Die Spitallandschaft in Basel und der Nordwestschweiz befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Fusionen, finanzielle Herausforderungen und der Ruf nach mehr Transparenz prägen die aktuelle Entwicklung. Das Universitätsspital Basel (USB) steht dabei im Zentrum einer bedeutenden Neuausrichtung, die weitreichende Konsequenzen für die Gesundheitsversorgung der Region hat.
Wichtige Erkenntnisse
- Das Universitätsspital Basel übernimmt das Claraspital.
- Diese Übernahme verhindert den Neubau des Klinikums 3.
- Die Hirslanden-Gruppe verzeichnet hohe Verluste im dreistelligen Millionenbereich.
- Es gibt Forderungen nach mehr Transparenz bei Chefärzte-Löhnen.
- Kooperationen zwischen Spitälern sollen die medizinische Exzellenz stärken.
Fusionen und strategische Neuausrichtungen
Das Universitätsspital Basel (USB) hat eine wegweisende Entscheidung getroffen: Es übernimmt das Claraspital. Diese Fusion ist mehr als nur eine Erweiterung der Kapazitäten. Sie stellt eine strategische Neuausrichtung dar, die den Bau eines neuen Klinikums 3 überflüssig macht. Dies spart dem Kanton erhebliche Investitionskosten und Ressourcen.
Die Integration des Claraspitals in die Strukturen des USB soll zu einer Stärkung der medizinischen Versorgung in der Region führen. Verantwortliche erwarten, dass der Zusammenschluss das USB für Spitzenpersonal noch attraktiver macht. Ein Stellenabbau stehe dabei nicht im Zentrum, versichern die Leitungen beider Spitäler. Vielmehr geht es um die Bündelung von Kompetenzen und eine effizientere Nutzung der vorhandenen Infrastruktur.
Faktencheck
- USB und Claraspital: Die Übernahme des Claraspitals durch das USB vermeidet den Neubau des Klinikums 3.
- Hirslanden-Gruppe: Im Geschäftsjahr 2024/25 verzeichnete die grösste Privatklinik-Gruppe der Schweiz einen Verlust im dreistelligen Millionenbereich, hauptsächlich aufgrund von Wertberichtigungen.
- Hôpital de La Tour: Erwartet ebenfalls rote Zahlen für 2025 wegen Spannungen mit Versicherern.
Finanzielle Herausforderungen im Privatspitalbereich
Nicht nur öffentliche Spitäler, sondern auch private Klinikgruppen sehen sich mit finanziellen Schwierigkeiten konfrontiert. Die Hirslanden-Gruppe, die grösste Privatklinik-Gruppe der Schweiz, meldete für das Geschäftsjahr 2024/25 einen Verlust im dreistelligen Millionenbereich. Dieser Verlust ist vor allem auf Wertberichtigungen zurückzuführen, während die operativen Kennzahlen weitgehend stabil blieben. Dies zeigt den Druck, dem auch etablierte private Anbieter ausgesetzt sind.
Auch das Hôpital de La Tour in Meyrin rechnet damit, das Jahr 2025 mit roten Zahlen abzuschliessen. Hier werden die Spannungen mit den Versicherern als Hauptursache genannt. Solche Entwicklungen signalisieren einen zunehmenden wirtschaftlichen Druck auf den gesamten Schweizer Spitalsektor, der Anpassungen und neue Strategien erfordert.
«Als Qualitätsführerin in Medizin und Pflege gilt es, Herausforderungen frühzeitig zu erkennen und das Angebot stetig weiterzuentwickeln. Damit es gelingt, dem steigenden wirtschaftlichen Druck wirkungsvoll zu begegnen.»
