Die Stadt Basel zeigt Interesse am umstrittenen Verkehrsregime der Nachbargemeinde Birsfelden. Dort müssen Autofahrer, die das Dorf als Abkürzung nutzen und sich weniger als 15 Minuten aufhalten, eine Busse von 100 Franken bezahlen. Dieses System soll nun auch für Basel-Stadt als mögliche Lösung gegen den Ausweichverkehr geprüft werden.
Wichtige Punkte
- Birsfelden verhängt 100-Franken-Bussen für Durchfahrer.
- Basel-Stadt erwägt Übernahme des Systems gegen Ausweichverkehr.
- Die rechtliche Zulässigkeit der Bussen ist noch umstritten.
- Täglich wurden in Birsfelden bis zu 100'000 Franken eingenommen.
Basel-Stadt sucht Lösungen für Stauprobleme
Regierungspräsident Conradin Cramer (46) äusserte sich in einer Antwort auf einen Vorstoss von GLP-Grossrat Tobias Christ (44) positiv zu Birsfeldens Ansatz. Er bezeichnete das System als grundsätzlich denkbare Lösung für Basel. Die Stadt leidet ebenfalls unter starkem Ausweichverkehr, besonders bei Staus auf der Autobahn A2. Sanierungsarbeiten an der Osttangente verschärfen die Situation aktuell.
Das Amt für Mobilität wird sich demnächst mit der Gemeinde Birsfelden austauschen. Ziel ist es, Erfahrungen zu sammeln und mögliche Synergien zu prüfen. Es geht darum, ob ein solches Modell auch im komplexen Basler Strassennetz umsetzbar wäre. Auch die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit muss noch eingehend untersucht werden.
Faktencheck Birsfelden
- Busshöhe: 100 Franken
- Kriterium: Aufenthalt unter 15 Minuten
- Einnahmen (Anfangsphase): Täglich bis zu 100'000 Franken
- Ziel: Reduktion des Schleichverkehrs durch das Dorf
Rechtliche Fragen und Kritik am Birsfelder Modell
Trotz des Interesses aus Basel gibt es weiterhin offene Fragen zur rechtlichen Zulässigkeit der Durchfahrtsbussen in Birsfelden. Verkehrsrechtler Yann Moor äusserte sich kürzlich kritisch. Er zweifelt, ob eine solche Einschränkung und die daraus resultierenden Bussen bundesrechtskonform sind. Dies könnte eine Hürde für eine mögliche Übernahme in Basel darstellen.
"Ob eine solche Einschränkung und die damit erwirkten Bussen bundesrechtskonform sind, erscheint eher fraglich."
Yann Moor, Verkehrsrechtler
Die Gemeinde Birsfelden hatte mit ihrem Vorgehen international für Schlagzeilen gesorgt. Viele Autofahrer, die den Stau auf der A2 umfahren wollten, wurden überrascht. Dies führte zu Widerstand und einer Petition gegen die Regelung.
Basels bisherige Massnahmen gegen Ausweichverkehr
Bisher setzte Basel-Stadt auf andere Strategien zur Verkehrsreduktion. In Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Strassen (Astra) wurden bereits Durchfahrtsmöglichkeiten über Autobahneinfahrten gesperrt. Dies soll den Stau und somit den Ausweichverkehr verringern. Solche gezielten Sperrungen sind eine bewährte Methode, um den Verkehr auf den Hauptachsen zu halten.
Zusätzlich plant die Stadt, Strassen in Quartieren zurückzubauen. Auch dies dient dem Zweck, den Schleichverkehr zu reduzieren und die Lebensqualität in den Wohngebieten zu verbessern. Diese Massnahmen zeigen, dass Basel bereits aktiv nach Lösungen sucht, um die Verkehrsproblematik in den Griff zu bekommen und die Anwohner zu entlasten.
Hintergrund: Ausweichverkehr in der Region Basel
Die Region Basel ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt. Die Autobahn A2 ist eine Hauptschlagader für den Nord-Süd-Verkehr. Regelmässige Staus, besonders während der Pendlerzeiten oder bei Bauarbeiten, führen dazu, dass viele Autofahrer versuchen, die Stauzonen über die umliegenden Gemeinden zu umfahren. Dies belastet die Anwohner und die lokale Infrastruktur erheblich. Gemeinden wie Birsfelden sind davon besonders betroffen, da sie direkt an Autobahnausfahrten liegen.
Wirtschaftliche Aspekte und Zukunftsplanung
Die hohen Einnahmen, die Birsfelden in der Anfangsphase generierte – bis zu 100'000 Franken täglich – sind ein Aspekt, der für Basel-Stadt interessant sein könnte. Es geht jedoch nicht nur um Einnahmen, sondern primär um die Entlastung der Quartiere. Die Frage, ob das System ökonomisch sinnvoll ist, bezieht sich auf die Kosten für Installation, Überwachung und Verwaltung im Verhältnis zum Nutzen für die Verkehrslenkung und die Lebensqualität der Bewohner.
Ein Austausch mit Birsfelden soll nun klären, welche Erfahrungen die Gemeinde bisher gemacht hat. Dabei werden auch die Herausforderungen und die Akzeptanz in der Bevölkerung eine Rolle spielen. Basel muss prüfen, ob ein solches System in einer grösseren Stadt mit einem verzweigteren Strassennetz überhaupt praktikabel ist. Die Stadtverwaltung wird die Ergebnisse dieser Abklärungen abwarten, bevor sie eine Entscheidung über die Einführung ähnlicher Massnahmen trifft.
Nächste Schritte für Basel
- Gespräche mit der Gemeinde Birsfelden aufnehmen.
- Vertiefte Abklärungen zur Eignung des Systems für Basels Strassennetz.
- Prüfung der ökonomischen Sinnhaftigkeit und der rechtlichen Grundlagen.
- Bewertung der Auswirkungen auf den Verkehr und die Bevölkerung.





