Die Spitallandschaft in der Region Basel und darüber hinaus erlebt derzeit einen tiefgreifenden Wandel. Fusionen, geplante Schliessungen und strategische Neuausrichtungen prägen die Entwicklung. Diese Veränderungen zielen darauf ab, die Qualität der medizinischen Versorgung zu sichern und gleichzeitig dem steigenden wirtschaftlichen Druck zu begegnen.
Wichtigste Erkenntnisse
- Das Universitätsspital Basel (USB) übernimmt das Claraspital.
- Der Neubau des Klinikums 3 am USB wird durch die Übernahme obsolet.
- Das Spital Altstätten schliesst bereits im Juni 2026.
- Das Spital Oberengadin bereitet sich auf eine mögliche Schliessung vor.
- Die Lindenhofgruppe setzt auf Energieeffizienz und Qualitätsentwicklung.
Strategische Übernahme in Basel
Das Universitätsspital Basel (USB) hat eine wegweisende Entscheidung getroffen, die die Spitalinfrastruktur der Stadt nachhaltig prägen wird. Das USB wird das Claraspital übernehmen. Diese strategische Akquisition bedeutet, dass das USB seinen geplanten Neubau des Klinikums 3 aufgeben kann. Dies führt zu einer erheblichen Einsparung von Ressourcen und einer effizienteren Nutzung bestehender Infrastrukturen.
Die Integration des Claraspitals in das USB-Netzwerk soll die medizinische Versorgung in Basel stärken und die Spezialisierung der einzelnen Standorte optimieren. Die genauen Details der Integration und die Auswirkungen auf das Personal werden in den kommenden Monaten erarbeitet.
Faktencheck
- USB und Claraspital: Die Übernahme des Claraspitals durch das Universitätsspital Basel macht den geplanten Neubau des Klinikums 3 überflüssig.
- Einsparungen: Durch die Fusion werden voraussichtlich erhebliche Baukosten vermieden.
Herausforderungen in anderen Regionen
Auch ausserhalb Basels stehen Spitäler vor grossen Herausforderungen. Das Spital Altstätten, Teil von Hoch Health Ostschweiz, wird seine stationären Bereiche bereits im Juni 2026 nach Grabs verlegen. Dies ist zwei Jahre früher als ursprünglich geplant. Für die Mitarbeitenden gibt es jedoch eine positive Nachricht: Es sind keine Kündigungen geplant, da alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Grabs weiterbeschäftigt werden sollen.
Im Engadin bereitet sich das Spital Oberengadin auf ein sogenanntes «Worst Case»-Szenario vor. Sollten die Trägergemeinden die befristete Übergangsfinanzierung ablehnen, droht die Schliessung. In diesem Fall würden das Kantonsspital Graubünden (KSGR) und die Klinik Gut die medizinische Versorgung übernehmen. Diese Unsicherheit belastet die Region und zeigt den Druck, unter dem viele kleinere Spitäler stehen.
«Die Sicherstellung einer qualitativ hochwertigen Gesundheitsversorgung in ländlichen Regionen bleibt eine unserer grössten Herausforderungen.»
Fokus auf Qualität und Nachhaltigkeit
Die Lindenhofgruppe in Bern verfolgt derweil eine Strategie, die auf Qualität und Nachhaltigkeit setzt. Als führendes Spital in Medizin und Pflege erkennt die Gruppe frühzeitig Herausforderungen und entwickelt ihr Angebot stetig weiter. Dies ist entscheidend, um dem steigenden wirtschaftlichen Druck wirkungsvoll zu begegnen und die Zukunft des Spitals zu sichern.
Seit 2015 engagiert sich die Lindenhofgruppe freiwillig als Teilnehmerin der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW). Im Februar 2024 erhielt die Gruppe erneut ein aktuelles Zertifikat, was ihr Engagement für Energieeffizienz und Umweltschutz unterstreicht. Dieser Fokus auf Nachhaltigkeit ist nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern trägt auch zur Kostensenkung bei.
Hintergrund: Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW)
Die EnAW unterstützt Schweizer Unternehmen dabei, ihre Energieeffizienz zu steigern und ihren CO2-Ausstoss zu reduzieren. Durch die Teilnahme an der EnAW verpflichten sich Unternehmen zu konkreten Massnahmen und erhalten im Gegenzug Unterstützung bei der Umsetzung und Zertifizierung ihrer Bemühungen. Dies trägt massgeblich zur Erreichung der Klimaziele bei.
Personalbedarf und medizinische Innovation
Trotz aller Umstrukturierungen bleibt der Bedarf an qualifiziertem Personal in der Gesundheitsbranche hoch. Zahlreiche Spitäler suchen weiterhin Fachkräfte in verschiedenen Bereichen. Dazu gehören beispielsweise Physiotherapeuten mit Schwerpunkt MSK, Logopädinnen und Logopäden sowie diplomierte Expertinnen und Experten für Intensivpflege.
Parallel dazu schreitet die medizinische Innovation voran. Am Universitätsspital Basel gehören 3D-gedruckte Implantate bereits zum Klinikalltag. Florian M. Thieringer, ein Experte auf diesem Gebiet, erklärt, wie künstliche Intelligenz (KI) und Bioprinting die Chirurgie verändern werden. Er sieht sogar die Möglichkeit, in Zukunft direkt im Körper zu drucken, was völlig neue Behandlungsmethoden ermöglichen könnte.
Spitzenforschung und neue Führungskräfte
- USB: Mirjam Christ-Crain hat im August 2025 die Leitung der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Metabolismus am Universitätsspital Basel übernommen. Sie ist eine mehrfach ausgezeichnete Forscherin.
- Claraspital: Matthias Hepprich ist der neue Chefarzt Endokrinologie mit Ernährungszentrum am Claraspital Basel. Er folgt auf Thomas Peters.
Diese Personalwechsel an der Spitze wichtiger Kliniken zeigen den dynamischen Charakter des Gesundheitswesens. Die Spitäler setzen auf anerkannte Fachkräfte, um die medizinische Qualität und Forschung weiter voranzutreiben. Insbesondere die Ernennung von Frauen in Führungspositionen, wie im Fall von Mirjam Christ-Crain, ist ein positives Zeichen, auch wenn die Universitätsmedizin immer noch von Männern dominiert wird.
Patientenwünsche bei Visiten
Eine Studie des Universitätsspitals Basel zeigt, dass Patienten Visiten dann besonders schätzen, wenn Ärzte und Pflegepersonal klar kommunizieren und sie aktiv einbeziehen. Dies stärkt die Zufriedenheit und das Sicherheitsgefühl der Patienten.
Globale Wettbewerbsfähigkeit
Schweizer Spitäler geniessen weltweit einen exzellenten Ruf. Ein US-Ranking der Kliniken nach Fachgebieten zeigt jedoch, dass Schweizer Häuser selten unter den ersten 50 landen. Eine Ausnahme bildet die Herzchirurgie, wo das Ospedale San Raffaele unter Francesco Maisano höher rangiert als das Universitätsspital Zürich (USZ). Dies unterstreicht die Notwendigkeit, kontinuierlich in Forschung, Infrastruktur und Personal zu investieren, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die Entwicklungen in der Basler Spitallandschaft sind ein Spiegelbild der gesamten Schweizer Gesundheitsbranche. Sie zeigen den Spagat zwischen wirtschaftlicher Effizienz, qualitativ hochwertiger Versorgung und der Notwendigkeit, sich an neue medizinische und gesellschaftliche Anforderungen anzupassen.





