In einem feierlichen Gottesdienst wurde Ludwig Ziegerer (69) am vergangenen Samstag in Mariastein zum neuen Abt des Benediktinerklosters geweiht. Die Zeremonie, die von Basler Bischof Felix Gmür geleitet wurde, unterstrich die Bedeutung des Klosters als spiritueller Ankerpunkt für die gesamte Region. Zahlreiche Gäste, darunter die Solothurner Landammann Sandra Kolly, nahmen an diesem seltenen Ereignis teil.
Wichtige Punkte
- Abt Ludwig Ziegerer wurde im Kloster Mariastein geweiht.
- Bischof Felix Gmür zelebrierte den Gottesdienst.
- Solothurner Landammann Sandra Kolly betonte die Bedeutung des Klosters als geistiges Zentrum.
- Der scheidende Abt Peter von Sury wurde für seine 17-jährige Amtszeit gewürdigt.
- Abt Ludwig plant, neue Mitglieder für das Konvent zu gewinnen.
Ein seltenes Ereignis mit politischer Präsenz
Die Weihe eines neuen Abts ist ein Ereignis von grosser Seltenheit. Dies betonte auch Sandra Kolly, die Solothurner Landammann und Regierungsrätin, in ihrer Ansprache. Sie ist seit 2021 Regierungsrätin und seit diesem Jahr Frau Landammann. Kolly verwies auf die lange und wechselvolle Geschichte zwischen dem Kanton Solothurn und dem Kloster Mariastein. Trotz vergangener Herausforderungen habe sich in den letzten Jahrzehnten ein vertrauensvolles Verhältnis entwickelt, geprägt von gegenseitigen Besuchen und Begegnungen.
Die Anwesenheit der Regierungsrätin unterstrich die Verbundenheit zwischen weltlicher und geistlicher Führung. Mariastein, geografisch eher am Rande des Kantons Solothurn gelegen, sei laut Kolly ein «geistliches Zentrum für die ganze Region». In den heutigen, oft unruhigen Zeiten sei ein solcher Ort der Ruhe von besonderer Bedeutung. Dies sei ein Anziehungspunkt für viele Menschen, die dort Besinnung suchen.
Faktencheck
- Alter des neuen Abts: Ludwig Ziegerer ist 69 Jahre alt.
- Amtszeit des Vorgängers: Peter von Sury war fast 17 Jahre lang Abt.
- Aktuelle Konventgrösse: Das Konvent besteht aus zwölf Mönchen.
- Sandra Kollys Amtszeit: Seit 2021 Regierungsrätin, seit 2024 Landammann.
Die Rolle des Abts: Vater, Lehrer, Meister
Bischof Felix Gmür, der höchste geistliche Gast, zelebrierte die Messe gemeinsam mit dem neuen Abt Ziegerer und dem scheidenden Abt von Sury. In seiner Predigt bezog sich Gmür auf den Evangelientext Mt 23,8-12. Darin ermahnt Jesus seine Jünger, sich nicht Meister, Lehrer oder Vater nennen zu lassen. Gmür stellte die Frage, wie dies mit der Rolle eines Abts vereinbar sei, der doch Vater für seine Mitmönche, Lehrer im Unterricht und Meister des Klosters sei.
Der Bischof löste dieses Dilemma, indem er betonte, dass es nicht um die Person des Lehrers oder Abts gehe. Ein Lehrer, der seine Schüler an sich bindet, mache etwas falsch. Ebenso ein Abt, der seine Mönche an sich bindet. «Matthäus hebt der ganzen Kirche den Spiegel vor: Natürlich musst du ein Vater, Lehrer und Meister sein. Aber es geht nicht um dich.» Nur Gott sei der wahre Vater, nur Jesus Christus der Meister und Lehrer. Abt Ludwig solle für seine Mitbrüder ein Zeuge dieses Glaubens sein. «Weil du Zeuge bist, kannst du Vater, Lehrer und Meister sein», so Gmür.
«In den vergangenen Jahrzehnten fanden wir zu einem vertrauensvollen Verhältnis mit vielen gegenseitigen Besuchen und Begegnungen auf dem Weg.»
Gott suchen am Pilgerort Mariastein
Mariastein ist ein bekannter Pilgerort. Abt Ludwig wird dort mit vielen Menschen zu tun haben, die das tun, was ein Grundpfeiler des Benediktinerordens ist: «Gott suchen». Die Menschen kommen nach Mariastein, um Maria zu suchen, die sie zu Gott und Jesus Christus führe. Sie suchen Gemeinschaft und Trost. «Sie wollen nicht allein sein. Und so bist auch du nicht allein», sagte Bischof Gmür an den neuen Abt gerichtet. Er bat die Muttergottes um Segen für Abt und Mönche und schloss dabei ausdrücklich auch den Amtsvorgänger Peter von Sury in seinen Dank und Segen ein.
Hintergrund zum Kloster Mariastein
Das Benediktinerkloster Mariastein liegt in einer solothurnischen Exklave, wenige Kilometer südwestlich von Basel. Es ist das zweitwichtigste Wallfahrtsziel der Schweiz nach Einsiedeln. Das Kloster blickt auf eine lange und reiche Geschichte zurück. Es ist bekannt für seine Marienverehrung und seine Rolle als Ort der Bildung und Spiritualität. Die Benediktiner leben nach der Regel des Heiligen Benedikt, die ein Gleichgewicht zwischen Gebet, Arbeit und Studium vorsieht.
Humor und Visionen für die Zukunft
Ein Moment des Humors lockerte die feierliche Stimmung auf. Bischof Gmür setzte die Abtsmitra zunächst etwas schief auf, korrigierte sie aber sofort. Dies sorgte für Gelächter in der Kirche, das Abt Ludwig in seinem Grusswort am Ende des Gottesdienstes aufgriff. «Die Regeln des Benediktinerordens beschreiben den Abt als fast unerreichbares Ideal: Das fängt schon damit an, dass er sich die Mitra gerade aufsetzen muss.»
Ernsthaft fuhr Ziegerer fort, dass dieses Ideal nicht dazu da sei, sofort erreicht zu werden. Es sei vielmehr «Tag für Tag ein Ansporn». Er dankte Bischof Gmür für den Segen und seine Begleitung als Hirte. Auch der versammelten Gemeinde dankte er für die gelungene Verbindung von Gesellschaft und Kirche im Kloster Mariastein. Der neue Abt hat konkrete Pläne für die Zukunft. Neben baulichen Veränderungen auf dem Vorplatz der Kirche möchte er vor allem neue Mitglieder für das Konvent gewinnen. Das Konvent ist auf zwölf Mönche in hohem Alter geschrumpft. «Wir wissen, dass wir nicht vollkommen sein müssen», schloss Abt Ludwig seine Grussworte. «Denn Gott stärkt uns auf dem Weg.»
Musikalische Begleitung und Apéro
Der Benediktionsgottesdienst wurde musikalisch von Christoph Anzböck an der Orgel und Andrew Hammersley an der Trompete begleitet. Unter den Gästen waren auch die Ex-Gardisten Attila Lardori und Antonio Russo der Solothurner Sektion der Schweizergarde. Nach dem feierlichen Auszug und einer Fotosession vor dem Hauptportal lud die Kirchgemeinde Merzerlen-Mariastein zu einem Apéro ein. Dort spielte die Musikgesellschaft aus Maienfeld, der Bündner Heimat des neuen Abts Ziegerer, auf. Dies sorgte für eine persönliche Note und eine festliche Atmosphäre nach dem offiziellen Teil der Feierlichkeiten.