Nach der grossen Wiedereröffnung des Globus in Basel sorgt eine neue Rooftop-Bar für Diskussionen. Das Café «Draft.Coffee» akzeptiert ausschliesslich Kartenzahlungen, was bei einigen Kunden bereits zu Unmut geführt hat. Der Betreiber verweist auf Effizienz und Sicherheit, zeigt sich aber offen für Anpassungen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die neue Rooftop-Bar «Draft.Coffee» im umgebauten Basler Globus verfolgt eine strikte «Card only»-Politik.
- Mehrere Kunden haben sich bereits darüber beschwert, nicht mit Bargeld bezahlen zu können.
- Der Betreiber begründet den Schritt mit geringerem Aufwand bei der Abrechnung und erhöhter Sicherheit.
- Eine Umfrage der Schweizerischen Nationalbank zeigt, dass die Bargeldakzeptanz im Detailhandel leicht sinkt.
Ein Kaffee, der nur digital bezahlt werden kann
Der Basler Globus hat nach einem über drei Jahre dauernden Umbau für 250 Millionen Franken seine Türen wieder geöffnet. Im obersten Stockwerk lockt die neue Rooftop-Bar «Draft.Coffee» mit Spezialitätenkaffee und urbanem Ambiente. Doch für einige Besucher endete der Kaffeegenuss, bevor er überhaupt begann.
Eine Kundin wollte kürzlich einen Cappuccino für sechs Franken bestellen und mit Bargeld bezahlen. Das Personal wies sie jedoch darauf hin, dass dies nicht möglich sei, da das Café ausschliesslich Karten- und Digitalzahlungen akzeptiert. Da sie ihre Bankkarte nicht dabeihabe, musste sie auf ihren Kaffee verzichten.
Dieser Vorfall ist kein Einzelfall. Der Zwang zur digitalen Zahlung stösst in Basel auf Kritik und löst eine Debatte über die Wahlfreiheit beim Bezahlen aus.
Hintergrund: Der neue Globus Basel
Die Wiedereröffnung des Globus am Marktplatz markiert den Abschluss eines der grössten Umbauprojekte der Basler Innenstadt in den letzten Jahren. Mit einer Investition von 250 Millionen Franken wurde das Warenhaus umfassend modernisiert und positioniert sich nun im Luxussegment mit Marken wie Hermès und Chanel.
Betreiber erklärt bargeldlose Strategie
Tobias Nagele, der Gründer von «Draft.Coffee», bestätigt, dass es in den ersten Tagen nach der Eröffnung in Basel mehrere Beschwerden wegen der bargeldlosen Politik gab. Er betreibt bereits einen Standort in Zürich, wo diese Vorgehensweise kaum auf Widerstand stösst.
«In Zürich haben wir in eineinhalb Jahren nur eine Handvoll negativer Rückmeldungen erhalten», erklärt Nagele. Er vermutet, dass die Kundschaft in Zürich tendenziell weniger Probleme mit bargeldlosen Systemen hat.
Effizienz und Sicherheit als Hauptgründe
Für den Verzicht auf Bargeld nennt der Unternehmer klare betriebswirtschaftliche Gründe. Die Handhabung von Münzen und Noten sei mit erheblichem Aufwand verbunden.
«Bargeld ist komplex bei der Abrechnung, es können Fehler passieren, und wir müssen das Geld zur Bank bringen, was auch eine Sicherheitsfrage ist», so Nagele.
Diese Überlegungen führen dazu, dass immer mehr Unternehmen, trotz der anfallenden Kartengebühren, auf ein rein digitales Zahlungsmodell umsteigen. Die Prozesse werden dadurch schlanker und das Risiko von Diebstählen oder Fehlbeträgen in der Kasse sinkt.
Bargeldakzeptanz in der Schweiz
Eine Umfrage der Schweizerischen Nationalbank (SNB) bei rund 1900 Unternehmen ergab, dass die Akzeptanz von Bargeld im Detailhandel leicht rückläufig ist und bei unter 90 % liegt. Im Gastgewerbe hingegen akzeptieren weiterhin über 95 % der Betriebe Bargeld.
Ein nationaler Trend mit regionalen Unterschieden
Die Entscheidung von «Draft.Coffee» spiegelt einen breiteren Trend wider, auch wenn die Schweiz als bargeldaffin gilt. Die bereits erwähnte SNB-Umfrage zeigt, dass die Bereitschaft, Bargeld anzunehmen, langsam abnimmt, insbesondere im Detailhandel. Als Hauptgrund nennen die befragten Unternehmen die Kosten und den Aufwand für die Bargeldlogistik.
Besonders im öffentlichen Verkehr sind weitere Einschränkungen geplant. Viele Betreiber wollen die Barzahlung an Billettautomaten oder direkt in den Fahrzeugen weiter reduzieren oder ganz einstellen.
Trotzdem zeigt das Beispiel des Basler Cafés, dass die Akzeptanz für solche Modelle regional sehr unterschiedlich sein kann. Während es in Zürich kaum Reaktionen gab, scheint das Thema in Basel sensibler zu sein.
- Vorteile der Kartenzahlung für Kunden: Bequemlichkeit, kein Mitführen von Bargeld, bessere Ausgabenkontrolle durch digitale Abrechnungen.
- Nachteile der Kartenzahlung für Kunden: Ausschluss von Personen ohne Bankkarte (z.B. Touristen, ältere Menschen), Bedenken hinsichtlich Datenschutz, keine Möglichkeit für anonyme Zahlungen.
Zukunft ungewiss: Betreiber zeigt sich flexibel
Die Reaktionen der Basler Kundschaft bleiben nicht ungehört. Tobias Nagele betont, dass er die Kritik ernst nimmt und bereit ist, seine Strategie für den Standort Basel zu überdenken, sollte der Unmut anhalten.
«Wir werden uns anpassen müssen, sollte das Feedback dauerhaft von unseren Kunden in Basel kommen», verspricht Nagele. Es bleibt abzuwarten, ob die Rooftop-Bar im Globus bald auch wieder Münz und Noten akzeptieren wird oder ob sich die Basler an das digitale Bezahlen gewöhnen.
Die Diskussion zeigt, dass die Umstellung auf eine vollständig digitale Zahlungswelt nicht ohne Reibungen verläuft und die Bedürfnisse der lokalen Kundschaft eine entscheidende Rolle für den Erfolg eines Geschäftsmodells spielen.