Die Rolle der Lindenhofgruppe
Die Lindenhofgruppe in Bern setzt auf nachhaltige Entwicklung und Anpassung. Seit 2015 engagiert sie sich freiwillig als Teilnehmerin der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) und erhielt im Februar 2024 ein weiteres Zertifikat. Dies unterstreicht ihr Bestreben, nicht nur medizinische Qualität, sondern auch ökologische Verantwortung zu übernehmen. Die Gruppe betont die Notwendigkeit, frühzeitig Herausforderungen zu erkennen und das Angebot kontinuierlich weiterzuentwickeln, um dem wirtschaftlichen Druck standzuhalten.
Transparenz und Kooperationen
In Basel-Stadt wird der Ruf nach mehr Transparenz lauter, insbesondere bei den Löhnen der Chefärzte. Die Politik fordert hier eine offenere Kommunikation. Aktuelle Daten zeigen, dass alle Chefärzte in Basel-Stadt unter der festgelegten Obergrenze verdienen. Dennoch bleibt die Forderung nach mehr Einblick bestehen, um das Vertrauen der Öffentlichkeit zu stärken.
Gleichzeitig setzen Spitäler auf Kooperationen, um die medizinische Exzellenz zu fördern und die Versorgung zu optimieren. Das Universitäts-Kinderspital beider Basel (UKBB) und das Kantonsspital Aarau (KSA) schaffen gemeinsame Chefarztstellen in der Kinderonkologie sowie der Neuro- und Entwicklungspädiatrie. Ziel ist es, die Spitzenmedizin, Forschung und Nachwuchsförderung in der Nordwestschweiz zu stärken.
Hintergrund: Integrierte Versorgung
Ein Modellprojekt für integrierte Versorgung ist Trio+ in Winterthur, eine Zusammenarbeit zwischen dem Kantonsspital Winterthur (KSW), Medbase und Swica. Das Projekt wurde für seine Umsetzung ausgezeichnet, die digitale Tools wie den eMediplan und neue Konzepte für die Betreuung von Krebspatienten umfasst. Solche Modelle könnten zukünftig eine Blaupause für weitere Spitäler in der Schweiz sein, um Effizienz und Patientenversorgung zu verbessern.
Herausforderungen in der Physiotherapie
Nicht nur die Spitäler selbst, sondern auch angrenzende Gesundheitsbereiche stehen vor Herausforderungen. In der Physiotherapie sorgen Bewilligungspflichten für Verdruss. Qualifizierte Therapeuten gelten teilweise als «in Ausbildung», was Berufseinsteiger ins Abseits drängt und Praxen bedroht. Der Branchenverband SwissODP fordert von den Kantonen mehr Pragmatismus und Respekt vor Diplomen, um die Versorgung sicherzustellen und den Fachkräftemangel nicht weiter zu verschärfen.
Dies zeigt, dass die gesamte Gesundheitsbranche in der Schweiz unter Druck steht und innovative Lösungen sowie politische Anpassungen benötigt, um die hohe Qualität der Versorgung auch in Zukunft gewährleisten zu können. Die Entwicklungen in Basel sind dabei exemplarisch für die landesweiten Tendenzen.
Zukunft der Gesundheitsversorgung
Die Konsolidierung der Spitallandschaft durch Fusionen wie die des USB mit dem Claraspital ist ein klares Zeichen für den Anpassungsdruck im Schweizer Gesundheitswesen. Diese Schritte sind notwendig, um sowohl die Qualität der Patientenversorgung zu sichern als auch den wirtschaftlichen Herausforderungen zu begegnen. Die Investition in Kooperationen und die Forderung nach Transparenz sind dabei entscheidende Elemente für eine zukunftsfähige Gesundheitsstrategie.
Die Diskussion um die Chefärzte-Löhne und die Probleme in der Physiotherapie zeigen zudem, dass eine ganzheitliche Betrachtung des Systems erforderlich ist. Nur durch eine gemeinsame Anstrengung aller Akteure – von der Politik über die Spitalleitungen bis hin zu den Fachverbänden – kann die Gesundheitsversorgung in der Nordwestschweiz weiterhin auf hohem Niveau gewährleistet werden. Der Wandel ist im vollen Gange und wird die Strukturen nachhaltig prägen.





