Die Pfarrei St. Anton in Basel hat am vergangenen Sonntag die Feierlichkeiten zu ihrem 100-jährigen Jubiläum eröffnet. Ein Festgottesdienst mit dem emeritierten Weihbischof Marian Eleganti markierte den Auftakt für eine dreijährige Veranstaltungsreihe, die bis zum Weihejubiläum im Jahr 2027 andauern wird. Die Kirche ist nicht nur ein architektonisches Wahrzeichen, sondern auch ein Zentrum eines lebendigen Gemeindelebens.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Antoniuskirche in Basel feiert den 100. Jahrestag ihrer Grundsteinlegung vom 11. Oktober 1925.
- Die Jubiläumsfeierlichkeiten erstrecken sich über drei Jahre bis zum Weihejubiläum am 20. Februar 1927.
- Als älteste vollständig aus Beton gebaute Kirche der Schweiz ist sie ein bedeutendes Werk des Architekten Karl Moser.
- Die Pfarrei zeichnet sich durch ein aktives und international geprägtes Gemeindeleben aus, was sie von vielen anderen unterscheidet.
Ein architektonisches Wahrzeichen für Basel
Die Antoniuskirche im St. Johann-Quartier ist ein Bauwerk von nationaler Bedeutung. Sie gilt als die erste Kirche in der Schweiz, die vollständig aus Sichtbeton errichtet wurde. Dieses Material war zur Bauzeit revolutionär und prägte die moderne Sakralarchitektur massgeblich. Entworfen wurde das Gebäude von Karl Moser, einem der einflussreichsten Schweizer Architekten des frühen 20. Jahrhunderts.
Moser ist in Basel kein Unbekannter. Er zeichnete bereits für den Bau des Badischen Bahnhofs (1910–1913) und der reformierten Pauluskirche (1898–1901) verantwortlich. Die Antoniuskirche war nicht nur sein letztes grosses Werk, sondern auch ein Symbol für die katholische Gemeinschaft in der Stadt. Zur Zeit ihrer Entstehung war sie der erste katholische Kirchenneubau in Basel seit der Reformation. Die offizielle kantonale Anerkennung der römisch-katholischen Kirche erfolgte erst viel später, im Jahr 1970.
Vom Entwurf zur Realität
Die Planungen für die Kirche begannen bereits 1910. Der ursprüngliche Entwurf des Architekten Gustav Doppler sah ein freistehendes Gebäude vor. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs unterbrach jedoch die Arbeiten. Nach dem Krieg nahm Dopplers Sohn Alfred die Planungen wieder auf und konnte seinen ehemaligen Professor an der ETH Zürich, Karl Moser, für das Projekt gewinnen. Moser überarbeitete die Pläne grundlegend und schuf das heute bekannte Bauwerk.
Die Vision von Karl Moser
Karl Moser entschied sich für eine mutige Konstruktion aus Beton und Eisenbeton. Er richtete die Kirche parallel zur Kannenfeldstrasse aus und integrierte sie als sogenannte Fassadenkirche direkt in die angrenzende Wohnbebauung. Mit einer Höhe von 22 Metern und den markanten, hohen Fenstern schuf er einen Innenraum, der von einer einzigartigen Lichtstimmung geprägt ist.
Diese besondere Atmosphäre prägt die Kirche bis heute und war auch ein zentrales Thema in der Predigt von Bischof Marian Eleganti. Er beschrieb das Licht als Symbol für die Gegenwart Gottes in dem Gebäude.
Eine lebendige Gemeinschaft als Herz der Kirche
Während des Festgottesdienstes, an dem rund 200 Gläubige teilnahmen, betonte Bischof Eleganti, dass eine Kirche mehr sei als nur Mauern und Fenster. „Diese Kirche hat auch ein Herz“, sagte er in seiner Predigt. Er erklärte, dass ein Gotteshaus erst durch die Menschen, die es mit Leben füllen, seine wahre Bedeutung erhalte.
„Die Kirche lebt durch jeden einzelnen Gläubigen, durch jeden einzelnen Beter.“
Eleganti hob hervor, dass die Antoniuskirche in einer Zeit, in der viele Kirchen leer stehen, eine positive Ausnahme darstelle. „Hier ist immer ein Beter vor Ort“, stellte er fest. Dies sei ein Zeichen dafür, dass die Gemeinde stark und aktiv sei.
Mitgliederentwicklung der Pfarrei
Die demografische Entwicklung zeigt eine deutliche Veränderung über die Jahrzehnte. Während die Pfarrei St. Anton im Jahr 1925 rund 20.000 Mitglieder zählte, sind es heute noch knapp 4.000. Trotz des Rückgangs bleibt das Gemeindeleben aussergewöhnlich aktiv.
Ein Zentrum für internationale Gläubige
Heinz-Peter Mooren, Mitglied des Organisationskomitees für das Jubiläum, bestätigt die Beobachtungen des Bischofs. „Man kann kommen, wann man will, es sind immer wenigstens ein, zwei Menschen in der Kirche, die beten oder Kerzen anzünden“, berichtet er. Mooren ist seit den späten 1970er-Jahren in der Gemeinde aktiv und kennt die Pfarrei genau.
Das vielfältige Angebot trägt massgeblich zur Vitalität bei. Es gibt tägliche Messen und eine tägliche Ewige Anbetung, die einmal pro Woche sogar nachts stattfindet. Dieses Engagement wird durch die starke Einbindung verschiedener internationaler Gemeinschaften ermöglicht. Laut Mooren sind Gruppen von Tamilen, Indern, Philippinern und Slowenen sowie die Tridentinische Gemeinde fest in das Pfarreileben integriert.
Jubiläum weckt grosses Interesse
Das Interesse an den Feierlichkeiten ist gross. Ein seit drei Wochen in der Kirche ausliegendes Wünschebuch ist bereits auf 30 Seiten in zahlreichen Sprachen beschrieben worden. „Das Gemeindeleben ist stark; das Interesse ist da, in der Kirche mitzuarbeiten“, so Mooren.
Die Einladung an Bischof Eleganti erfolgte, weil er vor einigen Jahren die Firmung in der Pfarrei spendete und bei den Jugendlichen gut ankam. Der Basler Bischof Felix Gmür war terminlich verhindert, hat aber seine Teilnahme am Abschlussgottesdienst im Februar 2027 bereits zugesagt. Gmür hat eine besondere Verbindung zur Pfarrei, da er dort vier Jahre als Diakon und Priester tätig war.
Musikalische Gestaltung und besondere Gäste
Der Festgottesdienst wurde musikalisch vom Singkreis St.-Anton-Allerheiligen und dem Kirchenchor Peter und Paul Allschwil unter der Leitung von Alexander Schmid gestaltet. An der Orgel spielten Karolina Sanna und Urs Hoechle, der am Nachmittag zusätzlich ein Improvisationskonzert gab.
Unter den Gästen befanden sich auch drei Schweizergardisten aus der Region Basel. Die Pfarrei St. Anton hat im Laufe ihrer Geschichte mit rund zehn Männern einen überdurchschnittlich hohen Anteil an Mitgliedern der Päpstlichen Schweizergarde gestellt.
Die Jubiläumsveranstaltungen werden in den kommenden drei Jahren fortgesetzt und bieten der Gemeinde zahlreiche Gelegenheiten, ihre Geschichte zu feiern und die Zukunft zu gestalten. Das vollständige Programm ist auf der Webseite der Pfarrei verfügbar.