Seit Ende September verwandelt sich der Dorfkern von Allschwil werktags in ein Verkehrschaos. Temporäre Ampeln an der Baslerstrasse und eine Umleitung über die Klarastrasse führen zu langen Staus, Frust bei Autofahrern und Konflikten mit Sicherheitspersonal. Die Situation ist auf eine umfangreiche Sanierung der Wasser- und Gasleitungen in der Schönenbuchstrasse zurückzuführen, die bis 2026 dauern wird.
Wichtigste Erkenntnisse
- Temporäre Ampeln in Allschwil verursachen lange Staus und aggressive Reaktionen.
 - Die Schönenbuchstrasse ist wegen Bauarbeiten bis 2026 gesperrt.
 - Die Umleitung über die Klarastrasse wird mittels Wechselverkehr geregelt.
 - Gemeinderat lehnt die Aufhebung der Ampeln wegen Schulwegsicherheit ab.
 - Sicherheitspersonal wird täglich mit Beschimpfungen und Regelverstössen konfrontiert.
 
Stau und Ärger am Dorfplatz
Wer den Allschwiler Dorfplatz während der Stosszeiten besucht, erlebt das Ausmass des aktuellen Verkehrschaos. Vor einer roten Ampel auf der Baslerstrasse stauen sich Autos, Lastwagen, Motorräder und Busse über Hunderte von Metern. Die Schlange reicht zeitweise bis zum Kreisel beim Gemeindepark.
Eine Ladenverkäuferin beschreibt die Lage als "eine einzige Katastrophe". Autofahrer zeigen sich zunehmend frustriert. Viele nutzen ihre Mobiltelefone, rauchen oder schimpfen wild gestikulierend. Immer wieder drehen Fahrer ihre Fahrzeuge kurzerhand um, um über Quartierstrassen auszuweichen.
Andere Verkehrsteilnehmer nutzen die Tramfahrbahn, die nun auch für Busse reserviert ist, um an der Kolonne vorbeizufahren. Dies führt zu empörten Blicken und Hupsignalen, wenn sie versuchen, sich wieder einzufädeln. Strassenbahnen müssen im Schritttempo fahren, da der Platz oft nicht ausreicht.
Faktencheck: Ursache des Chaos
- Baustelle: Erneuerung der Wasserleitung in der Schönenbuchstrasse (zwischen Klarastrasse und Dorfplatz).
 - Zusätzliche Arbeiten: Primeo Energie erweitert ihr Leitungsnetz, IWB saniert Gasleitung.
 - Strassensperrung: Schönenbuchstrasse ist für den motorisierten Verkehr immer wieder bis zu den Sommerferien 2026 gesperrt.
 - Umleitung: Erfolgt über die Klarastrasse mit Wechselverkehrsregelung durch Ampeln.
 
Sicherheitspersonal am Limit
Die temporären Lichtsignale und die damit verbundene Verkehrsführung sollen den Verkehr regeln. Doch das Sicherheitspersonal, das am Dorfplatz postiert ist, um Autofahrer und Velofahrer am Abbiegen in die Hegenheimerstrasse zu hindern und den öffentlichen Verkehr freizuhalten, erlebt täglich Aggressionen.
Ein Sicherheitsmitarbeiter berichtet von Beleidigungen und Schimpfwörtern. "Manche zeigen mir den Vogel, schimpfen, ich hätte ihnen gar nichts zu sagen, oder beleidigen mich", erklärt er. Zudem fahren viele Fahrer unverfroren über Rotlicht oder ignorieren Sicherheitslinien. Er fügt hinzu: "Die können froh sein, dass ich keine Bussen verteilen darf."
Obwohl die Gemeindepolizei Allschwil von derartigen Übertretungen keine Kenntnis hat, kam es in einem Fall bereits vor, dass die Polizei durch das Sicherheitspersonal zur Busse eines Verkehrsteilnehmers gerufen wurde. Manchmal entschuldigen sich Einzelne im Nachhinein, doch Diskussionen sind für den Sicherheitsmann sinnlos geworden.
Politische Forderungen und Gemeinderats-Entscheid
Das Verkehrschaos hat auch die lokale Politik erreicht. Der Allschwiler Einwohnerrat hat ein dringliches Postulat von FDP-Einwohnerrat Nico Jonasch an den Gemeinderat überwiesen. Jonasch fordert darin die Aufhebung des aktuellen Ampelregimes.
"Vielen Automobilisten und Anwohnerinnen ist es schleierhaft, weshalb während jeden Dorfmarkts, der Dorffasnacht oder anderweitiger Anlässe im Dorfkern der Verkehr auf der Klarastrasse im Gegenverkehr geführt werden kann, und im jüngsten Fall geht dies nicht", heisst es im Postulat von Nico Jonasch.
Der zuständige Gemeinderat Philippe Hofmann hat jedoch eine klare Antwort. Anders als bei Veranstaltungen wie der Fasnacht, muss der Verkehr jetzt bei laufendem Schulbetrieb über die Klarastrasse geleitet werden. Da die Klarastrasse ein wichtiger Schulweg für viele Kinder ist, würde ein Gegenverkehr die Sicherheit der Schulkinder gefährden. Hofmann betont, dass die Schulwegsicherheit wichtiger ist als "gewisse Partikularinteressen" von Anwohnern.
Hintergrund: Bauprojekt und Phasen
Die Bauarbeiten in der Schönenbuchstrasse sind in drei Phasen unterteilt. Die erste Phase endet voraussichtlich am 19. Dezember. Bis zu den Sommerferien 2026 wird die Strasse immer wieder für den motorisierten Verkehr gesperrt sein. Die Umleitung und Ampelregelung sind daher langfristig geplant.
Mögliche Anpassungen und Ausblick
Eine Aufhebung der Ampelanlagen ist unwahrscheinlich. Dennoch stellt Gemeinderat Hofmann mögliche Anpassungen in Aussicht. Ein Ingenieurbüro hat in Zusammenarbeit mit der Kantonspolizei die Beschilderung der Umleitung überprüft und punktuell angepasst, um die Verkehrsführung zu verbessern. Die ausführliche Antwort des Gemeinderats auf das Postulat steht noch aus.
Für Hofmann steht fest: "Sämtliche evaluierten und noch offenen Massnahmen dürfen die Sicherheit nicht beeinträchtigen." Das zeigt, dass die Gemeinde die Bedenken bezüglich der Sicherheit ernst nimmt. Bis auf Weiteres müssen sich Autofahrer und Anwohner in Allschwil auf die aktuelle Verkehrssituation einstellen.
Die Schönenbuchstrasse ist derzeit nur für Fussgänger und Velofahrer passierbar. Dies unterstreicht die Komplexität des Bauprojekts und die Notwendigkeit der weiträumigen Umleitung.





