Die geplante Erweiterung der Bahninfrastruktur in Basel, insbesondere das sogenannte «Herzstück» und die Tiefbahnhöfe, könnte sich um Jahrzehnte verzögern. Eine aktuelle Studie der ETH Zürich schlägt vor, den Bau erst nach dem Jahr 2045 zu realisieren. Dies löst bei «Trireno», der trinationalen S-Bahn Basel, und den lokalen Behörden scharfe Kritik aus, da bereits heute Kapazitätsengpässe bestehen und ein Angebotsabbau befürchtet wird.
Wichtige Punkte
- Die ETH-Studie «Verkehr 45» empfiehlt, das Basler «Herzstück» erst nach 2045 zu bauen.
 - Trireno warnt vor einem Angebotsabbau der S-Bahn Basel ab 2030.
 - Kapazitätsengpässe am Badischen Bahnhof zwingen viele Züge zur Endstation.
 - Kanton Basel-Stadt und Basel-Landschaft sowie die Handelskammer lehnen die Empfehlung ab.
 - Eine erste Etappe mit Tiefbahnhof und Viertelstundentakt im Fricktal wird gefordert.
 
Verzögerung mit weitreichenden Folgen
Die Studie «Verkehr 45» der ETH Zürich stellt die Pläne für den Ausbau des Basler Eisenbahnknotens infrage. Die Empfehlung, das «Herzstück» und die Tiefbahnhöfe erst nach 2045 anzugehen, überrascht und verunsichert. Die Region Basel ist ein zentraler Verkehrsknotenpunkt für die Schweiz, Deutschland und Frankreich. Eine Verzögerung hätte nicht nur lokale, sondern auch nationale und internationale Auswirkungen.
Bereits heute ist der Bahnhof Basel SBB an seinen Kapazitätsgrenzen. Züge aus Deutschland müssen oft am Badischen Bahnhof enden. Dies führt zu Brüchen in den Reiseketten und erschwert die grenzüberschreitende Mobilität. Mit dem geplanten Ausbau der deutschen Strecken würde sich dieses Problem weiter verschärfen, da mehr Züge auf den Basler Knoten zusteuern.
Faktencheck
- Aktuelle Situation: Viele Regionalzüge aus Deutschland enden bereits am Badischen Bahnhof.
 - Zukünftige Prognose: Ab 2030 könnte auf dem Schweizer Teilnetz und in Richtung Frankreich kein Angebotsausbau mehr möglich sein.
 - Schlimmste Befürchtung: Ab 2045 droht ein ersatzloser Entfall von S-Bahnen in der Hauptverkehrszeit im Fricktal.
 
Kritik von Trireno und lokalen Behörden
Die Organisation «Trireno» – Trinationale S-Bahn Basel – äussert sich kritisch zur Studie. Sie betont, dass der heutige S-Bahn-Betrieb auf historisch gewachsenen Infrastrukturen aus dem 19. Jahrhundert basiert. Diese sind weitgehend ausgeschöpft. Ohne einen rechtzeitigen Ausbau droht ab etwa 2030 ein Stillstand jeglichen Angebotsausbaus auf den Schweizer und französischen Teilnetzen.
«Schlimmer noch: Aufgrund des zunehmenden Fern- und Güterverkehrs aus Deutschland und aus Frankreich ist in der Schweiz sogar mit einem Angebotsabbau der S-Bahn zu rechnen», betonen die Trireno-Experten.
Die Befürchtung ist, dass spätestens 2045, wenn die Rheintalbahn Karlsruhe–Basel durchgängig vierspurig ausgebaut ist, der Güterverkehr die Kapazitäten im Fricktal komplett beanspruchen wird. Dies würde dazu führen, dass zusätzliche S-Bahnen zur Hauptverkehrszeit ersatzlos entfallen müssen. Dies ist eine ernste Bedrohung für Pendler und die regionale Wirtschaft.
Hintergrund: Das Basler «Herzstück»
Das «Herzstück» ist ein geplantes Infrastrukturprojekt in Basel. Es soll eine direkte unterirdische Verbindung zwischen dem Bahnhof SBB und dem Badischen Bahnhof schaffen. Ziel ist die Entlastung des oberirdischen Netzes und die Ermöglichung eines durchgehenden S-Bahn-Betriebs. Dies würde die Umsteigezeiten verkürzen und die Kapazität des gesamten Bahnknotens erhöhen. Es ist ein Schlüsselprojekt für die trinationale S-Bahn Basel.
Politische Forderungen nach raschem Handeln
Auch die Regierungen beider Basel sowie die Handelskammer beider Basel lehnen die Empfehlungen der ETH-Studie ab. Sie sehen den Bahnausbau als zentrale Aufgabe für die gesamte Schweiz. Die Region könne nicht akzeptieren, dass der Ausbau des stark überlasteten Bahnsystems keine Priorität habe, teilt das Basler Bau- und Verkehrsdepartement mit.
«Die Studie kommt wie erwartet zum Schluss, dass der Bahnausbau in Basel für die ganze Schweiz zentral ist. Es ist daher unverständlich, dass die Studie dem Tiefbahnhof und dem ‚Herzstück‘ keine zeitliche Priorität einräumt. Das ist inakzeptabel und muss auf politischem Weg korrigiert werden», moniert Regierungsrätin Esther Keller, Vorsteherin des Bau- und Verkehrsdepartements Basel-Stadt.
Trireno fordert eine nahtlose Weiterführung des Bahnausbaus. Dies soll auf Basis der 2025 abgeschlossenen Vorstudie von SBB und DB zum Kapazitätsausbau Knoten Basel geschehen. Als erster Schritt wird eine Etappe vorgeschlagen, die den Tiefbahnhof Basel SBB mit einem Ertüchtigungspaket Fricktal umfasst. Dieses Paket würde einen Viertelstundentakt der S-Bahn zwischen Rheinfelden und Basel SBB ermöglichen.
Was nun? Die nächsten Schritte
Mit dieser ersten Ausbauetappe könnte der Erhalt der heutigen Angebote gesichert werden. Gleichzeitig würde die Weiterführung neuer Angebote aus Deutschland zunächst bis Basel SBB gewährleistet. Die politische Debatte um die Priorisierung des Bahnausbaus in Basel dürfte sich nun intensivieren. Es bleibt abzuwarten, welche Rolle die Empfehlungen der ETH-Studie letztendlich spielen werden.
Die Zukunft der trinationalen S-Bahn und die Attraktivität des öffentlichen Verkehrs in der Region hängen stark von diesen Entscheidungen ab. Die Kapazität des Bahnknotens Basel ist ein entscheidender Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung und die Lebensqualität der Bevölkerung im Dreiländereck.





