigt. Dieses Hochhaus soll demnächst abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden, was weitere Veränderungen mit sich bringen wird.
Eine Recherche auf bekannten Immobilienportalen zeigt, dass zusätzlich fünf Büro- und Ladenlokalitäten zur Vermietung ausgeschrieben sind. Diese Zahlen verdeutlichen einen Trend, der sich in den letzten Jahren verstärkt hat. Während der untere Teil der Steinenvorstadt mit Restaurants, Cafés und Bars weiterhin belebt ist und viele Gastronomiebetriebe ihre Aussenbereiche nutzen, wirkt die obere Hälfte der Strasse oft verödet, besonders vor 18 Uhr.
«Die Veränderung im Ladenbild ist eine Konstante im städtischen Umfeld. Aufgrund des veränderten Einkaufsverhaltens passieren diese Veränderungen aber schneller als früher.»
Kanton Basel-Stadt bleibt gelassen
Der Kanton Basel-Stadt nimmt die Häufung der Leerstände mit Gelassenheit zur Kenntnis. Massimo Agostinis von der Kantons- und Stadtentwicklung im Präsidialdepartement betont, dass solche Veränderungen im städtischen Umfeld normal seien. Er führt dies auf das veränderte Einkaufsverhalten der Konsumenten zurück, welches die Transformation beschleunigt.
Der Kanton sieht sich nicht in der Position, direkt in die Vermietungspraktiken der Liegenschaftsbesitzer einzugreifen. Stattdessen verweist Agostinis auf neue Aktivitäten, die trotz der Schliessungen entstehen. Als positive Beispiele nennt er die Eröffnung des Kino Koni, das ein spezielles Kinoerlebnis verspricht, und das Burgerrestaurant Holy Cow, das mit Fleisch aus Freiburg Kunden anzieht. Auch der Saal 1, der die ehemaligen Küchlin-Säle bespielt, bietet einen Mix aus Kino, Entertainment und Eventlokal.
Hintergrundinformation
Die Steinenvorstadt war lange Zeit das Herzstück der Basler Kinokultur. Nach der Schliessung grosser Multiplexkinos wie dem Pathé im Küchlin-Theater hat sich das Freizeitverhalten der Bevölkerung gewandelt. Dies beeinflusst auch die Attraktivität der Ladenflächen.
Keine umfassende Umgestaltung der Steinenvorstadt geplant
Trotz des Wandels ist eine umfassende Neugestaltung der Steinenvorstadt seitens des Kantons derzeit nicht vorgesehen. Daniel Hofer vom Bau- und Verkehrsdepartement erklärt, dass Strassen und Plätze in der Regel erst umgestaltet werden, wenn Sanierungsarbeiten an Gleisen, Leitungen oder der Strassenoberfläche notwendig sind oder neue Fernwärmeleitungen gebaut werden müssen. Da in der Steinenvorstadt in den nächsten Jahren keine solchen Sanierungsarbeiten anstehen, gibt es aktuell keine Pläne für eine Umgestaltung der Strasse.
Die Steinenvorstadt wird wie andere Zentrumsstrassen (Freie Strasse, Clarastrasse, Aeschenvorstadt) behandelt. Für diese sind Oberflächen aus Asphalt und/oder Alpnacher Quarzsandsteinplatten sowie Einzelbäume oder mobiles Grün vorgesehen. Dies bedeutet, dass die Infrastruktur der Steinenvorstadt vorerst unverändert bleibt.
- Oberfläche: Asphalt oder Alpnacher Quarzsandsteinplatten
- Begrünung: Einzelbäume oder mobiles Grün
- Keine Sanierungsarbeiten in den nächsten Jahren
Blick in die Zukunft: Birsigparkplatz als Hoffnungsträger?
Eine kleine Veränderung könnte sich jedoch am parallel verlaufenden Birsigparkplatz abzeichnen. Massimo Agostinis erwähnt, dass der Bereich zwischen der ehemaligen Drehscheibe und der Stänzlergasse aufgewertet und zwischengenutzt werden soll. Man erhofft sich durch die Belebung dieses Strassenabschnitts einen positiven Effekt auf die Steinenvorstadt.
Der südliche Bereich des Birsig-Parkplatzes bleibt von dieser Aufwertung allerdings ausgenommen. Er wird voraussichtlich bis 2031 als Zufahrt für die Baustelle des neuen Heuwaage-Hochhauses benötigt. Es bleibt abzuwarten, ob diese punktuellen Massnahmen ausreichen, um der Steinenvorstadt wieder zu alter Blüte zu verhelfen oder ob tiefgreifendere Konzepte für Basels ehemalige Kinomeile notwendig werden.





