Das K-Haus in Basel, einst als offener Begegnungsort geplant, kämpft weiterhin mit Herausforderungen. Trotz der Vision eines durchmischten Publikums sah sich der Gebäudebesitzer, Immobilien Basel-Stadt, gezwungen, Aufenthaltsverbote zu verhängen. Dies geschah aufgrund von Problemen wie öffentlichem Drogenkonsum und Einbrüchen rund um den Eingangsbereich des ehemaligen Kasernen-Kopfbau.
Wichtige Punkte
- Immobilien Basel-Stadt verhängte ein gerichtliches Aufenthaltsverbot für den Eingangsbereich des K-Hauses.
- Partys im Walther-Bistro des K-Hauses hatten geringe Ticketverkäufe und wurden eingestellt.
- Ein Sozialanthropologe untersuchte den Bedarf von geflüchteten Männern an geschützten Aufenthaltsräumen.
- Die Polizei musste im Sommer bis zu zweimal pro Woche zum K-Haus ausrücken.
Spannungen zwischen Offenheit und Sicherheit
Das K-Haus, ein markanter Kopfbau der Basler Kaserne, sollte laut ursprünglicher Vision ein offener Raum für alle sein. Mehr als drei Jahre nach seiner Eröffnung kämpft die Institution jedoch mit der Umsetzung dieser Idee. Die Plaza, der öffentliche Bereich zwischen Rheinufer und Kasernenhof, wurde nicht nur von Kunstinteressierten, sondern auch von obdachlosen Personen, Suchterkrankten und Menschen mit Fluchthintergrund genutzt.
Diese Mischung führte zu Problemen. Öffentlicher Drogenkonsum und mehrere Einbrüche häuften sich im Umfeld des Gebäudes. Als Reaktion darauf erliess Immobilien Basel-Stadt, der Eigentümer des Gebäudes, ein gerichtliches Verbot. Dieses untersagt längere Aufenthalte am Hauseingang, Übernachtungen und das Deponieren privater Gegenstände.
Faktencheck
- Verbot: Mitte September verhängte Immobilien Basel-Stadt ein gerichtliches Aufenthaltsverbot für den Eingangsbereich des K-Hauses.
- Polizeieinsätze: Im Sommer musste die Polizei ein- bis zweimal pro Woche zum K-Haus ausrücken.
- Konflikte: Bereits im Januar 2024 berichteten die Betreiber des K-Hauses von diversen Herausforderungen, darunter Littering und Vandalismus.
Mässiger Erfolg bei Veranstaltungen
Die Schwierigkeiten des K-Hauses spiegeln sich auch in der Belebung des Innenbereichs wider. Ein Beispiel sind die Partys unter dem Label «Provisorium Basel», die im September erstmals im Walther-Bistro stattfanden. Die Organisatoren von Eventline hatten grosse Erwartungen, wie sie auf Instagram mitteilten: «In der Walther-Bistrobar in der Kaserne schaffen wir einen Raum, in dem junge DJs verschiedenster Genres für euch auflegen. Vier Köpfe, eine Leidenschaft, unvergessliche Abende.»
Doch die Realität sah anders aus. Schon vor der dritten geplanten Veranstaltung mussten die Veranstalter die Tickets gratis anbieten. Dies geschah «aufgrund von nicht so guten Ticketvorverkäufen». Kurz darauf wurde das gesamte Projekt eingestellt. Dies zeigt, dass die erwünschte Belebung des Innenraums noch aussteht.
«Drinnen steppt der Bär noch nicht», fasst Daniel Uhlmann, der für Julliard Events im K-Haus tätig ist, die Situation zusammen. Er bemerkt seit einem Jahr keine wesentliche Veränderung bei der internen Besucherfrequenz.
Polizeipräsenz und Aufenthaltsverbote
Während die Verantwortlichen des K-Hauses sich mehr Besucher im Inneren wünschen, muss die Polizei im Aussenbereich Personen wegweisen. Personen, die sich unrechtmässig vor Ort aufhalten, können neu direkt angezeigt werden. Laura Ferrari, Sprecherin des K-Hauses, äusserte die Hoffnung, dass mit dem neuen richterlichen Verbot «nicht mehr im Torbogen genächtigt wird». Sie betonte auch die Erwartung, dass dies zu mehr Sicherheit auf dem Kasernenhof führen wird, besonders in den dunklen Abendstunden des Winters.
