In Pratteln entsteht an der Wartenbergstrasse ein innovatives Wohnprojekt für Senioren. Die Genossenschaft Gewona Nord-West realisiert das Projekt «Lindenstrasse», das zehn barrierefreie Alterswohnungen in einem grosszügigen Garten vorsieht. Der Entwurf, der aus einem Architekturwettbewerb hervorging, verbindet behutsam Neubau und Bestand, um ein gemeinschaftliches und nachbarschaftliches Wohnen zu ermöglichen.
Wichtige Punkte
- Zehn barrierefreie Alterswohnungen entstehen in Pratteln.
- Das Projekt integriert sich in einen bestehenden Garten und bewahrt eine alte Linde sowie ein Einfamilienhaus.
- Der Siegerentwurf der ARGE OAEU + Conrad Kersting setzt auf Holzarchitektur und sanfte Verdichtung.
- Das Konzept fördert generationenübergreifendes Wohnen im Quartier.
Einzigartiges Konzept für altersgerechtes Wohnen
Das Projekt «Lindenstrasse» in Pratteln setzt auf eine neue Form des Wohnens im Alter. Es bietet Senioren die Möglichkeit, im vertrauten Quartier zu bleiben, auch wenn sie ihr Einfamilienhaus an jüngere Generationen weitergeben. Dieses Konzept, oft als zeitgenössische Variante des «Stöckli»-Wohnens bezeichnet, fördert den Austausch und das soziale Miteinander.
Die Genossenschaft Gewona Nord-West, die das Projekt initiiert, betont die Bedeutung von Gemeinschaft. Ein Ort des Austauschs und des sozialen Miteinanders soll hier entstehen. Dies ist ein wichtiger Aspekt, um der Vereinsamung im Alter entgegenzuwirken und gleichzeitig eine selbstbestimmte Lebensweise zu ermöglichen.
Faktencheck
- 73 Teams beteiligten sich am offenen Architekturwettbewerb.
- Das Siegerprojekt stammt von der ARGE OAEU + Conrad Kersting mit zwikr studio (Landschaftsarchitektur).
- Zehn barrierefreie Wohnungen sind geplant.
Architekturwettbewerb mit klaren Vorgaben
Der Architekturwettbewerb stellte die teilnehmenden Büros vor komplexe Aufgaben. Es ging darum, eine sanfte Verdichtung in einer Einfamilienhausumgebung zu realisieren. Gleichzeitig sollte der bestehende, gewachsene Garten in seiner Atmosphäre erhalten bleiben. Ein weiterer Punkt war die Integration des Bestands, sprich des alten Einfamilienhauses, ohne dessen Charakter zu zerstören.
Knapp die Hälfte der 73 eingereichten Teams sah vor, den zum Abbruch freigegebenen Altbau zu erhalten. Die Jury kam zu dem Schluss, dass nur ein reduzierter, ressourcenschonender Eingriff den Charakter des Hauses bewahren kann. Tiefere Eingriffe, wie umfangreiche An- oder Umbauten, wären als zu aufwendig und unangemessen bewertet worden.
Der Siegerentwurf überzeugt durch Einfachheit
Der Entwurf der ARGE OAEU + Conrad Kersting überzeugte die Jury durch seine klare städtebauliche Setzung und seine Einfachheit. Die Architekten schufen ein Haus, das sich zurückhaltend in die umgebende Einfamilienhauslandschaft einfügt. Es ist eine ruhige, rationale Holzarchitektur, die einem Möbelstück ähnelt.
«Die Grundrisse sind einfach, aber geschickt angelegt. Die lineare Schichtung ohne innere Erschliessung ermöglicht eine gute Zonierung – vom privaten Rückzugsbereich bis zum grosszügig proportionierten Wohnraum an der Laube – und erlaubt sogar natürlich belichtete Badezimmer.»
Jurybericht zum Siegerprojekt
Diese Planungsweise sorgt für eine hohe Wohnqualität. Die Wohnungen bieten sowohl private Rückzugsorte als auch offene, lichtdurchflutete Gemeinschaftsbereiche.
Integration von Bestand und Natur
Ein zentrales Element des Projekts ist die Erhaltung des Bestands. Die alte Linde auf dem Grundstück bleibt stehen. Auch das bestehende Einfamilienhaus an der Strasse wird bewahrt. Diese beiden Konstanten verankern den Neubau im Ort und tragen zur Identität des Quartiers bei.
Dominique Salathé, Jurymitglied, hob hervor, wie wichtig der Erhalt dieser Elemente ist. Sie bleiben in ihrer identitätsstiftenden Wirkung erhalten und werden für viele Menschen neu erlebbar gemacht. Das neue Programm fügt sich ruhig und unaufgeregt in die örtliche Bebauungsstruktur ein.
Hintergrund: Verdichtung im Quartier
Das Projekt in Pratteln ist ein Beispiel für «sanfte Nachverdichtung». Es zeigt, wie man in bestehenden Siedlungsgebieten neuen Wohnraum schaffen kann, ohne den Charakter des Quartiers zu zerstören. Dies ist besonders in Regionen wichtig, wo Bauland knapp ist und gleichzeitig der Bedarf an altersgerechtem Wohnraum steigt.
Die Herausforderung besteht darin, die Balance zwischen mehr Wohnraum und dem Erhalt von Grünflächen und Lebensqualität zu finden. Das Projekt «Lindenstrasse» gilt hier als kluger Beitrag zur sozialen Nachverdichtung.
Ein Modell für die Zukunft?
Das Projekt «Lindenstrasse» in Pratteln könnte ein Modell für andere Gemeinden sein. Es zeigt, dass Nachverdichtung nicht zwangsläufig zu Lasten der Lebensqualität gehen muss. Stattdessen kann sie durch kluge Planung und architektonische Zurückhaltung zu einer Bereicherung für das Quartier werden.
Die sorgfältige Lektüre des Ortes und das Vertrauen in eine starke Idee waren entscheidend für den Erfolg des Siegerprojekts. Pratteln darf sich auf einen klugen Beitrag zur sozialen Nachverdichtung freuen, der sowohl den Bedürfnissen älterer Menschen gerecht wird als auch das Quartier stärkt.
- Nachbarschaftliche Gemeinschaft: Fokus auf soziale Interaktion und Austausch.
- Barrierefreiheit: Alle Wohnungen sind altersgerecht gestaltet.
- Nachhaltige Bauweise: Einsatz von Holzarchitektur.
- Respekt vor dem Bestand: Erhalt von Linde und Einfamilienhaus.