Die Polizei bestätigt eine Beruhigung der Lage. In den Sommermonaten erfolgten noch ein bis zwei Einsätze pro Woche. Daniel Uhlmann bemerkte ebenfalls eine sofortige Veränderung: «Im Durchgang haben zuvor viele Personen übernachtet, das hat sich jetzt schlagartig geändert.» Es bleibt jedoch unklar, ob diese Entspannung dauerhaft ist oder lediglich ein wetterbedingter Effekt aufgrund der kältebedingt geringeren Anzahl von Personen im Freien.
Hintergrund
Die Herausforderungen im K-Haus sind vielschichtig. Moritz Walther, Co-Geschäftsleiter des K-Hauses, berichtete bereits im Januar 2024 über Probleme. Diese reichten von Littering über Obdachlose, die Schutz vor der Kälte suchten, bis hin zu Rauchen im Gebäude und Beschädigung der Infrastruktur. Die Abgrenzung der Zuständigkeiten ist dabei wichtig: Für den Innenbereich ist das K-Haus verantwortlich, für den Aussenraum der Kanton.
Dialog statt Repression: Die Suche nach Lösungen
Die Herangehensweisen des K-Hauses und des Kantons unterscheiden sich grundlegend. Laura Ferrari betont die Philosophie des K-Hauses: «Grundsätzlich stehen wir im K-Haus für Dialog und nicht für Repression.» Auch Menschen mit Fluchterfahrung hätten das Recht, sich in der Plaza aufzuhalten. «Menschen das Gefühl zu geben, dass sie bei uns nicht ‹erwünscht› sind, entspricht nicht unseren Werten. Regulierende Massnahmen bekämpfen Symptome, aber gehen die Problematik nicht an.»
Um die Situation besser zu verstehen, engagierten die Betreiber des K-Hauses in Zusammenarbeit mit dem Stadtteilsekretariat Kleinbasel einen Sozialanthropologen. Dieser führte zwanzig Gespräche mit der Gruppe der «jungen Männer mit Fluchterfahrung», die die Plaza verstärkt nutzten. Die bisherigen Massnahmen, wie verkürzte Winteröffnungszeiten, Polizeipatrouillen und Sicherheitsdienste, hatten zwar kurzfristige Erfolge, führten aber auch zu «Verdrängungseffekten und einer angespannten Atmosphäre».
Bedürfnisse von Geflüchteten
Die Interviews zeigten ein klares Bedürfnis der jungen Männer nach einem «geschützten, konsumfreien Raum und Möglichkeiten zur eigenen Tagesstrukturierung». Laut einem internen Dokument des K-Hauses haben diese Personen oft zu wenig Zugang zu alternativen Aufenthaltsorten oder unterstützenden Strukturen. Der vollständige Bericht wurde den Medien auf Anfrage nicht zugänglich gemacht.
Zentral ist die Schaffung eines einladenden Raums für alle, ohne bestimmte Gruppen auszuschliessen. Für langfristige Lösungen ist laut dem Dokument eine «Kombination aus Moderation, sozio-kulturellen Angeboten und struktureller Unterstützung» erforderlich. Das K-Haus hat basierend auf den Gesprächen eigene Handlungsempfehlungen definiert. Dazu gehören eine stärkere Vernetzung mit Tageshäusern für Obdachlose und eine verbesserte Vermittlung der Hausregeln.
Diese Regeln sollen «visualisiert und positiv formuliert sein». Ein eigens dafür angefertigtes Wimmelbild hängt nun im Erdgeschoss. Es zeigt jedoch paradoxerweise Szenen, die eigentlich im K-Haus verboten wären: eine Person schläft im Eingang, eine andere raucht im Innenraum. Dies verdeutlicht die anhaltenden Herausforderungen bei der Durchsetzung und Akzeptanz der Hausregeln.




